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Mangroven: Wie aus einem Klimaschützer ein Klimakiller wird und was wir dagegen tun können  

Last updated on 16. Mai 2023

Wie Stelzen ragen sie aus dem Wasser. Selbst auf weichem und schlammigem Untergrund bleiben sie stabil. Außerdem bieten Mangroven zahlreichen Tierarten – vor allem Jungtieren – Schutz und Unterschlupf vor dem offenen Meer. Doch was sind diese wahren Superhelden der Natur eigentlich? Welche Bedeutung haben sie für die Artenvielfalt, für den Küstenschutz, für die Menschen, die dort leben? Wie speichern sie CO₂ und wie viel eigentlich? Was bedroht sie und was passiert dann? Was bedeutet das für uns? Können wir etwas dafür tun?

Deswegen müssen wir darüber sprechen 

Seit den 1980er Jahren sind mehr als ein Drittel der globalen Mangrovenbestände verloren gegangen. Wie bei uns die Moore sind sie aber gute Klimaschützer, weil sie eine Menge CO₂ speichern können. Sie bilden ein ganz besonderes Biotop am Übergang zwischen Land und Meer. Dort erfüllen sie eine ganze Anzahl weiterer Funktionen, die sich positiv auf die Umgebung, die Umwelt und die dort lebenden Menschen auswirken. Deshalb lohnt es sich, dieses Ökosystem einmal kennenzulernen. 

Das Ökosystem Mangroven ist weit mehr als Bäume an Gewässern.

Was sind Mangroven? 

Mangroven sind Bäume, die an Küsten wachsen, wo das Wasser warm und salzig ist. 

Vor allem in den Tropen bilden sie Wälder in der oberen Gezeitenzone. Das Ökosystem Mangrovenwald umfasst verschiedene Arten von Pflanzen, Bäumen, Sträuchern, Palmen, und Farnen, die an den Kontakt mit Salzwasser aus dem Meer und aus Flussmündungen angepasst sind. Zum Ökosystem gehören auch die Tiere und Mikroben, die im Mangrovenwald leben. Lebewesen aus dem Ozean und vom Land finden sich hier auf einem Raum zusammen – unten die marinen, oben die terrestrischen Organismen. Mangroven sind eine Kinderstube für Fische und andere Meerestiere. (Klima, 2022) 

Warum sind Mangroven so wichtig? 

Mangroven sind also nicht einzelne Bäume, sondern ein einzigartiges Ökosystem aus verschiedenen Baumarten, die alle an ein Überleben unter besonders schwierigen Bedingungen angepasst sind: Gezeitenwechsel mit um mehrere Meter schwankenden Wasserständen, Salzwasser und Brackwasser im Wechsel (Salzwasser und Süßwasser gemischt), tropische Hitze, Stürme.  Es ist ein System, das mehrere Funktionen gleichzeitig erfüllt:  

  • Randzonen wie der Mangrovenwald, wo Luft, Land und Meer zusammentreffen, beherbergen und schützen einen unglaublichen Artenreichtum. Dort leben mit- und voneinander Vögel, Säugetiere wie Affen oder sogar Tiger, Meerestieren wie Fische oder Delfine, Insekten und Pflanzen.  
  • Sie sind Lebensraum und Kinderstube für viele Fische, Muscheln und Krabben. Damit bilden sie auch die Lebensgrundlage für viele Fischer und die Menschen, die dort leben. Auch das Holz der Mangrovenwälder wird gerne genutzt. Vor den Küsten finden sich Korallenriffe. Diese schützen einerseits die Küsten mit den Mangroven als Wellenbrecher, andererseits fangen die Mangrovenwälder die Sedimente und Nährstoffe aus dem Landesinneren, die sonst die Korallenriffe ersticken würden. 
  • Der Schutz der Küste vor Brandung und Stürmen wird bei steigendem Meeresspiegel immer wichtiger. In den verschlungenen Wurzeln der Mangroven werden nicht nur die Wellen gebrochen, sondern große Mengen an Sedimenten abgelagert. In Grenzen kann ein Mangrovenwald auf diese Weise sogar mit einem steigenden Meeresspiegel „mitwachsen“ und damit das Ufer besser schützen als jeder von Menschen gebaute Uferschutz. Erosion und zunehmende Sturmfluten können dadurch erheblich gemindert werden. (Mangroven – NABU, o. D.) 
Wellenbrecher, Lebensraum für viele Tiere, Co2-Speicher – Mangroven haben weit mehr Funktionen als Mensch sich das vorstellen kann.

Wie speichern Mangrovenwälder CO2? 

Die Pflanzen wandeln CO₂ in Biomasse, Blätter, Zweige, Holz und Wurzeln um. Fallen die Blätter herunter, tragen Krabben sie in ihre unterirdischen Höhlen.  Auch Meer- und Flusswasser trägt organisches Material in die Wälder. Die Mangroven-Wurzeln bremsen das Wasser ab. So bleibt mehr hängen.  Das kohlenstoffreiche Material sinkt ab und wird vom feinkörnigen Sediment begraben. Es liegt unter Wasser und enthält kaum Sauerstoff. Das verlangsamt die Abbauprozesse, die CO₂ freisetzen würden.  Damit wird der organische Kohlenstoff stabil im Mangrovensediment gespeichert. (Klima, 2022) 

Auf diese Weise haben sich über Jahrtausende mächtige Ablagerungen gebildet, wodurch Mangroven pro Hektar 3 bis 5 Mal mehr Kohlenstoff speichern können, als Tropenwälder an Land. Insgesamt sind schätzungsweise 20 Milliarden Tonnen Kohlenstoff im Boden unter den Mangrovenwäldern gespeichert. (Forschung für den Schutz der Mangrovenwälder – BMBF, o. D.) 

Die Abholzung von Mangroven setzt dagegen den über Jahrtausende gespeicherten Kohlenstoff frei und macht aus dem „Klimawunder Mangroven“ einen „Klimakiller“. Wissenschaftler:innen haben errechnet, dass die jährlichen CO₂-Emissionen durch Mangrovenverlust größer sind als die Österreichs. (Mangroven: Alleskönner in Gefahr, o. D.) Wo viel Kohlenstoff gespeichert ist, kann natürlich auch viel freigesetzt werden. 

Mangroven können pro Hektar 3 bis 5 Mal mehr Kohlenstoff speichern.

Warum sind Mangroven gefährdet?  

Noch gibt es knapp 14 Millionen Hektar Mangroven. Das hört sich nach viel an, aber seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sind mehr als ein Drittel ihres Bestandes verschwunden. Weltweit werden Mangroven für Bau- und Brennholz gerodet oder müssen für Aquakultur, Landwirtschaft oder Bauprojekte weichen: 

  • Über ein Drittel der Mangrovenverluste geht auf das Konto der Garnelenzucht. 
  • Vor allem in Indonesien, dem Land mit dem größten Mangrovenbestand der Welt, sind Reisanbau und die Umwandlung in Soja- und Palmölplantagen ein großes Problem. 
  • Weitere Gezeitenwälder werden für Siedlungen, Hotels und Straßen gerodet.
  • Das Mangrovenholz wird als Brennstoff und zum Bauen genutzt. 
  • Die steigende Umweltverschmutzung durch unbehandelte Abwässer, Müll und sonstige Schadstoffe schadet den wertvollen Ökosystemen. (Mangroven: Alleskönner in Gefahr, o. D.) 

Und jetzt? 

Inzwischen gibt es in verschiedenen Ländern Initiativen, um eine weitere Abholzung der Mangroven aufzuhalten. Auch die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) engagiert sich – im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und gemeinsam mit Regierungen der Partnerländer und anderen Organisationen – für den Erhalt dieser Küstenwälder, beispielsweise in Bangladesch, Indien, Vietnam, Thailand und auf den Philippinen. (Der Mangrovenwald: Ein tropischer Klimaschützer unter Druck – Boden. Grund zum Leben., o. D.)  

Dabei haben Wissenschaftler festgestellt, dass der Schutz der Gezeitenwälder häufig wirtschaftlicher als andere Maßnahmen zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes. Nach ihren Berechnungen könnten die meisten Länder potenzielle Emissionen aus der Zerstörung von Mangroven durch Investitionen von weniger als zehn Dollar pro Tonne CO₂ vermeiden. 

Und was kann ich tun? 

Solltest du gerade deinen Winterurlaub unter Palmen oder den nächsten Tauchurlaub planen, erkundige dich bitte genau nach der Umgebung und den Bedingungen. Es gibt z. B. sogar Projekte, bei denen man zum Beispiel einen Teil der Zeit beim Mangrovenpflanzen mithelfen kann. Suche nach zertifizierten Anbietern. Es gibt auch Angebote, bei denen man aktiv am Mangrovenschutz oder an Wieder-Aufforstungsprojekten teilnehmen kann.  

Auch der Verzehr von Garnelen sollte nicht gedankenlos und selbstverständlich hingenommen werden. (Greenpeace, 2019)  Selten und bewusst als besondere Speise verzehrt, ist der Genuss wie bei vielen exotischen Lebensmitteln wesentlich höher. 


Quellen 

  • Klima, H. (2022). Wie speichern Mangroven-Wälder CO2? Helmholtz-Klima-Initiative. https://www.helmholtz-klima.de/faq/wie-mangroven-co2-speichern 
  • Mangroven: Alleskönner in Gefahr. (o. D.). wwf. https://www.wwf.de/themen-projekte/meere-kuesten/schutz-der-kuesten/mangroven 
  • Greenpeace. (2019). Shrimps: Delikatesse im Norden – Zerstörung im Süden. Greenpeace. https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/meere/meeresschutz/shrimps-delikatesse-norden-zerstoerung-sueden 
  • Mangroven und ihre Bedeutung für den Klimaschutz. (o. D.). Forschung für Nachhaltigkeit | FONA. https://www.fona.de/de/mangroven-und-ihre-bedeutung-fuer-den-klimaschutz 
  • Artenlexikon: Mangroven. (o. D.). wwf. https://www.wwf.de/themen-projekte/artenlexikon/mangroven 
  • Forschung für den Schutz der Mangrovenwälder – BMBF. (o. D.). Bundesministerium für Bildung und Forschung – BMBF. https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/kurzmeldungen/de/forschung-fuer-den-schutz-der-mangrovenwaelder.htmlMangroven –  
  • NABU. (o. D.). NABU – Naturschutzbund Deutschland e.V. https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/waelder/lebensraum-wald/mangroven.html 
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