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Das Mikroplastik und seine Auswirkungen

Last updated on 27. November 2021

Das Wort Mikroplastik schwirrt schon seit einiger Zeit in unserem Blog herum. Heute wollen wir uns innerhalb unserer Klimachallenge nun genauer damit befassen: Was ist eigentlich Mikroplastik? Wer sind die größten Verursacher davon und was kann ich dagegen tun?


Deswegen müssen wir darüber sprechen

Plastik ist heute allgegenwärtig und kaum noch aus unserem Alltag wegzudenken. Im Jahr 2050 soll es insgesamt mehr Plastik in den Meeren geben als Fische dort leben. Der Lebenszyklus eines Kunststoffproduktes endet in seiner Ursprungsform und gelangt als sogenanntes Mikroplastik in Umwelt, Gewässer und letztendlich auch zum Menschen. So nimmt jede:r von uns jede Woche Plastik in der Größe einer Kreditkarte zu sich. Und obwohl das Bewusstsein für die Umwelt- und Gesundheitsschäden hierfür wächst, boomt die Plastikproduktion auch weiterhin.

Was ist Mikroplastik?

Mikroplastik sind feste und unlöslich synthetische Kunststoffe. Der Begriff wird dabei für Kunststoffpartikel verwendet, die kleiner als 5 mm sind.

Man unterscheidet zwei Arten von Mikroplastik:

  1. primäres Mikroplastik: das sind kleine Pallets, die beispielsweise in Kosmetikartikel verwendet werden.
  2. sekundäres Mikroplastik: dies entsteht beim Zerfall größerer Kunststoffteile. Durch die Einwirkung von Sonne, Wind und Wellen können z.B. Tüten, PET-Flaschen oder auch Reifenabrieb von einem Auto als Mikroplastik in die Umwelt gelangen.  

Was genau an Plastik ist so schlimm?

Hohe Umweltbelastung durch fossile Brennstoffe

99 Prozent des Kunststoffs werden aus fossilen Brennstoffen wie Kohle, Öl und Gas hergestellt. Dabei entstehen viele klimaschädliche Emissionen. Denn bei der Verbrennung fossiler Energieträger kommt es zu einem hohem CO2-Ausstoß, der für die globale Erwärmung verantwortlich ist.

Die Zersetzung

Primäres Mikroplastik, das z.B. in Duschgels und Sonnencreme enthalten ist, nimmt mengenmäßig den kleineren Stellenwert in der Plastikbilanz an. Die größte Quelle für Mikroplastik entsteht durch sekundäres Mikroplastik – also die Zersetzung größerer Plastikteile.

Plastik hat eine hohe Halbwertszeit und zerfällt lediglich in kleinere Kunststoffteile, die nicht mehr aus der Natur zu entfernen sind. Je kleiner diese Partikel sind, desto größer das Risiko der Aufnahme und die Anzahl der Tiere, die es konsumieren. Über die Nahrungskette gelangt das Mikroplastik auch in unseren Körper.

Mikroplastik – ein unsichtbares Gift

Plastik entlang seines Lebenszyklus – von der Produktion über die Nutzung bis zur Entsorgung – bedroht die Natur und die menschliche Gesundheit. Kleinste Partikel finden sich in unserer Atemluft, in unserem Trinkwasser und im Boden. Klärwerke können die kleinen Partikel nicht ausreichend aus dem Abwasser herausfiltern. Das Kunststoff wirkt aufgrund seiner Oberflächeneigenschaft wie ein Magnet auf Umweltgifte. Das Mikroplastik wird samt Schadstoffen von den Meeresorganismen aufgenommen.

Welchen gesundheitlichen Schaden Mikroplastik für den Menschen bedeutet, wird noch erforscht. Klar ist jedoch, dass Mikroplastikpartikel Chemikalien enthalten. Einige Studien weisen darauf hin, dass es Entzündungsreaktionen und toxikologische Auswirkungen verursacht.

Was sind die größten Verursacher für Mikroplastik?

Autoreifen sind die Hauptverursacher für Mikroplastik

Im Jahr 2017 hat das Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik in einer Studie untersucht, was die Hauptverursacher von Mikroplastik sind. Dabei wurden 51 relevante Quellen identifiziert. Die so oft kritisierten Mikroplastik-Partikel in Kosmetika liegen mit 19 Gramm pro Kopf und Jahr gerade einmal auf Platz 19. Unangefochtener Spitzenreiter als Verursacher für Mikroplastik ist der Reifenabrieb. Knapp 1.230 g verbraucht damit jede:r von uns alleine in Deutschland jedes Jahr. Dabei machen Pkw mit 998 g den weitaus größten Anteil aus. Es folgt weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz die Freisetzung von Mikroplastik bei der Abfallentsorgung (302,8 g) und auf Platz 3 der Abrieb von Bitumen in Asphalt (228 g). 

Wo geht mein Plastikmüll nach meiner Entsorgung hin?

Ein Irrglaube ist, dass wir lediglich unseren Plastikmüll richtig entsorgen müssten, damit er wieder vollständig recycelt wird. Denn nicht einmal 10 % des jemals produzierten Kunststoffes wurden recycelt.

Abgesehen von der kleinen Menge, die verbrannt wurde – und es ist eine sehr kleine Menge – gibt es jedes Stück Plastik, das jemals hergestellt wurde, immer noch.

Captain Charles Moore, Meeresfroscher

Wir exportieren einen Großteil unseres Plastikmülls nach Südostasien. Viele der Länder dort haben keine Kontroll- oder Recyclingsysteme. Der Plastikmüll wird somit illegal entsorgt, gelangt damit unkontrolliert in die Umwelt und landet wieder über die Meere bei uns. Auch die lokale Bevölkerung leidet unter diesen Belastungen, wenn Luft, Böden und Gewässer vor Ort verschmutzt werden.

Und JETZT?

Um eine Besserung zu erzielen müssen wir bei der Produktion ansetzen!

Die bisherigen Lösungsansätze zur Plastikkrise zielen vor allem auf die Müllentsorgung, d.h. wie Plastik zu sammeln und zu verwerten ist, jedoch nicht auf die Vermeidung. Im Kampf gegen die Vermüllung der Welt entstehen einige Anti-Plastik- Bewegungen. Ein großes Bündnis ist dabei „Break Free From Plastic“. Sie setzen auf öffentlichwirksame Aufklärung, um Konzernen ihre Verantwortung in der Plastikkrise deutlich zu machen.  

Es gibt erste politische Lösungsversuche, wie z. B. das Verpackungsgesetz und die Vermeidung von Wegwerfprodukten aus Plastik.  Nach einer repräsentativen Umfrage der Heinrich-Böll Stiftung wünschen sich jedoch 85 % der Menschen in Deutschland weitaus mehr Regulierung und Verbote hinsichtlich des Plastikverbrauchs.

Der Druck auf Politik und Industrie muss wachsen!

Klar ist, der Druck auf Politik und Industrie muss wachsen, denn die Verantwortung allein den Konsumierenden zu zuschieben, ist nicht fair.

Coesfeld for Future

Es müssen Konzepte und Alternativen her, mit dem Ziel langfristig keinen Müll zu erzeugen.

Eine wachsende Bewegung namens „Zero Waste“ (deutsch: Null Abfall) stellt sich dieser Herausforderung. Auch haben sich verschiedene Städte und Gemeinden dazu entschlossen, auf lokaler Ebene Müll zu vermeiden. Das Ergebnis: Es ist möglich und das ohne Verzicht von Lebensqualität! Zur ersten Zero Waste Stadt in Deutschland soll Kiel werden. Das Konzept beinhaltet einen umfangreichen Maßnahmenkatalog für Gewerbe, Bildungseinrichtungen, Haushalte und Events (weitere Infos siehe unten im Lesetipp). Wäre es nicht schön, wenn sich einige Städte hieran ein Beispiel nehmen könnten?

Jede:r Einzelne muss sein Verhalten reflektieren!

Für Konsumierende, die nicht erst auf eine globale Lösung warten wollen, gibt es bereits jetzt Möglichkeiten, den eigenen Müll zu reduzieren. Auf Plastik vollständig zu verzichten ist wirklich schwierig, aber in vielen Situationen können wir Kunststoffverpackungen locker meiden. Der erste Schritt ist dabei sich bewusst zu machen, wo Plastik genutzt wird: Kleidung, Zahnpasta, Verpackungsmaterial etc. Wenn du herausfinden möchtest, wie viel Mikroplastik in deinem Körper steckt, habe ich hier den Link zum Selbsttest für dich.:  https://www.merckgroup.com/de/microplasticme/

Den eigenen Konsum und die Notwendigkeit zu hinterfragen, ist immer sinnvoll. Denn auch die Nachfrage reguliert den Markt. Und macht es euch nicht zu schwer! Ein kompletter Verzicht ist dabei nicht der einzige Weg. Wichtig ist, das über das Thema gesprochen wird. Je mehr Menschen, über die Besonderheit von Mikroplastik wissen, desto mehr können ihren Konsum überdenken und ihre eigene Gesundheit und die Umwelt schützen.

…und zum Schluss

Am 26. September 2021 sind Bundestagswahlen. Wenn auch dir das Thema Klimaschutz und eine lebenswerte Zukunft deiner Kinder und Enkelkinder am Herzen liegt, dann geh bitte wählen! Machen wir diese Wahl zu einer Klimawahl! Vielleicht macht genau deine Stimme hierbei den entscheidenden Unterschied.


Meine Lesetipps:


Quellenangaben

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