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Mit Schwung in die Verkehrswende – So kannst du mitmachen

Last updated on 6. April 2022

Unterwegs entsteht laut dem Bundesministerium für Umwelt am meisten CO₂. Dabei entsteht wiederum davon der größte Teil auf unseren alltäglichen Fahrten: zum Beispiel zur Arbeit, zum Einkaufen und für Ausflüge.


Warum wir darüber sprechen müssen

Im Jahr 2018 war der Verkehrssektor für mehr als 19 Prozent der Treibhausgasemissionen Deutschlands verantwortlich. Der Bereich Verkehr nimmt bei den Emissionsquellen insgesamt Platz 3 ein. Einen Löwenanteil hiervon macht dabei unser Individualverkehr auf den Straßen aus.

Welche schädlichen Abgase gibt es hier eigentlich?

Hier eine kleine Auswahl an schädlichen Abgasen und dem Mikroplastik als Besonderheit:

  • KOHLENDIOXID (CO2): Mit dem steigenden Kohlendioxidgehalt sinkt der Anteil an Sauerstoff in der Luft. Dies beeinträchtigt die menschliche Gesundheit zunehmend.
  • STICKOXIDE (NOx): Gesundheitsschädliche Stickoxide wie etwa Stickstoffmonoxid und -dioxid kommen in der Natur nur in winzigen Mengen vor. Sie stammen vor allem aus Autos, aber auch aus Kohle-, Öl- und Gaskraftwerken. Dieselmotoren stoßen viel mehr NOx aus als Benziner.
  • OZON (O3): NOx bilden bei Sonnenlicht zusammen mit organischen Substanzen und Sauerstoff Ozon. Da der Autokatalysator und entsprechende Techniken in Kraftwerken zur Reduktion von NOx in der Luft führten, haben auch die Ozonspitzenwerte abgenommen. Die durchschnittliche O3-Belastung nahm jedoch zu. 
  • FEINSTAUB: Diese winzigen Partikel entstehen entweder direkt in Automotoren, Kraftwerken, der Industrie oder beim Zigarettenrauchen oder indirekt durch Stickoxid. 
  • MIKROPLASTIK: Die Reifen verlieren mit jeder Fahrt Gummipartikel. Im Durchschnitt hält ein Reifen rund 40.000 Kilometer. Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik hat errechnet, dass ein Pkw-Reifen am Ende seines im Durchschnitt vierjährigen Lebens circa 1 bis 1,5 Kilogramm weniger wiegt als zu Beginn.

All diese Schadstoffe können langfristig zu großen gesundheitlichen Schäden führen, die wir hier nicht weiter thematisieren möchten. Allerdings geben wir euch an dieser Stelle eine Leseempfehlung mit: Spiegel.de hat jedem Schadstoff die gesundheitlichen Folgen zugeteilt.

Seit 2015 müssen die Hersteller im Übrigen einen CO₂-Grenzwert von durchschnittlich 130 Gramm pro Kilometer (g/km) einhalten, ab 2021 sind dann 95 g/km festgeschrieben, die jedoch durch unrealistische Messverfahren nur als theoretischer Wert angesehen werden dürfen. Und wenn ihr euch richtig reinlesen wollt, dann empfehlen wir euch den „Abschlussbericht- ökologische Bewertung von Verkehrsarten“ vom Umweltbundesamt (Links in den Quellen).

Und noch ein weiterer Trend hat nach wie vor Bestand: Die Autos in Deutschland werden immer größer, schwerer und leistungsstärker. Dies alles führt laut dem BUND dazu, dass der Durchschnittsverbrauch in den vergangenen Jahren nicht so stark gesunken ist, wie es möglich und nötig wäre für eine effektive Verkehrswende.

Wie viel verbrauche ich mit meinem Auto?

Nehmen wir uns hier ein praktisches Beispiel: Nehmen wir an, dein Arbeitsweg von deiner Haustür bis zu deiner Arbeitsstätte hätte eine durchschnittliche innerstädtische Länge von 9,6 km pro Tag.
Das würde mit dem Auto 379 kg CO₂ pro Jahr sein und Gesamtkosten von 1.315 Euro verursachen. Als Alternative dazu: Das E-Rad braucht 11 kg CO₂ pro Jahr und hat Gesamtkosten von 345 Euro. Damit ist die Fahrt zur Arbeit mit dem Auto in der Regel wesentlich klimaschädlicher und teurer als mit anderen Verkehrsmitteln. Ist die Strecke zusätzlich nicht allzu lang, ist das Auto häufig auch nicht einmal die schnellste Lösung – vor allem innerhalb einer Stadt und wenn es keine Parkplätze in der Nähe gibt. Das Auto braucht rund 36 Minuten pro Tag für Hin- und Rückfahrt. Das E-Rad aus unserem Beispiel 26 Minuten pro Tag für Hin- und Rückfahrt.
Hier noch einmal eine kleine Übersicht mit allen Alternativen:

Du willst es noch einmal genau wissen? Dann empfehlen wir dir den CO2-Rechner auf Quarks.de.

Aber es gibt doch bereits einen Wandel zum E-Auto, reicht das nicht?

Zwei große und schwer motorisierte Autos auf der Einfahrt helfen auch dann einer Verkehrswende nicht, wenn sie mit Strom angetrieben werden. Und vor allem überhaupt nicht, wenn es sich hierbei um Graustrom handelt! Wenn wir also von Nachhaltigkeit bei Autos sprechen, dann reden wir von kleinen, leichten sowie sparsamen Autos, die möglichst wenig Energie und Rohstoffe benötigen und das sowohl in der Herstellung, im Betrieb, als auch bei der späteren Entsorgung der Fahrzeuge. Denn auch ein E-Auto ist nicht klimaneutral, wie wir bereits in unserem Beitrag Klimaneutralität aufgezeigt haben.

Wer im Zusammenhang mit Autoverkehr von Nachhaltigkeit spricht, muss vor allem von weniger Fahrzeugen reden.

Coesfeld for future

Und wie steht Coesfeld dar?

Laut des „Zahlen Spiegels 2020“ vom Kreis Coesfeld ist der KFZ Bestand innerhalb Coesfelds von 29.884 (Jahr 2015) auf 31.935 (Jahr 2018) gestiegen.

Seit dem Februar 2022 erarbeitet die Stadt Coesfeld gemeinsam mit der Stadtgesellschaft an einem Mobilitätskonzept – Masterplan Mobilität genannt.

„Ein Ziel des Masterplans ist es, in der Bürgerschaft ein Bewusstsein zu schaffen, dass sich im Bereich Mobilität etwas ändern soll und kann. „

Pressemitteilung Stadt Coesfeld

Demografische Veränderungen, aber auch die Anforderungen von Klimaschutz und Nachhaltigkeit erfordern einen grundlegenden Wandel unterstützt von neuen Technologien, so heißt es hier weiter.

Was sind bereits jetzt meine Alternativen zum Auto?

Lasst uns also einfach mal träumen: wie sähen unsere Möglichkeiten in Coesfeld aus, wenn alle Autos für eine Woche einfach nicht vorhanden wären? Wir haben uns gefragt, was dann unsere Möglichkeiten wären:

Fahrrad

Wir gehen jetzt einfach mal davon aus, dass es auch in deinem Haushalt mindestens ein Fahrrad gibt. Eventuell braucht es mal wieder Luft in den Reifen oder muss entstaubt werden.

In unserer Berkelstadt gibt es außerdem aktuell eine Mietfiets-Station und zwar am Hauptbahnhof. Betreiber sind die Stadtwerke Coesfeld. Alle Informationen rund ums Ausleihen könnt ihr direkt an der Station erfahren.

Mittlerweile kannst du dir in Lette und Coesfeld auch ein Lastenrad ausleihen. In Lette gibt es dafür LeNa, das Letteraner Nachbarschaftslastenrad. LeNa I und II steht allen Letteraner:innen als Leihmöglichkeit für jeweils einen Monat zur Verfügung. Auch für Coesfelder:innen gibt es seit Dezember 2021 diese Möglichkeit. Hierbei kann jede:r für sich ausprobieren, wie einfach es ist, Einkäufe & Co mit einem Lastenrad statt dem Auto zu transportieren.

Auto

Wusstest du, dass wir in Coesfeld eine Möglichkeit zum Carsharing haben? Es stehen zwei weiße Ford Fiesta bereit, jeweils eines an der Agentur für Arbeit (Holtwicker Straße 1) und eines am Bahnhof (Bahnhofstraße 1/Hansestraße). Hier hat sich die Stadt Coesfeld gemeinsam mit den Stadtwerken und dem Ford Autozentrum Ebber zusammengetan. Interessent:innen können sich an das Service-Center der Stadtwerke am Markt wenden, telefonisch (02541 9290) oder bei Ford Ebber in Bocholt (Tel.: 08271 246410) wenden.

Das Unternehmen Wuddi aus Münster hat auch ein Carsharingwagen am Kreishaus in Coesfeld stehen.

ÖPNV

Alle Fahrgäste aus dem Kreis Coesfeld können bereits ab August 2020 für ein Jahr lang mit einem 9 Uhr Abo und 60plus Abo für nur 1 EUR am Tag Bus und Bahn im Kreis Coesfeld nutzen. Hier könnt ihr im Übrigen auch ein Fahrrad kostenlos mitnehmen. Die „Versorgungslücken“ schließt der Bürgerbus. Und bei Preisen zwischen 1,00 – 1,50 EUR kann sich der Bürgerbus gut präsentieren.

Was muss noch passieren?

Der gesamte Fahrradbestand (inkl. E-Bikes) in Deutschland ist nach Einschätzung des Zweirad-Industrie-Verbands im Jahre 2020 auf 79,1 Mio. Stück angewachsen; darin enthalten sind ca. 7,1 Mio. E-Bikes. Gerade in diesem Jahr sehen wir deutlich, dass das Fahrrad für uns eine infektionssichere, aktive und umweltschonende Alternative zum Auto ist. Dieser Trend wird sich weiterhin ausbauen.

Beispiel eines Kreuzungkonzeptes,
wo Radfahrer:innen ihren berechtigten Platz haben. 

Wenn jetzt aber so viele Menschen mehr umsteigen, dann muss auch die Politik umdenken bzw. diesen Weg mitgehen und vorbereiten. Wir als Gesellschaft können uns für ein Fahrrad als erstes Fortbewegungsmittel entscheiden. Die Politik muss uns dafür dann den Rahmen geben.


Beim Thema Fahrradstraße tut sich die Berkelstadt noch etwas schwerfällig. Aktuell gibt es in Coesfeld zum Beispiel nur die Cronestraße zwischen Bahnhofstraße und Wallanlage, die als Fahrradstraße ausgewiesen ist. Geplant ist die schnelle „Radwegverbindung Coesfeld-Süd“. Als Teilstück sollte auch die Straße „Am roten Baum“ mit einbezogen werden. Diese wurde aber aus dem Konzept wieder herausgenommen, nachdem es Bedenken vonseiten der Bürgerschaft bzw. der Anwohner:innen gab. Aktuell ist diese Straße bereits eine Spielstraße. Eine Fahrradstraße würde bedeuten, dass die Autos, die diese Straße passieren, mit Tempo 30 fahren dürften.


Mit einer überdachten Anlage in der Pfauengasse sollen die Radfahrer:innen auch in der Innenstadt eine weitere gute Möglichkeit erhalten. Das Besondere daran: Der Bau der Anlage hat den Wegfall von 5 öffentlichen Pkw-Stellplätzen zur Folge. Dieses Signal ist für die dringend notwendige Verkehrswende von enormer Bedeutung: Wir schaffen mehr Raum für Räder und lassen die Autos aus der Innenstadt. Immerhin haben wir an dieser Stelle dann 64 überdachte Fahrradstellplätze anstelle von 5 Pkw-Plätzen. Diese Anlage ist allerdings noch nicht durch den Stadtrat entschieden worden.

Unser Leuchtturmprojekt

Quelle: Volksentscheid-Fahrrad.de

Heinrich Stößenreuther ist Umweltaktivist, Wirtschaftsinformatiker, Unternehmer und seit Kurzem auch Politiker. Am 11. Dezember 2015 ging er erstmals mit seinem „Volksentscheid Fahrrad“ in die Öffentlichkeit und kettete am 16. Dezember 2015 ein goldenes Fahrrad mit den zehn Zielen für ein Radgesetz vor dem Roten Rathaus in Berlin an. Am 28. Juni 2018 beschloss Berlin mit Mehrheit der Regierungskoalition das Gesetz zur Neuregelung gesetzlicher Vorschriften zur Mobilitätsgewährleistung, kurz MobG.

In seinem Buch „Der Berlin-Standard“ weist er auf viele kleine und große Projekte hin, die eine Stadt Fahrradfreundlicher machen. Auf zwei elementare Aspekte möchten wir euch kurz aufmerksam machen:

  • Ein Radweg ist nur dann gut und attraktiv, wenn wir unsere Kinder alleine darauf fahren lassen würden. Die schwächsten Verkehrsteilnehmer:innen sollten im Fokus stehen.
  • Wenn wir mehr Radverkehr wollen, müssen wir herausfinden, was Frauen wollen. Fühlen sich Menschen ängstlich im Verkehr, fahren sie nicht Rad und schlimmstenfalls Auto. Alltägliche Erfahrungen des Geschnitten-Werdens, zu engem Überholen, zugeparkten Radwegen oder lebensgefährlichen Überholmanövern von 70-Tonnern oder SUVs verunsichern gerade ältere Menschen und Frauen. Dabei sind die Frauen genau die Zielgruppe für eine fahrradfreundliche Stadt! Frauen, oftmals nach wie vor der kindererziehende Elternteil, haben mehr kurze Wege zur Kita, zum Einkaufen oder zu den Nachmittagsterminen. Autohändler:innen sind sich dieser Tatsache im Übrigen auch bewusst. Am Ende entscheiden oftmals die weiblichen Mitglieder der Familie, welches Auto letztendlich gekauft wird. Ältere Menschen haben mit einem (E-)Fahrrad eine sichere und weitsichtigere Möglichkeit als mit dem Auto, wo das Einparken und Überblicken hektischer Verkehrssituationen immer schwieriger wird.

Und jetzt?

Jetzt fangen wir bei uns in der Gesellschaft einfach schon einmal an! Gerade das Frühjahr ist genau passend, seinen inneren Schweinehund zu Hause zu lassen und einfach mal auszuprobieren, wie Mobilität mit dem Fahrrad aussehen kann.


Unsere Quellen

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