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Die Milchkuh und ihre Haltung (Teil I)

Last updated on 6. März 2022

Deswegen müssen wir darüber sprechen

Für die konventionelle Produktion von einem Liter Milch werden circa 1,45-2,4 Kilogramm CO₂-Äquivalente ausgestoßen.[1] Das sind genauso viele Treibhausgase, wie bei der Verbrennung von einem Liter Benzin entsteht. Die hohe klimaschädliche Wirkung der Milch liegt dabei unter anderem an der Massentierhaltung. Schon bei der Herstellung des benötigten Tierfutters werden jede Menge Treibhausgase freigesetzt. Zudem stoßen Kühe bei der Verdauung Methangas aus, welches noch klimaschädlicher ist als CO₂.

Definition Milchviehhaltung: Milchproduktion (oder Milchviehhaltung) ist in der Landwirtschaft die Haltung von Vieh zur Produktion von Milch. Den größten Anteil am Milchviehbestand haben dabei verschiedene Rassen des Hausrindes. Die Milchwirtschaft basiert größtenteils auf Kuhmilch.

Wann gibt eine Kuh eigentlich Milch?

Damit Kühe Milch geben, werden weibliche Kälber ab einem Alter von 18 Monaten künstlich besamt und somit geschwängert. Mit etwa 27 Monaten kalben sie zum ersten Mal. Mit der Geburt beginnt die Laktation, d.h. Milchproduktion setzt ein.

Kalb und Kuh werden meist direkt nach der Geburt getrennt. Das Kalb kommt mit anderen Kälbern in die Aufzucht. Die Kuh wird dann den anderen milchgebenden Kühen angeschlossen und in der Regel zwei bis dreimal täglich gemolken. Die durchschnittliche Nutzungsdauer von Milchkühen liegt bei 2,6 Laktationen (Stand 2019), was 33,5 Monate Nutzung und etwa 5 Lebensjahre bedeutet.

Die durchschnittliche Dauer der Trächtigkeit bei Rindern ist ca. 9 Monate. Einige Zeit vor der nächsten Kalbung wird die Kuh „trockengestellt“, d.h. der Milchentzug durch das Melken wird entweder abrupt oder sukzessive gestoppt. Während der Zeit des Trockenstehens (ca. 8 Wochen) kann sich das Gewebe des Euters regenerieren.

Wie viel Milch gibt eine Kuh?

Für die Milchproduktion gezüchtete Kühe geben pro Tag rund 50 Liter Milch. Die Urkuh hingegen gab mit bis zu 5 Litern knapp 10 Prozent davon. Die durchschnittliche Milchleistung liegt in Westeuropa und Nordamerika grob zwischen 7.000 und 11.000 kg pro Kuh und Jahr. Zurückzuführen ist diese Steigerung auf Zucht und Forschung, um die Milchleistung permanent zu optimieren. Aus dieser Zucht gingen auch die reine Milchkuh-Rassen hervor.

Weiterhin gibt es noch folgende Veränderungen zur Urkuh:

  • In der Natur fressen Kühe Gras und Klee, während Milchkühe heutzutage überwiegend Kraftfutter erhalten.
  • Auch das Gewicht der Kuh ist durch die Zucht- und Futtermaßnahmen um etwa 400 kg gesteigert worden.
  • Der Wasserverbrauch hat sich auf  rund 738 Liter pro Liter Milch erhöht.

Wie werden Kühe gehalten? Was sind die Unterschiede?

Die überwiegende Halteform in Mitteleuropa ist die Stallhaltung. Grundsätzlich lässt sich hier die Anbindehaltung von der Laufstallhaltung unterscheiden. Daneben sind aber auch saisonale Weidehaltung (mit mobilen Melkständen) und Melk-Alm vorzufinden.

  • Ganzjahresanbindehaltung: In Ganzjahresanbindehaltung sind die Kühe das ganze Jahr über an ihren Standplatz fixiert und haben keinen Auslauf. Der Standplatz ist zugleich Liege- und Fressplatz.
  • Laufstallhaltung: Innerhalb des Stalles können sich die Kühe frei bewegen. Der Stall ist unterteilt in verschiedene Bereiche: Im Liegebereich finden sich Liegeboxen und im Fressbereich Fressstände. Es sollten mindestens so viele Liegeboxen wie Kühe vorhanden sein, während sich aber in Abhängigkeit vom Fütterungssystem mehrere Kühe einen Fressstand teilen können. Weitere Funktionsbereiche sind der Laufbereich, d. h. alle Gänge und der Melkbereich. Zum Melken werden die Tiere in den Melkstand gebracht. Je nach Entmistungssystem unterscheidet man vier Laufstalltypen: Laufstall mit Spaltenboden oder planbefestigt, Tretmiststall und Tiefstreustall.
  • Kombinationshaltung

Werden Kühe abwechselnd im Stall in Anbindehaltung und auf der Weide, einer Alm und/oder im Auslauf gehalten, spricht man von der “Kombinationshaltung”. Im Stall sind die Kühe an ihrem Standplatz fixiert, im Auslauf oder auf der Alm können sie sich frei bewegen.

Was fressen Kühe heutzutage?

Zusätzlich zum Grundfutter werden häufig auch Konzentratfutter verfüttert. Diese sind meistens Energiefuttermittel oder Proteinfuttermittel (wie Soja– oder Rapsextraktionsschrot). Die Ergänzung des Futters um das Konzentratfutter ist bei Tieren mit hoher Leistung notwendig, um dem Tier ausreichend Energie und Eiweiß zuzuführen.

80 % der weltweit angebauten Sojabohnen werden zu Tierfutter verarbeitet. Soja lässt sich relativ günstig produzieren und ist sehr eiweißreich. Allerdings hinterlässt es auf unserem Planeten deutliche Spuren. Sojabohnen werden schon seit tausenden von Jahren angebaut aber in den letzten fünfzig Jahren wurde die Produktion von 27 Millionen Tonnen auf 269 Millionen Tonnen um das Zehnfache gesteigert. 80 Prozent der Sojabohnen weltweit kommen aus USA, Brasilien oder Argentinien. Für die Ausweitung der Ackerfläche wurden und werden immer noch riesige Wald- und Savannenflächen umgewandelt. Von 2000 bis 2010 wurden 24 Millionen Hektar Land in Südamerika zu Ackerflächen. So gehen einzigartige Lebensräume für Pflanzen und Tiere verloren, fruchtbarer Boden wird zerstört und Wasser verseucht. Die Massentierhaltung ist somit ein wichtiger Treiber des menschengemachten Klimawandels.

Definition Massentierhaltung: Unter Massentierhaltung versteht man, dass dort Nutztiere gleicher Art und Altersgruppe in großen Beständen auf begrenztem Raum gehalten werden, wobei der Betrieb mehr Tiere hält, als er von seinen eigenen Flächen ernähren kann. Der Import von Futtermitteln ist daher ein Charakteristikum. Kennzeichen der Massentierhaltung sind zudem der geringstmögliche Einsatz von Arbeitskräften zur Versorgung und Fütterung sowie die Verwendung mechanischer Einrichtungen für die Unterbringung und Haltung der Tiere.[2]

Muss Milch aus der Massentierhaltung kommen? Gibt es Alternativen?

Es gibt ein Leuchtturmprojekt namens „Zeit zu zweit – für Kuh und Kalb“. Es ist eines der strengsten Milch-Siegel überhaupt. Initiatoren sind der Tierschutzverein Provieh e.V. und den Demeter-Heumilchbauern.

Dieses Siegel zertifiziert Milch von Bio-Höfen, bei denen die Jungtiere deutlich länger beim Muttertier bleiben dürfen und auch von ihr die Milch bekommen. Es ist vor allem in Süddeutschland verbreitet: in den Regionen Bodensee, Allgäu, Linzgau und Oberschwaben.

Die Kriterien für das Siegel sind streng:

  • Jungtier und Muttertier bleiben in der Regel drei Monate zusammen, mindestens jedoch vier Wochen.
  • Das Kalb trinkt vom Mutter- oder einem Ammentier.
  • Kuh und Kalb treffen mindestens zweimal am Tag aufeinander zum Säugen.
  • Darüber hinaus gelten die Vorgaben des Demeter-Siegels.

Besonders an dem Siegel ist, dass es keinen Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Jungtieren macht. Landwirte erhalten oft weniger als zehn Euro für ein männliches Jungtier. Ein Bullenkalb trinkt also schon an seinem ersten Lebenstag für mehr Geld Milch, als es jemals auf dem Markt erzielen wird. Deshalb werden sie von konventionellen Höfen oft direkt abgegeben und geschlachtet. Die teilnehmenden Betriebe werden vom Tierschutzverein Provieh e.V. streng kontrolliert.[3]

Ist Bio die Lösung?

Auch bei Milch gilt: wer die Umwelt schützen will, ist mit Bio-Produkten besser beraten.

Ökologisch produzierte Milch von Weide-Kühen ist umweltfreundlicher als Milch aus konventionellen Betrieben mit reiner Stallhaltung. Grund dafür ist vor allem der Anbau des Futters. Bei der konventionellen Milchherstellung ist die Bereitstellung des Futters verantwortlich für 18 bis 34 Prozent der Treibhausgasemissionen der Milch und damit der Haupttreiber für die ⁠Klimawirkung⁠. Bei der ökologischen Produktion sind es nur 6 bis 20 Prozent, also ein bis zwei Drittel weniger.

Bei den direkten Verdauungsemissionen der Rinder schneidet die ökologisch produzierte Milch hingegen schlechter ab. Der Grund: Die einzelne Kuh gibt weniger Milch als die vergleichbare Kuh in konventioneller Haltung. Dadurch ist der Anteil der Verdauungsemissionen pro Kilogramm Milch höher.

Außerdem werden beim Bio-Anbau keine chemisch-synthetischen Pestizide verwendet, um den Ertrag zu maximieren. Auch Gentechnik ist laut EU-Öko-Verordnung nicht erlaubt. Das ist gut für die Artenvielfalt, hat aber zur Folge, dass nicht so hohe Erträge erzielt werden können wie bei konventioneller Landwirtschaft. Deshalb braucht „Bio“ mehr Platz, wobei der Flächenverbrauch in Deutschland noch recht klein ist: 2020 wurden knapp 10 Prozent der Agrarflächen für ökologische Landwirtschaft verwendet. 70 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in der EU werden derzeit dazu verwendet, Tierfutter anzubauen.

Würden wir unseren Konsum von tierischen Produkten (vor allem Fleisch) einschränken, hätten wir viel mehr Fläche für Biolandwirtschaft zur Verfügung.[4]

Und JETZT?

Kuhmilch durch Pflanzendrink zu ersetzen ist denkbar einfach. In den letzten Jahren hat sich der Markt unheimlich weiterentwickelt und das Sortiment vervielfacht. Es gibt in Deutschland mittlerweile so viele Firmen, die Pflanzendrink herstellen, dass man sie hier nicht alle nennen kann. Preislich liegen diese zwischen 0,95€ und 2,99€ pro Liter.

Geschmacklich unterscheiden sich die pflanzlichen Alternativen von Kuhmilch, was aber nicht prinzipiell negativ sein muss. Am Anfang muss man etwas rumprobieren bis man seine Lieblingssorte gefunden hat, aber für jeden Geschmack lässt sich eine Sorte finden.

Es gibt folgende Alternativen:

  • Sojadrink
  • Haferdrink
  • Reisdrink
  • Mandeldrink
  • Dinkeldrink
  • Kokosdrink
  • Erdnussdrink
  • Erbsendrink
  • Lupinendrink
  • Getreidedrink
  • Hanfdrink
  • diverse Mischungen, z.B. Soja-Reis-Drink

Es gibt eine Vielzahl an Geschmacks-Varianten: Natur, Vanille, Schoko, Banane, Barista-Edition für Kaffee-Spezialitäten, und und und. Übrigens lässt sich Pflanzendrink leicht selbst herstellen. [5] Probier es doch einfach mal aus!

Pfannkuchen mit Milchersatz

Ich habe in diesem Rezept die Milch durch Sojadrink und das Hühnerei durch Backpulver ersetzt. Lasst euch überraschen, wie lecker Pfannkuchen auch ohne tierische Inhaltsstoffe sein können!

Viel Spaß beim Ausprobieren!


Quellenangaben

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