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Plastikabkommen: Wie die EU versucht, ein rechtsverbindliches Abkommen zu schaffen

Last updated on 18. April 2023

Im März 2022 beschlossen die UN-Mitgliedstaaten einstimmig, die weltweite Plastikkrise zu stoppen. Im November begannen die ersten Gespräche für ein Abkommen zur Beendigung der globalen Plastikverschmutzung. Höchste Zeit, denn jede Minute gelangen 21.000 Kilo Plastik in unsere Meere. (WWF 2022) Aber worum geht es dabei und wieso ist das Thema so wichtig? 

Deswegen müssen wir darüber sprechen 

Plastik schadet der Umwelt und unserer Gesundheit: Eine PET Flasche benötigt über 450 Jahre, bis sie weitgehend zersetzt ist. 89 Mrd. Liter Wasser werden jährlich in Plastikflaschen abgefüllt, diese landen zu 80 % im Müll. Jedes Jahr verenden 1.000.000 Seevögel aufgrund von Kunststoff. Bei 90 % aller Menschen befindet sich Plastik im Blut. Plastikmüll wird damit zu einem weltweiten Problem. Umso wichtiger ist es nun, globale Standards einzuführen. 

Lesetipp: Woraus Plastik besteht und welche Sorten es gibt, erfährst du in unserem Beitrag “Plastik: So wichtig ist das Thema und das kannst du dagegen tun!” 

Worum geht es bei dem Plastikabkommen? 

Laut Umweltexpert:innen brauchen wir globale Lösungen, um gegen die Plastikverschmutzung anzugehen. Derzeit sind die Gesetzgebung und ihr Einfluss auf die Eindämmung von Land zu Land unterschiedlich. Das internationale Plastikabkommen soll ein rechtsverbindliches Abkommen für alle Mitgliedstaaten schaffen.   

Dies ist das bedeutendste multilaterale Umweltabkommen seit dem Pariser Klimaabkommen. Es ist eine Versicherungspolice für diese und zukünftige Generationen, damit sie mit Plastik leben können und nicht daran zugrunde gehen“ Inger Andersen, Leiterin des UN-Umweltprogramms nach der Entscheidung.(Cristafaro 2022) 

Neben der Produktion von Kunststoffen sollen auch alle Aspekte von Plastikverschmutzung geregelt werden, von der Plastikflasche bis zu den Mikropartikeln im Meer, Boden und der Nahrungskette. In diesem Jahr soll das globale Plastikabkommen in seinen Vertragsbestandteilen erarbeitet werden. (Niranjan 2022) 

Etwa 70 Prozent der Erdoberfläche sind von Wasser bedeckt. Doch heute schwimmen in jedem Quadratkilometer der Meere hunderttausende Teile Plastikmüll. 

Wer verhandelt da mit wem und wann wird das Abkommen verabschiedet? 

Die Umweltorganisation der Vereinten Nationen (UNEA) arbeitet mit einer zwischenstaatlichen Arbeitsgruppe bis 2024 ein rechtlich bindendes Abkommen zu Plastikmüll aus. Die UNEA ist mit über 190 Staaten das höchste beschlussfähige Gremium, wenn es um internationale Umweltpolitik geht. Zu dem Pakt gehören auch große Plastikproduzenten wie China und die USA. (Niranjan 2022) 

Ist das Plastikabkommen bindend für die Länder? 

Mit dem Abschluss der UNEA am 02.03.2022 wurde die erste Grundlage für einen Vertrag unter dem Namen „End plastic pollution: Towards an international legal binding instrument“ festgelegt. Die Ziele basieren auf wissenschaftlichen Erkenntnissen zur Bekämpfung der Plastikverschmutzung und sind für alle Staaten rechtsverbindlich. Damit auch ärmere Staaten, den Vertrag umsetzen können, sollen finanzielle Mechanismen geschaffen werden und Kooperationsmaßnahmen das Problem nicht nur national, sondern international lösen. (WWF 2022) 

Wichtige Kernziele beim Plastikabkommen 

Ein elementarer Grundstein für ein weltweites Abkommen ist gelegt. Nun ist es wichtig, dass einige Kernziele beachtet werden:  

  • Die Gesamtmenge von neu produziertem Plastik sollte reduziert werden.  
  • Möglichst alles Plastik sollte in den Kreislauf zurückgeführt werden und die bereits entstandene Plastikverschmutzung muss beseitigt werden. (Simon 2022)  
  • Zwingend notwendig wäre, dass der Vertrag den kompletten Lebenszyklus eines Kunststoffes mit Interventionen abdeckt.  
Ein internationales Plastikabkommen soll die Plastikverschmutzung eindämmen.

Kritik am Plastikabkommen 

Ein fertiges Abkommen gibt es bisher noch nicht, entsprechend lässt sich noch keine Aussage treffen, wie gut oder umfassend es sein wird. Jedoch gibt es bereits vor Start einige Forderungen.

Die Forderungen der Umwelthilfe an das Plastikabkommen 

Zum Verhandlungsstart über das globale Plastikabkommen fordert die Deutsche Umwelthilfe konkrete Maßnahmen vor allem für die immer größer werdende Einweg-Müllflut.  Dafür müsse ein globales Pfand- und Mehrwegsystem eingeführt werden. So können große Mengen an Einweg-Kunststoff gespart werden. Produkte, die besonders schädlich sind, sollten generell verboten werden. Die Umwelthilfe betont:

Den großen Ankündigungen der Vereinten Nationen müssen nun Taten folgen, denn die weltweite Vermüllung der Natur ist neben dem Klimawandel eines der größten Umweltprobleme.“ (Deutsche Umwelthilfe 2022)  

Barbara Metz, DUH-Bundesgeschäftsführerin

Forderungen von Wissenschaftler:innen  

Wissenschaftler: innen sind besorgt, dass das Plastikabkommen zu kurz greifen könnte. Der Plastikvertrag sei wenig wirksam, wenn bei dem Abkommen enthaltene Chemikalien unberücksichtigt blieben. Aktuell gibt es über 10.000 Chemikalien, die in Kunststoffen enthalten sind, damit wäre die beschlossenen Recycling- Maßnahmen ineffizient. Denn die enorme Vielfalt der Chemikalien macht die Abfallströme nicht kompatibel. Diese Inkompatibilität führt zum Downcycling und zu giftigen Abfällen. 

Genau das soll sich ändern, fordern die Forschenden! In den Verhandlungen zum Plastikvertrag, muss es eine Regelung zu verbindlicher globaler Verwendung von Inhaltsstoffen geben. Damit sollen die Chemikalien, die in den Produkten verschiedener Hersteller stecken, transparent gemacht und standardisiert werden. (Podbregar 2022) 

Und JETZT? 

Ein gesellschaftliches Umdenken ist auch ohne gesetzliche Regelungen bereits erforderlich!

Das Zauberwort heißt: Refuse, Reduce, Reuse, Repurpose  und Recycle! 

Wir müssen Wege finden, möglichst plastikfrei zu konsumieren. Die 5 R`s sind eine Orientierungshilfe für nachhaltigen Konsum.

Coesfeld For Future
Die 5 R’s stehen für das Vermeiden, Reduzieren, Wiederverwenden, Upcyceln und Recyceln von Verpackungen und anderem Müll.

Versuche bei deinem nächsten Einkauf das zu berücksichtigen: Brauche ich das wirklich? Und wenn ja – gibt es das auch ohne Plastik?

Tischlein Deck Dich: Wie eine Organisation den Geschirrverleih neu denkt

Tischlein Deck Dich” ist ein Projekt der Organisation DüNaMi (lmen Nachhaltig Mitgestalten). Seit 2021 können sich Privatleute, Schulen, Gemeinden oder Kirchen für Feierlichkeiten kostenlos Geschirr ausleihen.

Die Idee ist, Plastikmüll oder Einweggeschirr weitestgehend zu vermeiden, in dem man sich Geschirr und Besteck ausleihen kann.

Das Ziel ist der Wegwerfmentalität entgegenzutreten und das Teilen und Tauschen wieder mehr ins Bewusstsein zu holen.  (DüNaMi 2021) 


Literaturverzeichnis 

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