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Unsere Weihnachtskekse und das Dilemma mit dem Palmöl. Special: Weihnachtsmenü 2021

Hast du schon einmal die Zutatenliste von deinen Lebensmitteln studiert? Palmöl steht bei vielen Lebensmitteln oder auch Süßigkeiten ziemlich weit oben. Es ist ein kostengünstiges pflanzliches Fett, dass oft in verarbeiteten Lebensmitteln, wie z.B. Weihnachtsgebäck zum Einsatz kommt. Heute erfährst du, warum du es meiden solltest und worauf du achten musst.

Deswegen müssen wir darüber sprechen

Palmöl wird aus dem Fruchtfleisch der Früchte der Ölpalme gewonnen. Aus den Kernen der Früchte wird Palmkernöl gewonnen. Das sind zwei unterschiedliche Produkte, die aber die gleichen Folgen für die Umwelt haben. Seit den 70er Jahren wird Palmöl im großen Stil verwendet. Dazu musste besonders in Südostasien (Indonesien, Malaysia, Thailand), aber auch in Südamerika, Afrika und Asien viel Regenwald für die Pflanzung von Ölpalmplantagen weichen. Durch die Abholzung des Regenwaldes kam es bisher zum Artensterben seltener Tierarten und der Klimawandel wird dadurch massiv beschleunigt.

Die Weltproduktion an Palmöl beträgt aktuell mehr als 70 Mio. Tonnen und hat sich seit 1961 um etwa das 60-fache erhöht. Europa ist mit 15% zweitwichtigster Importeur von Palmöl.

Folgen im Tierreich

Ein Orang-Utan Baby

Der Rückgang von rund 400 Tierarten wird mit dem Lebensraumverlust durch die Ausbreitung der Ölpalmplantagen in Verbindung gebracht. Davon gelten 193 Tierarten als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Die Anzahl der stark bedrohten Orang-Utans hat sich zwischen 1999 und 2015 um mehr als 100.000 Tiere reduziert. Holzeinschlag, Entwaldung und Plantagen haben auf Borneo 50% der Orang-Utan Population bereits ausgelöscht. Vom Sumatra-Nashorn existieren nur noch weniger als 300 Exemplare.[1]

Folgen für die Umwelt

Die Zerstörung des wertvollen Regenwaldes bedeutet auch Zerstörung unserer grünen Lungen.

Ein weiterer Rückgang der Regenwaldfläche hätte verheerende Folgen für das Klima des Planeten. Mit der Rodung des Regenwaldes geht dessen wertvolle Kapazität zur Bindung von Kohlendioxid aus der Luft verloren. Darüber hinaus wird durch Brandrodungen zusätzlich Kohlendioxid freigesetzt. Wenn der Regenwald weiterhin Stück für Stück vernichtet wird und die globale Erwärmung weiter fortschreitet, droht z.B. der Amazonas-Regenwald auszutrocknen. Eine globale Erwärmung zwischen 2 und 3 Grad Celsius, Rodungen und die intensive Ausbreitung von Straßen, Sojafeldern und Weideflächen für Rinder könnten schon bis 2050 zur Austrocknung von 40 Prozent des Amazonas-Regenwaldes führen. Einige Klimamodelle ergeben einen vollständigen Zusammenbruch des Amazonas-Regenwaldes in diesem Jahrhundert. Dieser Fall würde die Region vor gewaltige Probleme stellen. Die globalen Folgen wären eine massive Zunahme der atmosphärischen Kohlendioxid-Konzentrationen und damit eine erhebliche Verstärkung der globalen Erwärmung.[2] Die Zerstörung der Regenwälder ist ein Kipppunkt im Klimawandel.

Verletzung der Menschenrechte

Die massive Ausdehnung der Ölplantagen führt häufig zu Konflikt an den Grenzen des (Anbau-)Landes. Kleinbauern und indigene Bevölkerungsgruppen werden von ihrem Land vertrieben. Auch auf den Plantagen sind Menschenrechtsverletzungen und Kinderarbeit an der Tagesordnung.[3]

Wofür benötigen wir eigentlich Palmöl?

Palmöl ist mit rund 30 Prozent Weltmarktanteil das wichtigste Speiseöl. Es ist preisgünstig, hitzestabil und lässt sich vielfältig und gut verarbeiten. Es findet sich in Produkten, die wir täglich verwenden, wie z.B.:

  • Biodiesel
  • Lebensmitteln
  • Tierfutter
  • Körperpflegeprodukten (z.B. Zahnpasta, Seife)
  • Waschmitteln
  • Kosmetik (z.B. Make-up, Parfüm)
  • Kerzen
  • Chemieprodukten

Besonders in Lebensmitteln kommt es in vielen Fertigprodukten zum Einsatz:

  • in Streichfett (Margarine) und andere Fette zum Kochen. (Leseempfehlung: Die Butter und unsere Berkelwelle)
  • Schoko-Nuss-Aufstrichen
  • Süßigkeiten (Eiskonfekt, Schokoglasuren, Schokoladenfüllungen, Eiscremeüberzügen)
  • Müsli
  • Backwaren, wie Brot, Muffins oder Gebäck, speziell Weihnachtsgebäck
  • Chips und salzigem Knabbergebäck

Ist Palmöl gesund?

Die Forscher der DGE (Deutsche Gesellschaft für Ernährung) sehen den hohen Anteil an gesättigten Fettsäuren und verarbeiteten Trans-Fettsäuren in industriellen Lebensmitteln kritisch. Ihre Studien belegen, dass diese Fettsäuren das Risiko für eine Herzkreislauf-Erkrankung vergrößern. Schuld daran ist unter anderem das schlechte Cholesterin (LDL Cholesterin). Durch die Fette steigt der Cholesterinspiegel im Blut an.[4] Weitere Argumente gegen Palmöl sind:

  • 100 g Palmöl liefert 900 Kalorien und besteht zu 100% aus Fett. Dieses besteht zu über 50 % aus gesättigten Fettsäuren (GFS),
  • In einem Tierversuch wurde gezeigt, dass wiederholt erhitztes Palmöl durch die verminderte antioxidative Wirkung des Öls zu Plaque-Ablagerungen in den Arterien führte. Die Versuchsgruppe, die mehrfach erhitztes Palmöl bekam, zeigte vermehrt Plaque-Ablagerungen sowie andere Symptome einer Herzerkrankung, während die Vergleichsgruppe, die frisches Palmöl aufnahm, keine dieser Anzeichen aufwies.
  • Immer wieder wird Palmöl als auch als „krebserregend“ bezeichnet. Um das Öl für Lebensmittel verwenden zu können, muss es erhitzt werden. Hierbei können die Pflanzenfette, wenn sie auf über 200 Grad erhitzt werden, Glycidyl-Fettsäureester (GE) entwickeln, die nach Auskunft des Bundesinstituts für Risikobewertung „wahrscheinlich krebserregend“ sind.[5]

Allerdings gibt es auch Argument für Palmöl:

  • das enthaltene Carotin kann im Körper in Vitamin A umgewandelt werden. Vitamin A ist unter anderem positiv für die Sehkraft, ein gutes Immunsystem und die Hautbildung.
  • Palmöl enthält Tocotrienol, eine Form von Vitamin E, dessen antioxidative Wirkung wichtig für die Hirngesundheit ist. Einige Studien zeigen, dass durch Tocotrienol die mehrfach ungesättigten Fettsäuren im Gehirn geschützt werden konnten. Zudem kann der Verlauf von Demenz verlangsamt, das Schlaganfallrisiko gesenkt und das Entstehen von Hirnläsionen gemindert werden.

Sollten wir jetzt alle komplett auf Palmöl verzichten?

So einfach ist es leider nicht. Die Schwellen- und Entwicklungsländer (meist der globale Süden), in denen die Ölpalmen angepflanzt werden, sind auf wirtschaftliche Entwicklung angewiesen. Ein großer Teil der Arbeitsplätze hängt dort vom Anbau und Handel mit Palmöl ab, dass vor allem die EU schon seit Jahrzehnten bezieht. Für Millionen von Kleinbauern inkl. ihrer Familien stellt Palmöl DIE Einkommensquelle dar. Sie müssen im Wandel zu nachhaltigeren Anbaumethoden unterstützt und vor der Ausbeutung durch benachbarte Großplantagen bewahrt werden.

Gibt es nachhaltiges Palmöl?

Es gibt fünf anerkannte Zertifizierungsprogramme:

  • Der RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil, dt. Runder Tisch für nachhaltiges Palmöl) ging aus einer Zusammenarbeit des WWF mit Unternehmen der Palmöl-Industrie hervor. Es ist derzeit die wichtigste Zertifizierung: Nach eigenen Angaben sind 19 Prozent der weltweiten Produktion und 2,9 Millionen Hektar Anbaufläche RSPO-zertifiziert.
  • Die Rainforest Alliance zertifiziert unter anderem bereits Schokolade und Kaffee. Die Organisation ist Mitglied im RSPO und vergibt ein eigenes Siegel.
  • Der RSB (Roundtable on Sustainable Biomaterials) beschäftigt sich vor allem mit Biokraftstoffen und der industriellen Verwertung von Biomaterialien (z.B. Biomasse, Biokunststoffe, Chemikalien) und versucht, hier nachhaltigere Wege zu finden.
  • ISCC PLUS(International Sustainability and Carbon Certification) soll helfen, die Einhaltung verschiedener Nachhaltigkeitskriterien wie etwa abholzungsfreier Lieferketten nachzuweisen, spielt vor allem für produzierende Unternehmen, etwa für Futtermittel, Biokraftstoffe oder in der Chemieindustrie eine Rolle.
  • POIG, die „Palm Oil Innovation Group“ ist ein Netzwerk von NGOs, Palmöl-produzierenden und -verarbeitenden Unternehmen. Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist die Implementierung einer Reihe von Nachhaltigkeitsstandards.

Die Zertifizierungssysteme, die etabliert wurden, haben noch große Schwächen, bieten den Kleinbauern teils aber wertvolle Hilfestellungen, um diese Ziele zu erreichen (z.B. höhere Preise, Schulungen, Finanzierungsquellen). Zertifiziertes Palmöl ist also ein wichtiges Hilfsmittel im Kampf gegen Armut und für eine nachhaltige Entwicklung. Mehr zu den Zertifizierungssystemen findest du bei Utopia.de [6]

Auch die Wiederaufforstung bestimmter Nutzflächen wird durch die Siegel unterstützt, um Naturschutzgebiete wieder miteinander zu verbinden. Darüber hinaus könnte eine Abkehr von den riesigen Monokulturen hin zu Mischkulturen gefördert werden. Palmöl sollte auch deshalb nicht vollständig durch andere Öle ersetzt werden, da Ölpalmen fünf bis achtmal so viel Öl auf der gleichen Fläche liefern wie z.B. Raps oder Sonnenblumen. Angesichts der weltweit schrumpfenden landwirtschaftlichen Flächen und der steigenden Weltbevölkerung ist die Ölpalme außerdem ein wichtiger Faktor zur Sicherung der Nahrungsversorgung.

Etwa die Hälfte des Palmöls in Deutschland derzeit noch in den energetischen Sektor, hauptsächlich aufgrund der Produktion von Biodiesel. Weil die EU bereits einen schrittweisen Ausstieg aus der Beimischung von Palmöl im Diesel bis 2030 beschlossen hat, ist ein umfangreicher Verzicht in den anderen Sektoren zunächst nicht zwingend notwendig, laut duh (Deutsche Umwelthilfe). Nachhaltiges Palmöl muss nun auch außerhalb des Energiesektors verpflichtend werden.

Deutschland und andere europäische Mitgliedsstaaten haben sich das Ziel von 100% nachhaltigem, entwaldungsfreiem Palmöl bis 2020 gesetzt – dieses wird bisher aber nur freiwillig verfolgt.[7]

Und JETZT?

Bis es wirksamere nachhaltige Lösungen gibt, sollte möglichst wenig Palmöl konsumiert werden. Da man auf der Packung leider nicht auf den ersten Blick sieht, ob Palmöl enthalten ist, lohnt sich ein Blick auf die Zutatenliste des Produktes. Meide deshalb

  • Palmöl
  • Palmfett
  • Palmkernfett
  • Pflanzenfett (Zutatenliste genauer ansehen)
  • Palm Kernel Oil oder Elaeis guineens Kernel Oil (englische Bezeichnungen)

Palmöl ist etwa in jedem zweiten Supermarktprodukt enthalten. Es komplett aus dem Alltag zu verbannen ist fast unmöglich. Während es auf Lebensmitteln immerhin angegeben werden muss, ist in Kosmetik- und Reinigungsprodukten meistens nicht ohne weiteres ersichtlich, ob Palmfett drin steckt.

Tipps für nachhaltigeren Palmöl-Konsum

  • am besten: zertifiziertes Palmöl konsumieren
  • noch besser: zertifiziertes Palmöl in Bio-Qualität verwenden
  • am allerbesten: zertifiziertes Bio-Palmöl mit Fair-Trade-Siegel
  • Günstiges Pflanzenöl wird in großen Mengen als Futtermittel in der Massentierhaltung eingesetzt. Ein weiterer Grund, auf konventionelles Fleisch zu verzichten.
  • Weniger verarbeitete Lebensmittel kaufen, z.B. hat gerade die Vorweihnachtszeit begonnen. Eine gute Gelegenheit Weihnachtsgebäck selbst herzustellen. Man weiß genau was drin ist und besser schmeckt es auch noch.

Die Rezepthefte

Ich habe euch einige meiner Lieblingsplätzchenrezepte rausgesucht und kann euch versichern, dass hier kein Palmöl zum Einsatz kommt. Zusätzlich bekommt ihr auch noch mein Rezeptheft für ein abwechslungsreiches Weihnachtsmenü. 😉 Viel Spaß beim Backen und Kochen!


Quellenangaben:

Weitere Quellen

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