Last updated on 23. Dezember 2022
Kaffee ist des Deutschen liebstes Getränk und ist mengenmäßig sogar noch vor Mineralwasser und Bier. Der pro Kopf Verbrauch lag im Jahre 2020 im Durchschnittlich bei ca. 170 Litern pro Jahr. Bei den regelmäßigen Kaffeetrinkern waren es sogar 210 Liter. Doch wie klimafreundlich oder –schädlich sind die braunen Bohnen eigentlich? Wir beleuchten heute den Weg der Kaffeebohne, vom kleinen Setzling bis sie als Bohne in unserer Tasse landet.
Deswegen müssen wir darüber sprechen
Für eine Tasse Kaffee müssen durchschnittlich 80 g CO₂ veranschlagt werden. Hochgerechnet auf ca. 168 Liter sind etwa 1.344 Tassen Kaffee pro Jahr. Damit verursacht ein Deutscher jährlich um die 107,5 kg CO₂ allein durch den Kaffeekonsum. Und die deutsche Bevölkerung (83 Mio.) insgesamt mehr als 8,9 Mio. Tonnen CO₂ pro Jahr. Für die Herstellung jeder Tasse Kaffee werden etwa 140 Liter Wasser benötigt. Der Hauptgrund ist vor allem der sehr wasserintensive Anbau der Pflanzen.
Exkurs Botanik: Der botanische Name der Kaffeepflanze ist Coffea. Sie gehört zur Familie der Rötegewächse (Rubiaceae) mit rund 500 Gattungen und über 6.000 Arten. Die bekanntesten Arten sind Coffea arabica (Arabica) und Coffea canephora (Robusta).
Woher kommen unsere Kaffeebohnen?
Die Kaffeepflanze braucht bestimmte klimatische Bedingungen, um gedeihen zu können. In Ländern rund um den Äquator, im sogenannten „Kaffeegürtel“ ist das Klima für Kaffeebohnen daher optimal. Zum Kaffeegürtel gehören große Regionen in Afrika, Mittelamerika und Südamerika, aber auch Teile von Asien. Zu den mengenmäßig größten Anbauländern gehören Kolumbien, Äthiopien, Vietnam und Indonesien. Der mit Abstand größte Kaffeeproduzent weltweit ist Brasilien.
Wie wird Kaffee angebaut?
Eine gut wachsende Kaffeepflanze braucht ein ausgeglichenes Klima ohne extreme Schwankungen, ausreichend Feuchtigkeit, eine optimale Bodenbeschaffenheit und Schutz vor Sonne und Wind.
Das Saatgut wird vorgezogen und nach etwa acht Wochen in Beete gepflanzt. Weitere sechs Wochen später werden die Setzlinge in Behälter vereinzelt. In den folgenden acht Monaten werden sie gepflegt, gedüngt und bewässert und dann als Kaffeebäume an ihren Zielort gepflanzt. Die Bäume werden auf einer Höhe von 1,5 m – 2 m beschnitten, sodass sie relativ niedrig bleiben. Das soll die Ernteerträge steigern und die Handhabung erleichtern.
Nach etwa drei bis vier Jahren wird die Pflanze zum ersten Mal beerntet. Mit sechs bis acht Jahren ist das maximale Produktionsvolumen erreicht und nach 20 Jahren wird die Pflanze ersetzt.
Was passiert bei einer Kaffeebohnenernte?
Für 500 g Kaffeebohnen müssen 2,5 kg Kaffeekirschen geerntet werden. Mit Beginn der Regenzeit geht die Kaffeepflanze in die Blütezeit. Die weißen Blüten werden meist mittels Fremdbestäubung durch Insekten oder Wind bestäubt. Einzig die Sorte Coffea arabica ist nicht von Fremdbestäubung abhängig. Je nach Kaffeesorte dauert es von der Blütezeit bis zur Ernte etwa sieben bis elf Monate.
Die aus den bestäubten Blüten wachsenden Früchte (Kaffeekirschen) sind erst grün, wechseln dann zu gelb und werden zum Schluss rot. In jeder Frucht befinden sich zwei Samen -die Kaffeebohnen. Sie haben eine runde und eine flache Seite. Letzteres hat die charakteristische Furche. Über einen Zeitraum von sechs bis acht Wochen werden die Bohnen geerntet.
Jeder Kaffeebaum wird ein Mal pro Jahr beerntet, mit Ausnahme von Kolumbien. Durch die guten klimatischen Bedingungen können dort teilweise zwei Erntezyklen pro Jahr durchgeführt werden.
Bei der Ernte gibt es zwei Pflückverfahren: Eine Ernte mithilfe einer Pflückmaschine oder per Hand. Auf großen Plantagen werden Pflückmaschinen eingesetzt, die mit einem großen Kamm die Früchte abstreifen. Bei hochwertigen Kaffeesorten werden die Kaffeekirschen mit der Hand geerntet. Dadurch kann gewährleistet werden, dass nur reife Früchte geerntet werden und die unreifen noch einige Zeit am Baum bleiben können. Bei der sogenannten „Strip-Pflückung“ werden (auch per Hand) alle Früchte gleichzeitig geerntet und reif und unreif gemischt.
Im unreifen Zustand sind Kaffeebohnen grau mit gelblich/grünlichem Farbschimmer. Die Kaffeefrüchte sind roh schnell verderblich und werden zügig vor Ort verarbeitet. Alle Bestandteile der Frucht, bis auf die Bohne selbst, werden früher oder später entfernt. Man unterscheidet in zwei Verarbeitungsverfahren:
- Die trockene Aufarbeitung: Die Früchte werden in der Sonne getrocknet und verlieren dadurch 50 – 60 % des Wassers. Dies dauert drei bis fünf Wochen
- Die nasse Aufarbeitung: Die Kaffeebohnen werden in einem Wasserbecken gelagert und mit Maschinen vom Fruchtfleisch befreit. Anschließend werden sie auf mithilfe von Heißluft auf ca. 12 % Feuchtigkeit heruntergetrocknet . Dies dauert bis zu 15 Tage.
Je nach Aufbereitungsart müssen die Bohnen noch geschält, gereinigt, sortiert und klassifiziert werden.
Gibt es deutschen Kaffee?
Kaffee wird fast ausschließlich als Rohware gehandelt und so vom Ursprungs- ins Konsumland transportiert. Dabei werden 80 Prozent des Kaffees als Schüttgut in Containern per Containerschiff transportiert. Im Umkehrschluss bedeutet dies: Sollte auf der Verpackung made in Germany stehen, dann handelt es sich hierbei um die Weiterverarbeitung und nicht um die Produktion.
Woher kommt das Aroma beim Kaffee?
Durch das Rösten des Rohkaffees erhält die Kaffeebohne ihr Aroma und die braune Färbung. Es gibt verschiedene Röstgrade: Heller geröstete Kaffeebohnen schmecken milder, dunkle Röstungen (z.B. für Espresso) enthalten mehr Röstaromen und Bitterstoffe.
Beim anschließenden Mahlvorgang werden die Kaffeebohnen zerdrückt, zerschnitten und zerrieben. Der Ausmahlungsgrad bestimmt den Geschmack des Kaffees, denn je feiner der Ausmahlungsgrad, desto mehr Aromastoffe lösen sich beim Brühvorgang.
Anschließend erfolgt die Verpackung als gemahlene Ware oder ganze Bohne. Die meisten Verpackungen sind vakuumiert oder mit Ventil versehen, sodass Gase entweichen können, aber kein Sauerstoff in die Verpackung gelangen kann.
Wie sozial sind Kaffeebohnen?
Für ein Kilogramm geernteter Kaffeekirschen bekommen die Anbauer:innen und Kaffeepflücker:innen oft nur wenige Cent und müssen deshalb täglich bis zu 45 Kilogramm ernten, um von ihrem Lohn leben zu können. Die Arbeitsbedingungen sind hart, die Sicherheitsvorkehrungen auf den Plantagen unzureichend. Kinderarbeit ist keine Seltenheit.
Ein Hebel den wir hier in Deutschland ziehen sollten ist folgender: Wir können beim Kauf auf Nachhaltigkeitssiegel wie Naturland Fair, Fairtrade und Rainforest Alliance (inkl. UTZ Certified) achten. Sie stellen sicher, dass der Kaffee zu einem Mindestpreis verkauft wird. Um ein entsprechendes Zertifikat zu bekommen, müssen die Produzenten den Kleinbauern faire Löhne zahlen, für bestimmte Arbeitsbedingungen, soziale Sicherheit und Umweltschutz sorgen.
Laut Stiftung Warentest ist das Naturland Fair-Zertifikat am fairsten. Sie setzen auf ökologischen Anbau und faire Arbeitsbedingungen. Auf dem zweiten Platz landet das bekannteste Zertifikat: das Fairtrade-Logo. Laut Test garantiert es Mindestpreise für die Bauer:innen und gute Kontrollmechanismen. Die Siegel von Rainforest Alliance (inkl. UTZ) schneiden schlechter ab, haben wenig Aussagekraft und Kontrolle.
Kaffee war übrigens in den 70er Jahren das erste Produkt mit Fair Trade Siegel.
Und JETZT?
Achte darauf, dass du möglichst nur Kaffee mit Fairtrade-Siegel kaufst, am besten in Bio-Qualität. Lieber Qualität, statt Quantität! Auch im Münsterland gibt es Kaffeeröstereien, die den Kaffee regional rösten und weiter vertreiben:
- In Dülmen gibt es „Schröer’s Privatrösterei“. Der Inhaber setzt sich laut eigener Aussage für faire Arbeitsbedingungen mit adäquater Bezahlung und den nachhaltigen Anbau von Kaffee im Ursprungsland ein.
- Seit November 2021 gibt es den Fair gehandelt Laden in Coesfeld im Natz-Thier-Haus in der Pfauengasse. Dort findet man eine große Auswahl an fairgehandelten (Bio-)Kaffeesorten. Der erwirtschaftete Gewinn wird 1:1 an die Partnergemeinde in Afrika gegeben.
- Fairen, losen Kaffee bekommt man in Coesfeld im „Unverpackt Coesfeld“. Dort füllt man sich Kaffee in seinen mitgebrachten Behälter und spart den Verpackungsmüll ein. Außerdem gibt es dort ein Mal im Jahr in begrenzter Menge den „Segelkaffee“. Dieser wird emissionsarm mit dem Segelschiff nach Deutschland transportiert und vom Hafen aus mit dem Fahrrad von Klimaaktivist:innen weiterverteilt.
Ein frischer, fruchtiger Fenchel-Salat mit einem Granatapfel-Dressing. Perfekt, um den Sommer ausklingen zu lassen.
Orientalisch angehauchten geschmorten Fenchel mit Hummus und Bulgur
Literaturverzeichnis
- Beliebtestes Getränk: So viel mehr Kaffee trinken Sie im Homeoffice. (2021, 25. Juni). DIE WELT. https://www.welt.de/wirtschaft/article231976927/Beliebtestes-Getraenk-So-viel-mehr-Kaffee-trinken-Sie-im-Homeoffice.html
- Dahmer, L. (2019, 12. September). Wie belastend ist es für die Welt, wenn wir ständig Kaffee in uns schütten? ZEIT ONLINE. https://www.zeit.de/zustimmung?url=https%3A%2F%2Fwww.zeit.de%2Fzett%2F2019-09%2Fwie-belastend-ist-es-fuer-die-welt-wenn-wir-staendig-kaffee-in-uns-schuetten
- Deutscher Kaffeeverband. (o. D.). Deutscher Kaffeeverband. Abgerufen am 17. November 2022, von https://www.kaffeeverband.de/de/kaffeewissen/von-der-pflanze-zur-bohne
- Ganz schön bitter. (2019, 4. Februar). fluter.de. https://www.fluter.de/kaffeeanbau-arbeitsbedingungen
- Sortiment. (o. D.). Unverpackt Coesfeld. Abgerufen am 18. November 2022, von https://www.unverpackt-coesfeld.de/sortiment
- Süddeutsche Zeitung & Kürschner-Pelkmann, F. (2012, 11. Oktober). 140 Liter für eine Tasse Kaffee. Süddeutsche.de. https://www.sueddeutsche.de/wissen/der-wasser-fussabdruck-140-liter-fuer-eine-tasse-kaffee-1.913295
- Über uns – Schröer's Privatrösterei. (2021, 16. August). Schröer’s Privatrösterei. https://schroeers-privatroesterei-duelmen.de/ueber-uns/
- Warentest, S. (2016, 20. Mai). Nachhaltigkeitssiegel: Können Verbraucher Fairtrade, Utz & Co vertrauen? test.de. https://www.test.de/Nachhaltigkeitssiegel-Koennen-Verbraucher-Fairtrade-Utz-Co-vertrauen-5007466-0/
- Was ist der Kaffeegürtel | Das Kaffeelexikon von Tchibo. (o. D.). Kaffeelexikon – Kaffeegürtel. Abgerufen am 17. November 2022, von https://www.tchibo.de/kaffeelexikon-kaffeeguertel-c400094105.html
- Wie nachhaltiger Kaffeeanbau Kleinbauernfamilien unterstützen kann. (2021, 9. August). Utopia.de. https://utopia.de/sponsored-content/nachhaltiger-kaffeeanbau-kleinbauernfamilien-unterstuetzen/
- Zertifizierter Bio-Kaffee – was heißt das eigentlich? (2021, 12. April). Hoppenworth & Ploch. https://hoppenworth-ploch.de/blogs/kaffeewissen/bio-kaffee