Last updated on 31. August 2023

Viele Menschen sind sich unsicher, ob Kinder etwas auf Demonstrationen zu suchen haben.  Damit dies für alle beteiligten Personen ein guter Tag wird, haben wir im folgenden Beitrag ein paar rechtliche und praktische Tipps für euch zusammengestellt.  

Deswegen müssen wir darüber sprechen:

Die Kinder von heute werden große Veränderungen ihrer Lebensbedingungen erleben, die beschleunigt auftreten und die modernen Gesellschaften vor tiefgreifende Herausforderungen stellen. Die Klimakrise ist die am meisten präsente, aber auch andere ökologische Grenzüberschreitungen wie das Artensterben oder auch soziale Fragen sind vor dem Hintergrund der beschleunigten Digitalisierung und Globalisierung existentiell. Die Entwicklung, die diese Probleme nehmen werden, ist kaum voraussehbar.  

Bereits heute wirkt sich die Klimakrise auf Kinder und Jugendliche aus – sowohl körperlich als auch seelisch. Mehrere Studien zeigen, dass ein hoher Anteil junger Menschen Angst vor der Klimakrise hat, so sehr, dass es ihren Alltag negativ beeinflusst. Studien belegen aber auch, dass es vor allem die elterliche Unterstützung ist, die Kindern mit Klimaangst hilft. (Vgl Mit Kindern über die Klimakrise reden, 2022)  

Wir können unseren Kindern helfen, indem wir selber aktiv werden und handeln.

Darf ich in Deutschland mein Kind mit zu einem Klimastreik nehmen? 

Ja, in Deutschland ist es grundsätzlich erlaubt, Kinder zu Demonstrationen mitzunehmen. Es ist jedoch wichtig, dass Eltern sich darüber im Klaren sind, dass sie in erster Linie für die Sicherheit und das Wohl ihrer Kinder verantwortlich sind und dass sie die örtlichen Gesetze und Vorschriften über Demonstrationen und öffentliche Versammlungen beachten.  

Was kann mein Kind bei einer friedlichen Demonstration lernen? 

Kinder und Jugendliche lernen während einer friedlichen Demonstration, dass ihre Rechte und Freiheiten respektiert werden. Auch sie sind Teil der Gesellschaft und verstehen, dass ihre Handlung eine Wirkung erzeugen kann.  

Wichtig ist jedoch, sich als Elternteil einzugestehen, dass Eltern damit keineswegs die Verantwortung der Handlung an Kinder abgeben dürfen und damit eine Rollenumkehr zwischen Eltern und Kind vollziehen. Bei der Rollenumkehr zwischen Elternteil und Kind kommt es laut der Psychologie “zu einer Diffusion der Generationsgrenzen im Familiensystem, das Kind übernimmt in überzogenem Maße „Eltern-Funktionen“”. (Middendorf, 2022) 

Warum sollte ich mit meinem Kind gerade klimastreiken gehen? 

Die sogenannten Klimastreiks werden meist zweimal im Jahr von der For-Future Bewegung und vielen anderen Natur-und Klimaschutzvereinen und Initiativen organisiert. Gerade die Umweltbewegung fordert unter anderem: 

• Eine schnelle Umsetzung der Paris-Klimaziele durch Regierungen auf der ganzen Welt, um eine Erhöhung der globalen Temperaturen auf 1,5 Grad Celsius oder weniger zu begrenzen. 
• Eine schnelle Überführung zu erneuerbaren Energien und eine Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. 
• Eine sichere Zukunft für Kinder und Jugendliche durch den Schutz ihrer Rechte und Freiheiten, einschließlich des Rechts auf eine intakte Umwelt. 

Diese Forderungen sind für Kinder besonders wichtig, da sie diejenigen sind, die am längsten von den Folgen des Klimawandels betroffen sein werden.  

Kinder und Jugendliche haben das Recht auf eine lebenswerte Zukunft auf einem gesunden Planeten und haben daher auch das Recht, ihre Stimme zu erheben und für eine bessere Zukunft zu kämpfen. 

Und jetzt: How to Klimastreiken mit Kindern 

Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass Demonstrationen manchmal laut und chaotisch sein können und dass Kinder möglicherweise überfordert sein können. Eltern sollten daher die Bedürfnisse ihrer Kinder berücksichtigen und entscheiden, ob es für sie angemessen ist, an einer bestimmten Demonstration teilzunehmen. 

Vor einer Demonstration 

• Haltet es einfach: Verwendet eine einfache Sprache und Vergleiche, um den Kindern die Bedeutung der Demonstration zu erklären.  
• Routenplanung: Schaut euch die Route genau an, damit ihr wisst, wo es langgeht. Wo gibt es Möglichkeiten zum Pippi-machen? Wo könnt ihr notfalls den Demozug verlassen, wenn es dem Kind zu viel wird? Extra Tipp: Bei größeren Demos werden in der Regel auch separate, ruhigere Kinderabschnitte gebildet – fragt gerne bei den Veranstaltern nach, wenn ihr euch nicht sicher seid.  
• Die Kinder sollten Warnwesten tragen. Schreibt Eure Handynummer auf die Warnweste oder nutzt ein Notfall- Armband. Das mindert auch die innere Anspannung bei allen Beteiligten. 
• Überlegt, ob euer Kind einen Gehörschutz braucht. 
• Nehmt ein Lastenfahrrad, Roller oder Bollerwagen mit, damit sich eure Kinder ausruhen können.  
• Denkt an passende Kleidung (Matschhose/Gummistiefel oder Sonnenhut, etc.)  
• Snacks und Getränke nicht vergessen. Das überbrückt auch so manche Wartezeit zu Beginn eines Klimastreiks.
• Plakate malen: Malt auf alten Kartons gemeinsam mit den Kindern Plakat und lasst sie selber überlegen, was ihre Botschaft sein könnten. Ein Band um das Plakat kann hilfreich sein. Wenn das Kind keine Lust mehr auf das Tragen hat, kann es einfach wie eine Kette um den Bauch baumeln und muss nicht vom Elternteil (auch noch) getragen werden. 

Während einer Demonstration  

Gerade mit Kindern ist es wichtig, folgendes zu beachten: 

• Sicherheit geht vor: Stellt sicher, dass die Kinder während der Demonstration sicher sind und bleibt in der Nähe der Kinder. 
• Vermittelt den Kindern, dass es wichtig ist, friedlich und respektvoll zu demonstrieren, um eure Botschaft zu vermitteln. 

Indem du diese Schritte beachtest, kannst du sicherstellen, dass die Kinder eine positive und unterstützende Erfahrung während einer Demonstration machen. 

Nach einer Demonstration 

• Redet mit den Kindern über diesen ereignisreichen Tag. Lasst gemeinsam Gedanken und Empfindungen der Demonstration Revue passieren.  
• Überlegt gemeinsam mit euren Kindern, was ihr sonst noch tun könnt. Die Emotionen einer Demonstration sind meist positiv besetzt, sodass gerade Kindern danach ins Handeln kommen möchten.  

Das Wichtigste ist, dass wir als Erwachsene handeln, um zur Lösung der Klimakrise beizutragen. Dabei sollten wir stets ehrlich und empathisch mit unserem Nachwuchs umgehen. Ein erster Schritt der eigenen Bewusstseinsmachung kann dabei die Teilnahme an einem Klimastreik sein. 

Du bist bereit zum Klimastreiken?

Perfekt – los gehts! Mach mit beim globalen Klimastreik. Und falls du an diesem Tag nicht im Westmünsterland bist und damit nicht am Klimastreik in Coesfeld teilnehmen kannst – dann musst du nicht traurig sein, bis jetzt gibt es 81 weitere Orte in Deutschland, um klimastreiken zu gehen. 

---

Quellenangaben 

Mit Kindern über die Klimakrise reden. (2022, August). https://www.psychologistsforfuture.org. Abgerufen am 2. Februar 2023, von https://www.psychologistsforfuture.org/wp-content/uploads/2022/08/Mit-Kindern-ueber-die-Klimakrise-reden.pdf 

Middendorf, S. (2022, 16. August). Stichwort der Psychologie: Parentifizierung. Praxis für Psychotherapie Ritter und Gerstner. Abgerufen am 8. Februar 2023, von https://ritter-gerstner.de/stichwort-der-psychologie-parentifizierung