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Der Internationaler Frauentag und was die Klimakrise für Auswirkungen auf Frauen auf der ganzen Welt hat

Last updated on 17. April 2023

Jedes Jahr feiern wir den internationalen Frauentag. Die Geschichte des Frauentags begann 1908 in den USA und verbreitete sich in den Folgejahren in Europa. Im Jahre 1975 wurde der Tag weltweit von der UNO institutionalisiert – als Internationaler Frauentag. Seit 1975 wird er am 08. März gefeiert als International Women’s Day. Seit 1977 wird er offiziell „Tag für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“ genannt und soll weltweit gefeiert werden (Bildung, 2022). Das alleine zeigt ja schon, dass es um mehr geht als nette Worte und Blumen für die Frauen, anders als zum Muttertag. Aber was hat das Klima mit Frauenrechten zu tun? Sind nicht alle menschlichen und nicht-menschlichen Lebewesen auf der Erde gleichmäßig betroffen von der Erderwärmung?  

Deswegen müssen wir darüber sprechen 

Frauen sind stärker betroffen durch die Klimakrise. Dafür gibt es eine ganze Reihe von gut untersuchten Gründen: Frauen werden in vielen Gegenden der Welt benachteiligt und marginalisiert (also an den Rand gedrängt). Sie haben weniger Rechte, weniger Zugang zu Bildung und sind meist zuständig für den größten Teil der Care-Arbeit sowie die Beschaffung von Nahrung und Wasser. Jede Dürre und, jedes Hochwasser verschärft das Problem der Versorgung. All das verursacht, dass Frauen viel stärker von der Klimakrise betroffen sind. (Die Klimakrise trifft Frauen deutlich härter, 2021) 

Wie sind Frauen betroffen vom Klimawandel? 

Oxfam hat hierzu eine spannende Zusammenfassung erstellt, wie Frauen vom Klimawandel stärker betroffen sind als Männer: 

Rettungsmaßnahmen

Mädchen und Frauen haben oft nicht schwimmen gelernt oder können wegen ihrer Kleidung keine Bäume erklettern und sich so nicht vor Überschwemmungen retten können. Oft dürfen sie ohne männlichen Verwandten nicht alleine das Haus verlassen. Sie sind es, die sich um Kinder, Alte und Kranke kümmern und deshalb nicht rechtzeitig fliehen können. (Klimagerechtigkeit und Geschlecht: Warum Frauen besonders anfällig für Klimawandel & Naturkatastrophen sind, 2016) 

Soziale Benachteiligungen 

Frauen haben oft ein geringeres Einkommen, weniger Zugang zu Bildung und weniger Rechte, was z.B. den Erwerb von Land angeht. Sie bearbeiten zwar, meist als Kleinbäuerinnen, den Boden und erzeugen einen Großteil der Nahrung, aber sie dürfen oft nicht selber Land besitzen.  Sie arbeiten häufig in Bereichen, die von der Klimakrise besonders betroffen sind. Nahrungsbeschaffung und Wasserholen werden dadurch immer schwieriger und zeitaufwändiger. Sie haben oft weniger oder gar keine Rechte, in politischen Entscheidungen mitzureden, wie über Maßnahmen zur Sicherung der Lebensgrundlagen. Selten wird gehört, was sie dazu zu sagen haben. 

Wird die Ernährungslage schwieriger, sind es oftmals Mädchen, die aus der Schule genommen werden, um zum Familieneinkommen beizutragen.

Wegen der traditionellen Aufgabenverteilung sind sie im Allgemeinen an den Ort gebunden und können nicht so leicht wie Männer in Städte oder andere Regionen abwandern, um dort nach Arbeit zu suchen. Müssen Frauen vor Unwettern, Überschwemmungen oder Stürmen in Notunterkünfte fliehen, gibt es dort überwiegend wenig Schutz vor Gewalt und Übergriffen durch Männer (Oxfam Deutschland, 2021) Wird die Ernährungslage schwieriger, müssen meist zuerst die Frauen hungern, Mädchen werden aus der Schule genommen, um zum Familieneinkommen beizutragen oder als Minderjährige verheiratet, denn dann sitzt eine hungrige Person weniger am Tisch. 

Nach einem Bericht des Bundesumweltamtes belegt eine Studie von 2020 der Weltnaturschutzunion IUCN einen engen Zusammenhang zwischen Erderhitzung, Umweltzerstörung und Gewalt gegen Frauen. Und das nicht nur in Ländern des Südens, sondern überall (BMUV, 2022). 

Besonders Frauen , die sich weltweit für Veränderungen, Klimaschutz und Proteste gegen die Zerstörenden einsetzen, bekommen in sozialen Medien regelmäßig Hasskommentare, werden bedroht, und in der realen Welt manchmal angegriffen und gelegentlich sogar getötet. 

Nicht nur Opfer, sondern auch treibende Kraft im Wandel 

Frauen sind aber nicht nur häufiger schutzlos der Klimakrise ausgeliefert, sondern sie engagieren sich auch, teils mehr, teils anders als Männer. 

Gerade in den Ländern des Südens darf Hilfe zur Entwicklung deshalb keinesfalls an den Frauen vorbeigehen. Sie haben z. B. viel seit Generationen tradiertes Wissen, was den Anbau von Nahrungsmitteln angeht und wissen meist am besten, welche Anpassungsmaßnahmen für sie die richtigen sind. Und nicht selten sind sie diejenigen, die aufgeschlossener für Veränderungen sind.  Oxfam schreibt dazu: 

Die Erfahrung zeigt übrigens, dass die Fokussierung auf Frauen bei der Anpassung an den Klimawandel oftmals gleich vielfache Vorteile für die lokalen Gemeinschaften insgesamt mit sich bringt, wegen der komplexen Rollen, die die Frauen in ihnen einnehmen. Offenbar haben sie mehr als Männer das Gemeinwohl als Ganzes im Blick.

(Oxfam, 2021

In gleicher Weise, wie die Benachteiligung von Mädchen und Frauen in einer Gesellschaft sinkt, steigt die Anpassungsfähigkeit einer Gesellschaft an die Klimafolgen. Frauen und Mädchen müssen dazu besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung, Land und Ressourcen sowie politischer Beteiligung haben. Ihre Marginalisierung und Diskriminierung müssen überwunden werden, um nicht noch mehr Menschen in Hunger, Armut und Flucht zu treiben.  

So meint auch das BMZ (Bundesministerium für Zusammenarbeit), Frauen würden jetzt schon Führungsrollen übernehmen und man müsse ihnen ermöglichen, ihr spezifisches Wissen und ihre Erfahrungen stärker zu nutzen. (Gender und Klima, o. D.) 

Benachteiligung – aber doch nicht in Deutschland, oder? 

Auch hier sind Frauen am meisten von der Klimakrise betroffen, und auch hier sind es die Schwächsten, die Krisen am stärksten zu spüren bekommen. Steigende Preise für Energie und Lebensmittel treffen vor allem Geringverdienende, Alleinerziehende und Ältere. Die meisten dieser Menschen sind Frauen.   

Was machen Frauen anders? 

Auf der anderen Seite sieht man gerade überall da, wo Veränderung gedacht und ausprobiert wird, dass der Frauenanteil besonders hoch ist.  

„Die Forschung deutet darauf hin, dass Frauen stärker dazu sozialisiert worden sind, sich um Andere zu kümmern und sozial verantwortlich zu sein, was wiederum dazu führt, dass sie sich mit Umweltproblemen befassen und willens sind, sich ökologisch zu verhalten“, sagt Rachel Howell, Dozentin für Nachhaltige Entwicklung an der Universität Edinburgh (wie sie anmerkt ein Fach, das im Bachelor vor allem Frauen studieren). (Gender Gap beim Klimaschutz: Ist die Rettung des Planeten Frauensache?, 2020) 

Frauen agieren oft sozialer, ökologischer und nachhaltiger.

Männer fahren nicht nur häufiger schwerere und schnellerer Autos und essen mehr Fleisch. Sie setzen auch bei der Bewältigung der Klimakrise meist mehr auf technische Lösungen, die vorspiegeln, man brauche sein eigenes Verhalten ja gar nicht zu verändern. Immer noch gibt es viele, die manchmal Umweltbewusstsein als unmännlich empfinden. In der jungen und jüngsten Generation scheint sich möglicherweise eine Tendenz zum Wandel abzulesen: Selbst ganz junge US-Republikaner sind der Meinung, die Regierungen müssten aktiver werden.  

Dennoch bleibt der Eindruck: Frauen agieren oft sozialer, ökologischer und nachhaltiger. Sie konsumieren nicht nur so, sondern sie ernähren sich gesünder und eher vegan, sie wählen auch öfter nach diesen Maßstäben. In der Klimabewegung sind Frauen, anders als in vielen Parteien, mindestens gleich stark vertreten wie Männer. In sozialen Projekten, Gemeinschaftsgärten, in der Forschung zu nachhaltigen Themen sind sie manchmal stark in der Mehrheit. Auch Konzerne mit Frauen in den Vorständen schauen nicht immer nur auf den größten Profit.  

Laut dem Female Founders Monitor 2020 orientieren sich Gründerinnen eher an übergeordneten Zielen wie die ökologische Nachhaltigkeit und fühlen sich mehrheitlich dem Bereich Social Entrepreneurship zugehörig.

(Bösenberg, 2022) 

Manchmal kann eine einzelne Frau einen Unterschied machen 

Als Einzelne kann ich doch nichts erreichen“ – wie oft hat Mann/Frau diesen Spruch schon gehört? Aber er stimmt einfach nicht. Vielleicht gehört auch dazu, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und die nötige Hartnäckigkeit mitzubringen. Hier ein paar Beispiele. Die Liste könnte sehr lang sein, aber diese Frauen sollen stellvertretend für alle anderen stehen.  

Viele Frauen, egal welcher Hautfarbe, setzen sich für eine klimagerechte Zukunft ein.

Hildegard von Bingen  

Als älteste bekannte Frau und Wissenschaftlerin, die sich für die Ökologie eingesetzt hat, auch wenn man damals diese Begriffe noch nicht benutzte und eher von der „Schöpfung“ sprach. (Hildegards Sicht auf die Schöpfung, o. D.) 

Rachel Carson 

In der Biografie von Dieter Steiner wird sie die „Mutter aller Ökos“ genannt. Als sie 1962 ihr Buch „Der stumme Frühling“ veröffentlichte, galten Pestizide noch als Allheilmittel in der Landwirtschaft. Das Buch wurde ein Weckruf für viele, genau hinzuschauen und sich als Teil der Natur zu sehen, die deshalb geschützt und erhalten werden muss. Besonders wichtig war ihr, dass wir den Kindern die Fähigkeit zum Staunen über die Wunder der Natur ermöglichen und erhalten. (deutschlandfunk.de, o. D.) 

Vandana Shiva 

Die promovierte Quantenphysikerin und Alternative Nobelpreisträgerin aus Indien engagiert sich seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts für die Erhaltung der Natur und die Ernährungssouveränität der Menschen, zuerst in Indien, wo sie das Netzwerk Navdanya gründete, später fand sie weltweite Anerkennung. Navdanya bedeutet „Neun Samen“ und erhält regionales Saatgut, fördert biologische Landwirtschaft und wendet sich gegen Gentechnik, Patente und Monopolstrukturen in der Landwirtschaft . Shiva sagt, wer das Saatgut kontrolliere, der kontrolliere das Leben. Deshalb sei es wichtig, dass die Menschen lokal bestimmen könnten, was sie anbauen, dass es ihnen nicht von nur 5 großen Konzernen vorgeschrieben wird. (Shiva et al., 2019) 

Greta Thunberg 

Eigentlich überflüssig, sie vorzustellen, dennoch soll sie hier nicht fehlen. Es wird nach Johanna von Orleans kaum jemals ein Schulmädchen gegeben haben, das mehr Leute in Bewegung gebracht hat als sie mit ihrem Pappschild „skolstrejk för klimatet“ (Schulstreik für das Klima) in Stockholm vor dem Reichstag. 

Und jetzt?  

Das sind nur ein paar Beispiele. Viele andere, genauso wichtige, werden hier nicht genannt. Alle diese Frauen und viele, viele andere sind unbeirrt ihren Weg gegangen, egal, wie viele Steine ihnen in den Weg gelegt wurden. Männer – und auch Frauen – haben sich über sie lustig gemacht, ihnen gedroht und Gerüchte über sie verbreitet, Konzerne haben gegen sie geklagt und verloren. Gewonnen haben sie mit ihrem Mut und ihrer Beharrlichkeit. Manchmal mussten sie auch ihr Leben lassen. Denken wir an sie und danken ihnen, indem wir den internationalen Tag für Frauen und den Frieden am 8. März feiern. Alle Männer und wer sonst auch immer – sind herzlich eingeladen mitzufeiern! 

Einen Unterschied müssen wir noch konstatieren: Viele der Frauen in der Vergangenheit standen mit ihrem Kampf alleine da, zumindest zu Anfang ihres Weges. Wer sich heute auf den Weg macht, unser Überleben auf diesem wunderbaren Planeten auch weiterhin zu ermöglichen, steht nicht mehr allein. Überall in unserem Land, in allen Ländern, überall auf der Welt sind es viele, viele Frauen und Männer. Die Schwierigkeiten und Gefahren sind sehr verschieden, je nachdem, wo sie für ihre Forderungen einstehen, aber ihre Ziele sind die gleichen.

Eine globale Bewegung kann eigentlich kein Einzel-Gesicht haben. Deshalb: welche Namen und Persönlichkeiten, egal ob weiblich, männlich oder divers, kennst Du? Hinterlasse uns gerne deine Nachricht in den Kommentaren.


Literaturverzeichnis: 

  • Bildung, B. F. P. (2022, 10. Februar). 8. März: Internationaler Frauentag. bpb.de. https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/287033/8-maerz-internationaler-frauentag/ 
  • Die Klimakrise trifft Frauen deutlich härter. (2021, 10. Mai). Oxfam Deutschland. https://www.oxfam.de/blog/klimakrise-trifft-frauen-deutlich-haerter 
  • Klimagerechtigkeit und Geschlecht: Warum Frauen besonders anfällig für Klimawandel & Naturkatastrophen sind. (2016, 21. November). Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V. https://dgvn.de/meldung/klimagerechtigkeit-und-geschlecht-warum-frauen-besonders-anfaellig-fuer-klimawandel-naturkatastroph 
  • Gender und Klima. (o. D.). Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. https://www.bmz.de/de/themen/frauenrechte-und-gender/gender-und-klima 
  • https://www.bmuv.de/themen/europa-internationales/internationales/zusammenhang-gewalt-gegen-frauen-und-klimawandel 
  • Gender Gap beim Klimaschutz: Ist die Rettung des Planeten Frauensache? (2020, 21. September). klimafakten.de. https://www.klimafakten.de/meldung/gender-gap-beim-klimaschutz-ist-die-rettung-des-planeten-frauensache 
  • Bösenberg, C. (2022, 12. Juli). Frauen führen nachhaltiger: Aber wie? STRIVE Magazine. https://www.strive-magazine.de/post/frauen-führen-nachhaltiger-aber-wie 
  • Hildegards Sicht auf die Schöpfung. (o. D.). Bingen am Rhein. https://www.bingen.de/hildegard/hildegards-sicht-auf-die-schoepfung 
  • deutschlandfunk.de. (o. D.). Biografie über Rachel Carson – Die Mutter aller Ökos. Deutschlandfunk. https://www.deutschlandfunk.de/biografie-ueber-rachel-carson-die-mutter-aller-oekos-100.html 
  • merkur.de & merkur.de. (2023, 10. Januar). Vandana Shiva deutschsprachige Website für DE, AT, CH. Vandana Shiva. https://vandana-shiva.de/ 
  • Shiva, V., Astruc, L., Gockel, G., Schuhmacher, S., Wollermann, T. & Gesellschaft für Ökologische Kommunikation mbH. (2019). Eine andere Welt ist möglich: Aufforderung zum zivilen Ungehorsam. Oekom. 
  • McCarthy, J. & Sánchez, E. (2019, 18. April). Fünf Klima-Aktivistinnen, die du kennen solltest. Global Citizen. https://www.globalcitizen.org/de/content/female-activists-saving-planet/ 
  • https://de.rescue.org/artikel/klima-aktivistin-gerechtigkeit-streik 

2 Kommentare

    • Hallo Lotte,
      das stimmt. Jane Goodall gehört auf jeden Fall dazu! Danke für den Beitrag.
      Viele Grüße, Susanne

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