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Moore und Klimaschutz – Die Bedeutung eines intakten Moores für das Klima

Last updated on 4. April 2022

Moorschutz ist Klimaschutz. Intakte und naturnahe Moore erfüllen viele Funktionen und Leistungen. Man spricht dabei auch von Ökosystemfunktionen u. -leistungen. Auf uns Menschen bezogen werden diese Ökosystemdienstleistungen genannt. Moore sind dabei, wie alle „Dienstleister“ auf ihre Arbeit spezialisiert. Degradiert oder zerstört können sie ihre Leistungen nicht erbringen und dies zieht Konsequenzen mit sich.

Deswegen müssen wir darüber sprechen

Die Moortypen, die in Mitteleuropa weit verbreitet waren, sind in den vergangenen zwei Jahrhunderten zum größten Teil zerstört worden. Dafür ist die Landnutzung durch uns Menschen verantwortlich.

Maßgeblich sind folgende treibende Faktoren :

  • der Torfabbau,
  • Eutrophierung (Nährstoffeinträge u.a. durch Landwirtschaft und Industrie)
  • und Entwässerung der ursprünglichen Moorfläche

Auch bei uns in Deutschland sind die Moore überwiegend degradiert. Es gibt nur noch 4 % natürliche oder naturnahe Moore. 1,5 % werden für Torfabbau genutzt. Unsere restliche Landfläche besteht ca. aus 40 % Grünland, 32 % Ackerland, 14 % Forste und der Rest aus Siedlungen und Straßen (Kollmann, 2019[i]; Trepel et al., 2017[ii]).

Moore können jedoch mit ihrem Vorkommen landschaftlich prägend sein und übernehmen Ökosystemfunktionen, die zu den Ökosystemdienstleistungen beitragen (Kollmann, 2019). Diese Funktionen sind bedroht und entwässerte Moore können diese nur bedingt bis überhaupt nicht mehr erfüllen (hfwu, 2012[iii]).

Das Moor: Ein Dienstleister

Folgende Leistungen beziehen wir aus intakten Mooren:

  • Moore haben eine Lebensraumfunktion für hoch spezialisierte Tier- und Pflanzenarten. Sie haben eine hohe Bedeutung für die Artenvielfalt/der generellen Biodiversität. Sie bieten Rückzugsgebiete für die Tier-und Pflanzenwelt.   Auf einigen Flächen sind Eiszeitrelikte zu finden. Dies sind Arten, die fernab ihrer alpinen oder arktischen Hauptvorkommen überlebt haben. Besonders im Habitatverbund sind Moorhabitate wertvoll. Moore und angrenzende Habitate haben leider nur noch ein sehr fragmentiertes Vorkommen, das heißt der Verbund fehlt.  
  • Moore besitzen eine Regulationsfunktion von Wasser- und Stoffflüssen. Dies geschieht durch die Filter- und Speicherfunktion der Torfe, Pufferung Landschaftswasserhaushalt (Starkregenereignisse, Trockenperioden etc.), Klimaregulation
  • Senkenfunktion (Stoffsenke, Fixierung von klimarelevanten Gasen)
  • Erlebnis- und Erholungsfunktion (Naturerlebnis und Erholung)
  • Moore unterstützen die Umweltbildung.
  • Wir entnehmen Moore auch Produkte durch deren Nutzung.  Sie wirken an Torfgewinnung, Trinkwassergewinnung, landwirtschaftlichen und forstwirtschaftlichen Produkten nach Entwässerung und Düngung mit.
  • Sie bieten Geo-Archive der regionalen Vegetations-, Klima- u. Siedlungsgeschichte.

(hfwu, 2012; Kollmann, 2019).

Die Moortypen

Moore stellen langlebige und stressgeprägte Habitate dar (hoher Wasserstand, Sauerstoff- und Nährstoffmangel). Die vorkommenden Arten sind Spezialisten, die entsprechende Anpassungen an die dort herrschenden Bedingungen aufweisen. Die Torfbildung ist mit dem Wasserregime verbunden und die Wasserherkunft beeinflusst die Moorart. Es werden daher zwei Hauptmoortypen unterschieden:

  1. Moore mit Grundwasseranschluss = Grundwassermoore bzw. Niedermoore
  2. Moore mit Versorgung durch Niederschlag = Regenwassermoore (Oberbegriff für Ombrogene Moore), ein Hochmoor ist z.B. ein Regenmoortyp (Kollmann, 2019).

Diese Unterschiede in der Wasserversorgung beeinflussen auch den pH-Wert und die Verfügbarkeit von Nährstoffen. Durch die unterschiedlichen Gehalte können noch mehr Moortyp-Differenzierungen vorgenommen werden (BMU, 2020[iv]).

Wie funktioniert ein Moor?

Ein intaktes Moor „funktioniert“ vor allem durch den Wasserüberschuss. Die hohen Wasserstände hemmen die Zersetzung der Biomasse (die durch wachsende Pflanzen gebildet wird). Die Zersetzung kann aufgrund des Sauerstoffmangels und den damit einhergehenden nährstoffarmen Verhältnissen nicht stattfinden. Das Moor wächst auf: Es wird mehr organisches Material akkumuliert (aufgebaut/angesammelt) als abgebaut – es entsteht Torf. Während des Torfbildungsprozesses werden Kohlenstoffverbindungen aufgenommen und im Boden gespeichert. Es wird zwar dabei auch eine geringe Menge an Methan frei (siehe Abb. 1), jedoch wiegt die Speicherfunktion dies gut auf (ungefähr neutral bis positive Kohlenstoffbilanz (hfwu, 2012; BfN, 2022[v]).

Somit sind Moore effektive Stoffsenken und sind entscheidend für die Klimaregulation. Die Senkenfunktion beschränkt sich nicht nur auf Kohlenstoff, sondern umfasst auch Nährstoffe wie Stickstoff-, Phosphorverbindungen und Spurenelemente wie Blei, Kupfer und Mangan. Zudem beeinflussen Moore den Wasserhaushalt und die Wasserqualität. Sie fungieren also auch als Wasserfilter. Die große Wasserspeicherfähigkeit der Moore wirkt ausgleichend auf das Lokalklima. Der Wasserkörper dämpft Extreme und fungiert damit als Temperaturpuffer (BfN, 2022).

Obwohl Moore weltweit nur 3 % der globalen Landfläche einnehmen, binden sie laut der NABU ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffes. Das ist doppelt so viel wie alle Wälder dieser Erde zusammen.

Coesfeld for Future
Wachsendes Moor (Quelle: hfwu, 2012)

Was passiert, wenn Moore verschwinden?

Bei einem „entwässerten Moor“ ist der beschriebene Effekt genau andersrum. Die Torfqualität und der Zersetzungsgrad spielen dafür eine entscheidende Rolle. Bei einem degenerierten Moor weist der Torf meistens schon eine fortschreitende Zersetzung auf (durch die Sauerstoffzufuhr). Es kommt zur Sackung des Torfes und dabei wird die Porosität, Elastizität und die Speicherkapazität des Torfkörpers immer weiter reduziert. Dies führt dazu, dass das Moor sich stetig weiter entwässert. Dadurch funktioniert nicht nur der Wasserrückhalt nicht mehr, sondern auch die Funktion als Stoffsenke funktioniert nicht mehr. Das Moor wird zur Stoffquelle und treibt den Klimawandel damit an (siehe Abb. 2) (hfwu, 2012; Kollmann, 2019). Es entweicht dabei nicht nur CO2, sondern zusätzlich auch Lachgas (N2O). Dieses ist um ein vielfaches klimaschädlicher als das CO2 (BfN, 2022).

Entwässertes Moor (Quelle: hfwu, 2012)

Ab dem 19. Jahrhundert wurden die meisten Moore Mitteleuropas systematisch entwässert. Um auf den Flächen land- und forstwirtschaftliche Nutzung oder industriellen Torfabbau zu betreiben. Die fortschreitende Moorkultivierung, Drainage und Umwandlung der Moorflächen haben die Zerstörung vorangetrieben. Zudem wirken neben der Entwässerung an sich, verschiedene negative Rückkopplungseffekte. Die zunehmende Sackung des Torfkörpers wurde schon unter 4. beschrieben. Daneben führen Eutrophierung (aus dem Grundwasser und Atmosphärische Stickstoffdepositionen) und der Klimawandel an sich dazu, dass sich Nährstoff- und Wasserhaushalt zusätzlich verändern. Die kritischen Grenzwerte können dabei von den meisten Mooren als schwach gepufferte Systeme, nicht kompensiert werden (Kollmann, 2019).

Wo kann ich in der Nähe von Coesfeld Moore erleben?

Prinzipiell liegen die Schwerpunkte der Vorkommen von Regenwassermooren in Nordwestdeutschland und dem Alpenvorland. Die Schwerpunkte der Grundwassermoore im Norddeutschen Tiefland und südlich der Donau (Kollmann, 2019).

Im Umfeld von Coesfeld Moore zu erleben und sich die Bedeutung von Mooren & Moorschutz zu verdeutlichen kann ich nur empfehlen! Hier eine kleine Übersicht von mir, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit hat.

Ihr kennt noch weitere Moore in der Umgebung? Dann hinterlasst uns gerne einen Kommentar!

Und JETZT?

Was kann ich für den Erhalt der Moore tun?

Wie so oft, heißt es vor allem: Das Wissen weitergeben! Umweltbildung im Bereich Moore mit z.B. durch Moorlehrpfade, Exkursionen etc., helfen enorm, die Wichtigkeit des Themas in die Öffentlichkeit zu tragen.

  • Torffreie Erde kaufen.
  • Moor-Renaturierungs- und Moorschutzprojekte unterstützen. Hier aber im Kopf behalten, dass das Renaturierungspotenzial von dem Zersetzungsgrade des Torfkörpers abhängig ist. Da Moore langsam aufwachsen, ist dies ein sehr langwieriger Prozess. Falls die Degradation zu stark ist, werden Wiedervernässungsmaßnahmen und Wiederansiedlungsmaßnahmen moortypischer Moose und Pflanzenarten nicht möglich sein. Das Monitoring dieser Projekte und realistische Zielsetzungen sind entscheidend. Zudem sollte der Schutz der noch intakten Moore höchste Priorität haben.
  • Im Zusammenhang mit klimapolitischen Zielen ist Moorschutz auch von wirtschaftlicher Bedeutung. Und da fehlt häufig auch die Verknüpfung zum Naturschutz: Der Erhalt von Ökosystemleistungen IST wirtschaftlich und gesellschaftlich relevant. Moore speichern große Mengen an Kohlenstoffdioxid. Moore dienen dem Hoch- und Grundwasserschutz und sind Lebensraum seltener Tiere und Pflanzen. Moorschutz ist nicht nur kostengünstiger Klimaschutz. Er trägt auch zum Erhalt der biologischen Vielfalt bei (BUND[vii]).
  • Extensive Bewirtschaftungsformen wie Paludikulturen (Landwirtschaft auf nassen Böden/Moorböden) stärken.
  • Sanften Moortourismus unterstützen. Moorvegetation ist trittempfindlich, also bei touristisch genutzten Mooren Stege für Besucher*innen installieren. Besucher:innen sollten dann weiterhin darauf achten, dass sie auch auf diesen Wegen bleiben.

Eine intakte Natur kommt auch uns Menschen zugute! „Natur-Dienstleister“ sind entscheidend für den Klimaschutz und nicht ersetzbar.

Coesfeld for Future

Weitere Tipps und Links

Und nochmal zwei weiterführende Empfehlungen:


Quellenangaben

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