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Rosen im Februar? Der Valentinstagsbrauch und seine Tücken 

Schaut man aktuell in seinen eigenen Garten, dann lässt sich feststellen: So viel blüht da noch nicht in “freier Wildbahn”. Doch zum Valentinstag sollen es natürlich schöne saftigrote Rosen sein. Aber wo kommen diese Rosen eigentlich her? Wie nachhaltig ist das denn mit den Schnittblumen oder gibt es vielleicht auch noch andere Ideen dazu? Und was bieten Coesfelds Blumenhändler:innen an?  

Aber, sag mal, was ist Valentinstag eigentlich? Eine Erfindung der Florist:innen und Süßwaren-produzenten? Warum feiern wir Valentinstag -und wer war Valentin? Außerdem: hier wachsen doch jetzt im Winter gar keine Rosen. Wo kommen die denn eigentlich her? Wie nachhaltig ist das denn mit den Schnittblumen oder gibt es vielleicht auch noch andere Ideen dazu? Und was sagen Coesfelder Blumenhändler dazu? 

Deswegen müssen wir darüber sprechen 

Zwar kann man seinem Lieblingsmenschen und seinen besten Freunden und allen anderen Menschen so oft wie möglich Wertschätzung und Achtung entgegenbringen, aber ist es nicht schön, das an einem besonderen Tag im Jahr für besondere Menschen auch mal auf besondere Weise zu zeigen?  

Es schadet aber nicht, wenn wir uns mit dem Was und dem Wie mal ein bisschen genauer beschäftigen, denn schließlich wollen wir ja nicht einfach irgendwelchen Trends hinterherlaufen. Das hat dann nämlich mit Wertschätzung nichts zu tun. 

Valentinstag ist ein beliebter Brauch weltweit. Dabei ist die Herkunft des Feiertages nicht eindeutig geklärt.

Woher kommt dieser Brauch und wer war eigentlich der „heilige Valentin“? 

Die Herkunft dieses Feiertages ist nicht eindeutig zu klären. Im Laufe der Geschichte tauchen mehrere Personen mit dem Namen Valentin auf, denen man den Valentinstag zuschreibt. Am häufigsten wird ein Bischof Valentin von Terni genannt, der im 3. Jahrhundert gelebt haben soll und 269 n. Chr. als Märtyrer gestorben ist. Er habe christliche Paare getraut, als das noch nicht erlaubt war und ihnen Blumen aus seinem Klostergarten geschenkt. Man muss aber davon ausgehen, dass vieles davon ins Reich der Legenden gehört. Es ist nicht einmal sicher, ob er wirklich gelebt hat. (Valentinstag, o. D.) 

Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht auch, dass der Zeitpunkt mit altem Brauchtum aus römischen und vielleicht noch früheren Zeiten zusammenhängt. Juno, die Göttin der Ehe und Geburt, wurde bei den Römern gefeiert, indem man Frauen Blumen schenkte. (Kobisch, 2019) 

 In der Natur findet zu dieser Zeit bei den Vögeln die Partnerwahl statt. Viele unserer Feiertage gehen auf alte vorgeschichtliche Naturbeobachtungen unserer Vorfahren zurück, mit denen sie den Jahreslauf strukturierten. Später behielt man diese Zeitpunkte bei und stülpte ihnen einen neuen Mantel über, der zum neuen Glauben passte. So machten es die Römer und später die Christen. Deutlich wird das zum Beispiel bei den großen christlichen Feiertagen wie Ostern, Pfingsten und Weihnachten.  

Im 14. Jahrhundert breitete sich der Valentinstag zuerst im englischen Adel, dann auch im Bürgertum aus. Von dort gelangte der Brauch mit den Auswanderern in die Vereinigten Staaten und wurde nach dem 2. Weltkrieg durch die amerikanischen Soldaten nach Deutschland gebracht. Blumen- und Süßwarenverkäufer*innen nahmen sich dieses Feiertags gerne an und verbreiteten ihn. (Kobisch, 2019) 

Wie feiert die Welt den Valentinstag? 

Alle Spuren, die wir verfolgen können, haben eins gemein: Beim Valentinstag feiern wir also das Erwachen der „Frühlingsgefühle“ – und verbunden ist das damit, dass man seinem Lieblingsmenschen Blumen oder Süßes schenkt. Allerdings gibt es rund um den Globus noch viele verschiedene andere Ausprägungen.  

Während in Italien Liebesschlösser an Brücken angebracht werden, schenken in Japan die Frauen den Männern Schokolade. In Finnland ist es ein Tag der Freundschaft, in Saudi-Arabien ist der Valentinstag ganz verboten (Kobisch, 2019). 

Aber in vielen Ländern hat sich der Valentinstag als Tag der Liebenden durchgesetzt. Da rote Rosen allgemein als das Symbol der Liebe gelten, ist es nicht verwunderlich, dass man auf dem Weg der fortschreitenden Globalisierung versuchte, diese auch mitten im Winter hier bei uns in Deutschland und sonst wo auf der Welt anzubieten. 

Wo kommen im Winter eigentlich die Schnittblumen her?  

Die meisten Schnittblumen kommen über die Großmärkte in den Niederlanden zu uns, importiert vor allem aus Afrika und Lateinamerika, wo sie meist in riesigen Gewächshäusern angebaut werden. Dabei stammen circa 77 % aus Kenia und Äthiopien. 

Oft ist es selbst für die Blumenhändler:innen schwer, die Lieferketten zu verfolgen und Auskunft über Herkunft und Anbaubedingungen zu bekommen. Ziemlich sicher kannst Du jedenfalls sein, dass ein Bund Rosen vom Discounter oder Billigangebote im Internet für ein paar Euro nichts mit Nachhaltigkeit zu tun hat. Angefangen beim Wasserverbrauch (in Gegenden, wo das Wasser ohnehin knapp ist), Pestizideinsatz (Vergiftungsgefahr) und Dünger (Nitrat im Grundwasser) bis hin zu Bezahlung, Lebensbedingungen und Gesundheitsschutz der Produzent:innen gibt es da oft eine Menge zu kritisieren. Von den tausenden Kilometern Transport mit dem Flugzeug ganz zu schweigen.(BR, 2021b) Alle diese Kriterien müssten berücksichtigt werden, wenn man von ökologischen Rosen spricht. Es gibt inzwischen zertifizierte Fairtrade- Rosen, aber der CO2-Ausstoß, der durch den Transport entsteht, der bleibt. Und es ist sehr schwer nachzuvollziehen, ob eine Kompensation dafür mehr ist als eine Art Greenwashing. 

„Die Zuchtrosen der Blumenfarmen haben dabei mit den Rosen im eigenen Garten wenig zu tun. Diese Rosen aus dem Gewächshaus sind Hochleistungsblumen.“ (BR, April 19) 

Allerdings stellt Fairtrade fest, dass fair gehandelte, ökologische Rosen aus Kenia einen mehrfach geringeren Fußabdruck haben als Rosen aus geheizten Gewächshäusern, z. B. aus den Niederlanden. (Rekordabsatz für Fairtrade-Rosen, 2022) 

Gibt es in Deutschland auch faire Schnittblumen? 

Ja , die gibt es. Natürlich ist das im Winter zum Valentinstag schwieriger als im Sommer! Im Frühling, etwa zum Muttertag, hat man es da leichter. Da findet man immer häufiger schon Bio-Blumensträuße, zum Beispiel auf dem Wochenmarkt. Es gibt inzwischen eine ganze Bewegung, die sich Slowflowers nennt. (Franke, 2022) Dabei handelt es sich um Leute, die im Freiland Blumen anbauen. Oft kann man dort auch selber Sträuße zusammenstellen. Für regionale Blumen gibt es manchmal auch das grüne „Ich bin von hier“ – Siegel. 

Doch im Februar ist die Auswahl ziemlich begrenzt. Manche Florist:innen setzen auf Sträuße mit Christrosen oder Tulpen aus den Niederlanden, vom Niederrhein oder auf Kombinationen mit Trockenblumen. Blühende Sträucher wie Kirsche, Pfirsich, Forsythie, Schneeball sind eine sehr nachhaltige Möglichkeit, im Februar attraktive Blüten zu verschenken. .Man muss sie nur rechtzeitig schneiden und im Warmen vortreiben.  

Aber Rosen sind im Sommer wunderschön, im Winter ist selbst ein Siegel oder ein zertifizierter Produzent keine Garantie für Nachhaltigkeit. (geo.de, 2022) Zumindest die weiten Transportwege oder der Anbau mit hohem Energieverbrauch lassen sich nicht vermeiden. Auch die Miniröschen im Topf sind keine wirkliche Alternative, denn sie sind meist in Torf gezogen, also nicht zu empfehlen. 

Was kauft Coesfeld zum “Fest der Liebe”? 

Überwiegend äußern sich die Coesfelder Händler:innen so, dass Rosen immer noch die beliebtesten Blumen für ein Valentins Geschenk seien. Fast alle verkaufen inzwischen Fairtrade Rosen, obwohl das Thema Nachhaltigkeit bei den Kunden selten nachgefragt würde. Aber sie empfehlen durchaus auch Alternativen wie bunte Sträuße und Tulpen. 

Karen Pohlmann von der “Blumenbinderei” in Lette sagte dazu: “Wir beziehen unsere Fairtrade Rosen aus Ecuador. Die werden trocken und ganz eng gepackt versandt, um den CO₂ – Fußabdruck zu vermindern.  Rosen sind nun mal die beliebtesten Blumen zum Valentinstag.“. Allerdings ergänzt sie auch: „Ungefähr 85 % unserer Kunden lassen sich beraten und in eine nachhaltigere Richtung bewegen. Wir bieten auch Tulpen, fertige bunte Sträuße und Körbchen an als Alternativen. Auch Ranunkeln aus Italien.” Bei Rosen seien die Preise laut Pohlmann zum Valentinstag deshalb so hoch, weil die meisten Blumen über Versteigerungen auf dem Großmarkt verkauft würden. Valentinstag sei nun einmal der Feiertag, der weltweit am selben Tag gefeiert würde, anders als zum Beispiel der Muttertag. Entsprechend hoch seien auch die Marktpreise. Es seien nicht die Florist:innen, die die Preisaufschläge kassierten. Im Gegenteil versuchten sie, durch einen geringeren Aufschlag etwas auszugleichen. Und schließlich sei es ja nicht so wichtig, womit man seinem Lieblingsmenschen seine Liebe zeigte, sondern das man es täte. 

Auch einen Gutschein zu einem Wanderausflug ist eine nette Geste und kann mehr bewirken als Rosen.

Ideen für alternative Valentinstag – Geschenke 

Wie wäre es stattdessen, Zeit miteinander zu verbringen, etwas Schönes zu unternehmen, das beiden Freude bereitet?  Immerhin würden sich ca. 58% darüber mehr freuen als über Materielles. (Baron, o. D.) 

Sicher fällt dir dazu genug ein. Falls nicht: Hier sind ein paar Vorschläge  

  • einen Ausflug oder eine Wanderung unternehmen, vielleicht auch eine winterliche Radtour mit Gelegenheit zum Aufwärmen 
  • zusammen Schlittschuhlaufen oder eine andere Sportart, Hallenbad, Sauna 
  • ein Abendessen zu zweit (oder mit Freunden) 
  • zusammen kochen 
  • für die Liebste kochen 
  • ein Wochenende zusammen (das kann sogar zuhause ganz gemütlich sein, wenn man dafür sorgt, dass Störungen ausbleiben und rechtzeitig einkauft) 
  • Kinobesuche, Theater und Konzerte je nach Vorlieben  
  • Etwas unternehmen, das an das erste Kennenlernen erinnert 

Falls es etwas mit Pflanzen oder Blumen zu tun haben soll, helfen diese Ideen vielleicht weiter: 

  • Verschenke eine Saatmischung für insektenfreundliche Wiesenblumen, vielleicht in Form selbst gekneteter „Seedbombs“. Das sind kleine Kugeln aus toniger Erde mit Blumensamen vermischt. Auf ein Beet gelegt, werden sie vom Regen zum Keimen angeregt – und plötzlich blüht es irgendwo, wo es keiner erwartet hätte. Im Blumenkasten, unter einem Straßenbaum, in einer öffentlichen Grünanlage (das wäre dann beinahe schon Guerilla Gardening, eher eine lustige Form) 
  • Hat „sie“ einen Garten oder Balkon? Wie wäre es mit einer schönen Strauchrose, an der ihr jahrelang Freude habt? Bitte an das Biosiegel denken. 
  • Ein wunderbares Geschenk, von dem sogar eure Nachfahren noch etwas haben könnten, wäre es, einen gemeinsamen Baum zu pflanzen. Oder, noch romantischer, ein Baumpaar. 
  • Wenn es möglichst wenig kosten darf: Vielleicht hat jemand aus deiner Nachbarschaft oder im Freundes-/Familienkreis Ableger von Zimmerpflanzen zu vergeben. Auch diese kannst du paarweise zusammen in einen Blumentopf setzen und so hast du ein selbstgemachtes „Pflanzenpaar“. Zum Valentinstag kannst du beispielsweise das gemeinsame Anpflanzen und einen schönen Topf dafür, oder das bereits herangezogene Pflanzenpaar verschenken. (Wehlmann, 2022)    
  • Vielleicht kannst du ja auch selbst einen schönen Zweig auswählen, ihn vortreiben und dann blühend verschenken. Oder du kaufst noch eine schöne Vase dazu? Das geht sogar auf dem Flohmarkt, Secondhand. 

Sicher fällt dir da noch mehr ein. Schließlich kennst du deine/n Liebste/n doch am besten, oder? 

Du siehst also, es gibt immer eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wenn man sich dafür öffnet. Wichtig ist doch vor allem die Botschaft und der Einsatz, den du zeigst. Die meisten Menschen wissen es zu schätzen, wenn man sich Gedanken darüber macht, womit man dem/der anderen wirklich Freude bereitet. Feiert schön, aber möglichst ohne Rosen!             


Literaturverzeichnis

  • Valentinstag. (o. D.). https://www.brauchtum.de/de/fruehjahr/valentinstag.html 
  • Kobisch, A. (2019, 16. Januar). Geschichte und Bedeutung vom Valentinstag. https://www.printplanet.de/wissenswertes/themen/valentinstag/geschichte-und-bedeutung-vom-valentinstag 
  • BR. (2021b, April 19). Blumen vom Discounter: Sind Fairtrade-Rosen aus Afrika okay? Bayerischer Rundfunk. https://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/rosen-blumen-afrika-fairtraide-oekologisch-fair-100.html 
  • Team, U. (2022, 11. Mai). Fairtrade-Blumen & Bio-Blumen: Worauf du beim Blumenkauf achten solltest. Utopia.de. https://utopia.de/ratgeber/blumen-kaufen-fair-bio/ 
  • Franke, S. (2022, 9. August). Valentinstag: Nachhaltige Schnittblumen – Was hat es mit der Slowflower-Bewegung auf sich? RND.de. https://www.rnd.de/bauen-und-wohnen/valentinstag-nachhaltige-schnittblumen-was-hat-es-mit-der-slowflower-bewegung-auf-sich-ARZXGJ77VVCRHN4CH4KPDOFWVE.html 
  • geo.de. (2022, 11. Februar). Valentinstag: Wie Sie nachhaltig Blumen verschenken. https://www.geo.de/natur/oekologie/valentinstag–wie-sie-nachhaltig-blumen-verschenken-31619800.html 
  • Baron, C. (o. D.). Valentinstag in Deutschland und Österreich. Statista. https://de.statista.com/statistik/studie/id/59532/dokument/valentinstag/ 
  • Wehlmann, K. (2022, 28. März). Rosenpreis explodiert: 5 Ideen, was du zum Valentinstag stattdessen schenken könntest. Utopia.de. https://utopia.de/news/rosenpreis-explodiert-5-ideen-was-du-zum-valentinstag-stattdessen-schenken-koenntest/ 
  • Fairtrade Deutschland. (o. D.). https://www.fairtrade-deutschland.de/ 
  • Rekordabsatz für Fairtrade-Rosen. (2022, 9. Februar). https://www.fairtrade-deutschland.de/service/presse/details/rekordabsatz-fuer-fairtrade-rosen-7383 
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