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Kann Windenergie unser Klimaretter werden?

Last updated on 19. April 2022

Der Energieverbrauch von fossilen Brennstoffen ist für 85 % der Treibhausgas-Emissionen in Deutschland verantwortlich. Fossile Brennstoffe wie Kohle, Erdöl und Erdgas ermöglichten uns eine industrielle Revolution. Sie tragen aber auch maßgeblich zum menschengemachten Klimawandel bei.[1] Für die Energiewende und den Klimaschutz ist die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien unabdingbar.[2] Welche Rolle dabei die Windenergie trägt, erfährst du hier.

Definition Windenergie: Windenergie stellt eine Energiequelle dar, die aus der natürlichen Kraft des Windes elektrische Energie für uns erzeugt. 

Ökobilanz der Windenergie

Ist Windenrgie wirklich klimaschonend?

Die Windenergieanlagen (WEA) setzt im Betrieb keine Treibhausgase frei. Die Herstellung der Anlagen hat allerdings aufgrund von benötigten Materialbedarf dennoch Umweltauswirkungen. Ursächlich dafür ist die Menge und die Herstellung der eingesetzten Materialien, wie z.B. Beton, Metalle und Kabel. Das Umweltprofil ist auch sehr von der Nutzungsphase, vom Standort, der Nutzungsdauer und dem Systemwirkungsgrad abhängig. Um den Stromertrag der Anlagen möglichst zu maximieren, sind daher hohe Anlagenlaufzeiten erstrebenswert.[3] Die Lebensdauer von WEA beträgt 20 bis 30 Jahren und müssen dann rückgebaut werden.[4]

Energetische Amortisation

Die WEA hat sich nach 3-7 Monaten energetisch amortisiert und produziert damit bereits nach dieser Zeit, so viel Energie, wie für Herstellung, Betrieb und Entsorgung aufgewendet werden muss. Konventionelle Energieerzeugung amortisiert sich dagegen nie.[5]

Umweltbundesamt zu den Umweltauswirkungen

Das Umweltbundesamt hat 2021 eine Studie zu den Umweltauswirkungen von Windenergie durchgeführt: Diese belegen im Wesentlichen die bisherigen Erkenntnisse zu den Ökobilanzen der Windstromerzeugung. Die Ergebnisse zeigen, dass selbst im ungünstigsten Fall, die in der Herstellungsphase entstehenden Treibhauspotenziale um ein Vielfaches unterhalb konventioneller Stromerzeugungsarten (z.B. Stein- und Braunkohle) liegen.[6] 

Windenergie und Photovoltaik sind daher die tragenden Säulen in einem auf erneuerbaren Energien basierenden Stromsystems.

Welche Unterschiede gibt es bei Windparks?

Man unterscheidet Windenergie, die an Land gewonnen wird (onshore) oder an Meer (offshore). Wirtschaftlich lohnen sich Windräder vor allem, wenn sie in Windparks zusammengefasst sind. Offshore- Windparks sind zwar teurer, treffen jedoch auf weniger Widerstand in der Gesellschaft. Die Auswirkungen von Offshore Anlagen auf die Meeresbiologie müssen jedoch weiter erforscht werden.[7]

Gibt es negative Punkte, die bei Windenergie bedacht werden sollten?

Auswirkungen auf die Natur

Wie bei allen baulichen Anlagen ist auch die Windenergieanlage ein Eingriff in Flora und Fauna. Die meisten Tiere stören sich zwar nicht an den Anlagen, beim Betrieb muss jedoch auf Artenschutz geachtet werden. Besondere Rücksicht ist auf Fledermäuse und Vögel zu nehmen. Vor allem Greifvögel kollidieren mit den Anlagen. Eckhardt von Hirschhausen hat hierzu in seinem Buch „Mensch, Erde“ einen Vergleich gezogen, wie viele Vögel jährlich durch welche Ursache versterben:

  1. 115 Millionen Vögel fliegen gegen Glasscheiben.
  2. 100 Millionen Vögel fallen Hauskatzen zum Opfer (bzw. werden kurzfristig deren Spielgefährten)
  3. 70 Mio. sterben durch Autos und Züge
  4. 2,8 Mio. Vögel verfangen sich in Stromleitungen und sterben dadurch
  5. 1,2 Mio. Vögel fallen Jäger:innen zum Opfer
  6. 0,1 Millionen Vögel sterben aufgrund von Windkraftanlagen

Die meisten Vögel fliegen hierbei gegen den Mast und nicht gegen die Rotorblätter. Ein Einfärben der Mäste in Grün kann hierbei schon zu einer erhebliche Abmilderung führen.

Auswirkungen auf den Menschen

Licht- und Lärmemissionen können den Menschen beeinträchtigen. Durch technische Weiterentwicklung konnten diese jedoch bereits deutlich reduziert werden. Für einige Menschen stellen Windkraftanlagen eine Beeinträchtigung des Landschaftsbilds dar. Sorgen wegen eines Infraschalls[8], die auf niedrig frequentierte Töne zurückzuführen sind, sind aus wissenschaftlicher Sicht unbegründet.[9]

Technische Herausforderung

Windenergieanlagen können nur Strom produzieren, wenn auch Wind vorhanden ist. Laut Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Hochschule Berlin, müssen unterschiedliche Speichermöglichkeiten ausgebaut werden. So seien Schwankungen im Energiebereich auszugleichen und es bestehe dann auch keine Sorge auf Stromausfall durch erneuerbare Energiequellen.[10]

Gibt es komplett nachhaltige Energiequellen?

Keine Energiequelle kommt ohne Nachteile aus. Zwar weht der Wind nicht immer und überall gleich, dennoch ist Wind kostenlos und unbegrenzt verfügbar. Zusammenfassend ist die Windenergie eine saubere Energiequelle und vor allem nachhaltig. Wir werden also abwägen müssen und unsere Stromquellen virtuos mischen müssen.[11] 

Quelle: Foto: Der europäische Energieatlas 2018 | Heinrich-Böll-Stiftung (boell.de)

Und JETZT?

Die Bereitstellung von nutzbarerer Fläche für Windenergie stellt aktuell eine große Herausforderung dar. Um den für den Klimaschutz erforderlichen Ausbau der Windenergie zu ermöglichen, ist aus Sicht des Umweltbundesamtes 105 Gigawatt bis 2030 erforderlich. Die aktuellen Erneuerbaren-Energie-Gesetze sehen im Vergleich dazu lediglich 71 GW Windenergie an Land vor.[12]

Energiewende für Deutschland

Nach einer repräsentativen Umfrage von Forsa unterstützen rund 75 % den Ausbau von Windenergie in ihrem Umfeld. Die Bevölkerung steht eindeutig hinter der Windenergie und selbst die Akzeptanz im eigenen Wohnumfeld ist mehrheitlich gegeben.[13] Für eine Energiewende ist die Politik am Zug: um den erforderlichen Ausbau der Windenergie bis 2030 zu ermöglichen, müssen genügend Flächen ausgewiesen werden und Genehmigungsverfahren vereinfacht werden.[14]

Lokale Energiewende in Coesfeld

In Coesfeld Letter Bruch ist 2021 einer der landesweit größten Windparks entstanden. 13 Windenergieanlagen produzieren hier jedes Jahr rund 125 Millionen kWh sauberen Strom. Dies ist ein Meilenstein für den lokalen Klimaschutz! Damit lässt sich der Bedarf von 40.000 Haushalten klimaneutral decken und 53.000 Tonnen CO₂ einsparen.[15] Hier gilt es weiterhin aufzusatteln und den gleichzeitig den Energiemix auszubauen. (Leseempfehlung: Energiewende in Coesfeld)

Was kannst du selber tun?

Unsere Nachfrage nach erneuerbaren Energien kann zu einer Verdrängung von Energiequellen aus fossilen Rohstoffen und Atomkraft beitragen. Der erste Schritt, den du tun kannst, ist, zu einem Ökostromanbieter zu wechseln. Ein guter Ökostromanbieter investiert in neue, regionale Wind- und Solaranlagen an naturverträglichen Standorten. Die Webseite wirklich-gruen.de zeigt dir beispielsweise auf, welche Anbieter zertifizierten grünen Strom und grünes Gas anbieten und dir auch deinen Umweltnutzen garantieren können.

Extra-Tipp: Prüfe doch mal, ob du selber auf deinem Dach Energie erzeugen kannst. Hier kannst du Photovoltaiktauglichkeit deines Hauses testen! (Leseempfehlung: Wattbewerb – Zusammen geht es weiter)


Weiterführende Information zu diesem Thema

Klima retten mit Windenergie? | nochmalanders mit Pierre M. Krause – YouTube

Faktencheck: Windkraft (mit @Volker Quaschning ) | Utopia-Basics – Bing video


Quellenangaben:

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