Last updated on 26. November 2021
Wir verändern seit der Industrialisierung die Art unserer Arbeit, des Zusamenseins, unsere Art uns zu ernähren und auch Schritt für Schritt die Art, wie wir wohnen. Wir haben unseren Bezug zur Natur verändert. Bedarf es hierbei nicht einer neuen Zeitrechnung? JA sagen viele Wissenschaftler:innen.
Antropo…. bitte was???
Laut Wikipedia ist ein Zeitalter „ein längerer Abschnitt der Geschichte oder Erdgeschichte, der sich durch verbindende Merkmale auszeichnet. Oft wird der Ausdruck synonym zu Epoche oder Ära gebraucht.“ Eine Arbeitsgruppe von Wissenschaftler:innen auf einem Internationalen Geologischen Kongress im südafrikanischen Kapstadt rief am 29. August 2016 das Erdzeitalter Anthropozän aus. Antropozän ist altgriechisch und bedeutet soviel wie „Das menschlich [gemachte] Neue“.
Exkurs Zeitalter – welche gibt es noch einmal?
Die Erdgeschichte wird unterteilt in vier Erdzeitalter: Erdfrühtum, Erdaltertum, Erdmittelalter, Erdneuzeit. Kürzere Abschnitte werden Perioden genannt, noch kürzere Epochen. Aktuell leben wir in der Erdneuzeit, in der Periode „Quartiär“ und der Epoche „Holozän“, die vor etwa 11.700 Jahren begann. Anhand des Gesteins können Geologen im übrigen bestimmen, wann ein neues Erdzeitalter beginnt.
Warum brauchen wir einen neuen Namen für diese Zeit?
Oftmals wird angenommen, dass wir Menschen viel zu klein und unwichtig sind, um die Erde grundlegend zu verändern. Und was wir Schlechtes tun, das verschwindet nach ein paar Jahrzehnten oder Jahrhunderten wieder, wenn wir Menschen uns eines Besseren besonnen haben oder ausgestorben sind.
Eine große Zahl von Wissenschaftler:innen widerspricht laut des Riffreporters dieser Auffassung. Sie sagen: „Zusammengenommen sind alle Umweltveränderungen, die wir Menschen derzeit herbeiführen, derart tiefgreifend und vor allem über viele Generationen hinaus so langfristig, dass sie über geologische Zeiträume spürbar, sichtbar und messbar sein werden, also auch noch in Hunderttausenden oder in Millionen Jahren. Sie sind sich sicher:
Wir verändern die Erde dauerhaft und sind dabei, ein neues Kapitel in der Erdgeschichte zu eröffnen, ähnlich bedeutend wie frühere neue Kapitel, zum Beispiel das Ende der Eiszeit.
Was sind die Anzeichen?
„Wir bewegen und bearbeiten große Mengen an Oberflächen und Gesteinen, um ganze Städte zu bauen, inklusive ihrer komplexen unterirdischen Strukturen wie U-Bahnen oder Kanalsysteme und den dafür notwendigen Infrastrukturen des ländlichen Hinterlands.“
Jan Zalasiewics (Geologe)
Der Geologe Jan Zalasiewicz sagte einmal in einem bpb-Interview, dass die physischen Anzeichen am deutlichsten in der Art und Weise zu erkennen sind, wie wir die Landschaften umgestaltet haben. Weiterhin gäbe es eine Reihe von chemischen Anzeigern, wie jene, die im Zusammenhang mit der massiven Verbrennung von Kohlenwasserstoffen, d.h. Kohle, Erdgas oder Erdöl, stehen. Zu diesen Signalen gehören aber auch künstliche langlebige organische Verbindungen (wie sie beispielsweise in Pestiziden vorkommen) und schließlich die radioaktiven Nuklide der Atombombentests und nuklearen Unfällen.
Was haben wir damit zu tun?
Anthropozän-Effekte sind hierbei somit auch eng mit gleichermaßen alltäglichen wie politischen Konsumentscheidungen verbunden, etwa unserem Energieverbrauch, unserer Art sich fortzubewegen und der Art unseres Fleischkonsums:
„Ob der Klimawandel eskaliert und die Erde auf Jahrzehntausende verändert oder ob er eingedämmt wird, resultiert aus Entscheidungen jedes Menschen als Individuum, aber auch aus denen aller Organisationsformen der Menschheit in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, vom Stadtrat bis zu den Vereinten Nationen, vom Fabrikarbeiter bis zu den CEO’s von Großkonzernen, von Kleinbauernvereinigungen bis zu Hightech-Instituten.“
(Christian Schwägerl, Journalist, Autor und Biologe)
In ihrem wegweisenden Artikel „The Anthropocene: Are Humans Now Overwhelming the Great Forces of Nature?“ haben Will Steffen, Paul Crutzen und John McNeill eine kommende „dritte Phase“ des Anthropozäns (nach der ersten Phase der Industrialisierung und der zweiten Phase der „Großen Beschleunigung“) skizziert, in der Menschen aktiv und bewusst eine Rolle als „Stewards of the Earth System“, als Hüter des Planeten, einnehmen. Das macht das Anthropozän noch mehr zu einem zutiefst politischen Projekt – und zu einem Projekt, zu dem Nomaden in Äthiopien gleichen Zugang haben sollten wie Banker in New York. (Leseempfehlung: Dossier Antropozän der Bundeszentrale für politische Bildung).
Und jetzt?
Nun heißt es, Ärmel hochkrempeln, tief atmen und los gehts! Nehmt an unserer Klimachallenge teil, um selber ein Teil des Wandels zu sein. Erzählt euren Freunden und Bekannten von diesem Wandel und schreibt euren gewählten Vertreter:innen im Stadtrat oder auf anderer politischer Ebene, was ihr möchtet. #Gemeinsamsindwirviele
Auf unserem Blog möchten wir euch nicht nur aufzeigen, wie dringend die Umweltproblematik ist, sondern auch Lösungen vorstellen, wie ihr aus dem Gefühl des „Wir können ja doch nichts tun“ rauskommt.