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Plastik: So wichtig ist das Thema und das kannst du dagegen tun!

Last updated on 3. August 2023

Derzeit produziert ein durchschnittlicher Deutscher laut Eurostat alleine 37 kg Müll aus Plastikverpackungen. Und es passiert so schnell: Auf dem Weg zur Arbeit ein To-Go Becher Kaffee. In der Mittagspause schnell den Lunch vom Bäcker oder die Freitagspommes mit den Arbeitskollegen. Im Supermarkt möchten die Kinder einen Schokoriegel und überhaupt: Beim Einkaufen ist gefühlt einfach alles verpackt. In unserer Klimachallenge und auch auf unserem Blog dreht es sich in diesem Monat alles rund um das Thema Plastik und Mikroplastik. Wir führen dich durch den Dschungel von Bezeichnungen, zeigen dir auf, woraus Plastik eigentlich besteht und beleuchten tolle Alternativen zum reinen Kunststoff.

Deswegen müssen wir darüber sprechen.

Lassen wir einfach mal die Fakten sprechen [1]:

  • 89 Mrd. Liter Wasser werden jährlich weltweit in Plastikflaschen abgefüllt. 80 % dieser Flaschen landen im Müll. Eine PET-Flasche benötigt über 450 Jahre, bis sie weitgehend zersetzt ist.
  • Eine Plastiktüte zerfällt frühestens nach 100 Jahren. Ein Styroporbecher benötigt 50 Jahre.
  • Jedes Jahr verenden 1.000.000 Seevögel aufgrund von Kunststoff.
  • Bei 90 % aller Menschen befindet sich Plastik im Blut.

Was genau ist Plastik und wie entsteht es?

Der Rohstoff von Plastik ist Erdöl. Die Herstellung von Plastik verbraucht acht Prozent der Erdölproduktion weltweit. Dieses Rohöl wird in der Raffinerie in verschiedene Bestandteile zerlegt[2]. Dabei entsteht durch Destillation neben Gas, Ölen auch Rohbenzin. Das Rohbenzin (Naphtha) ist dabei der häufigste Grundstoff für die Plastikherstellung. Durch die weitere Zerlegung entstehen Ethyle oder Kohlenwasserstoff-Verbindungen. Anschließend werden diese Bestandteile in der Synthese zur Herstellung von Plastik verwendet.

Fun Fact: In der Kunst wird das Wort Plastik im Übrigen auch verwendet. Hierbei handelt es sich laut Wikipedia um ein „dreidimensionales, körperhaftes Objekt der bildenden Kunst.“[3]

Welche Arten von Plastik gibt es?

Insgesamt gibt es über 200 Arten von Kunststoff. Das Material lässt sich in drei Gruppen einteilen, die vor allem mit ihrer physischen Formbarkeit und Eigenschaften wie Bruchfestigkeit oder Hitzebeständigkeit zu tun haben[4]:

  • Thermoplaste werden beim Erwärmen weich und beim Abkühlen hart und können so durch richtiges Recyceln sehr oft wieder eingeschmolzen und neu geformt werden, z.B. zu PET-Flaschen.
  • Duroplaste sind hitzebeständig und sehr stabil, du findest sie zum Beispiel in Form von Feuerwehrhelmen.
  • Elastomere sind elastisch, und kommen zum Beispiel bei Autoreifen oder Gummiringen zum Einsatz.

Als Verbraucher:in gibt es eine weitere Art der Orientierung. Die Kennzeichnung von Plastik. Auf der Rückseite der meisten Kunststoffprodukte findest du einen Recyclingcode, der Auskunft über den verwendeten Kunststoff gibt. Den Recyclingscode erkennst du an dem Recyclingsymbol mit drei Pfeilen (der sogenannte Verwertungskreislauf), einer Nummer in der Mitte sowie ggfs. der Materialabkürzung. Hier ein paar gängige Kunststoffarten[5].

Warum ist Plastik so schlimm?

Plastik schadet der Umwelt

Noch wissen wir gar nicht genau, welche Langzeitfolgen das für betroffene Lebewesen haben wird – alleine im maritimen Raum wurde nachgewiesen, dass sich 54 Lebensarten in Plastikteilen verstricken oder sie aufgenommen werden, 387 Arten reisen mit den Plastikströmen durch die Ozeane. Plastikmüll greift also in unser Ökosystem ein und verändert es massiv. 

Plastik schadet der Gesundheit

Laut der Verbraucherzentrale zeigt eine Laborstudie der Forschungsgruppe PlastX , dass viele Alltagsgegenstände wie Joghurtbecher, Trink- und Shampoo-Flaschen aus einem regelrechten Chemiemix bestehen.[6] Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im September 2019. Dabei wurden 34 Gegenstände von den Forscher:innen untersucht. In drei von vier getesteten Produkten waren Substanzen enthalten, die im Laborversuch Zellen schädigten. Von mehr als 1.400 entdeckten Chemikalien konnten die Wissenschaftler:innen außerdem nur 260 identifizieren.

Biobasierte Kunststoffe wie Polymilchsäure, Papier und Karton sind laut der Verbraucherzentrale im Übrigen nicht unbedingt sicherer.[7] Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff sollten außerdem nicht erhitzt werden, weil dann noch leichter Chemikalien auf den Inhalt übergehen können. Entwarnung gaben die Wissenschaftler :innen lediglich bei zwei von acht untersuchten Kunststoffen: HDPE und PET. Wenn unklar ist, aus welchem Material der Joghurtbecher besteht, bleibt Joghurt in Pfand-Gläsern die bessere Alternative.

Hat Kunststoff auch Vorteile und gibt es auch „gutes“ Plastik“?

Zuerst einmal muss man auch sagen, dass Plastik nicht nur negative Seiten hat. Es gibt durchaus auch positive Aspekte an Kunststoff. Drei wollen wir hier nennen[8]:

  1. Plastik ist leicht. Kunststoff wiegt sehr wenig, wodurch wir zum Beispiel verpackte Waren leichter transportieren können. Die Flügel eines Windkraftwerkes sind im Übrigen auch aus Kunststoff. Nur so ist es möglich, dass wir die Windenergie einfangen und den Strom auf Basis erneuerbarer Energien erzeugen.
  2. Plastik ist rein. Für die Medizintechnik bietet Plastik einen enormen Vorteil, um Sterilität zu garantieren. So werden Einwegspritzen, Infusionsflaschen, Blutbeutel aus eben diesem Grund aus Kunststoff produziert.
  3. Plastik ist günstig und flexibel. Aufgrund dessen, dass Plastik in der Beschaffung unglaublich günstig ist, ist es oftmals die erste Wahl im Handel. Gleichzeitig bietet Plastik eine enorme Flexibilität. Es kann hart sein, aber nicht schwer. Es kann blau, grün oder rot sein.

„Gutes“ Plastik gibt es nicht. Es gibt nur bessere Arten und schlechtere Arten.[9] Bessere Plastikalternativen zeichnen sich laut der Verbraucherzentrale folgendermaßen aus:

  • Keine Abgabe von Schadstoffen beim Gebrauch
  • Lange Benutzung des Kunststoffes
  • Recycelbar oder ordnungsgemäße Entsorgung möglich
  • Geringe Umweltbelastung bei der Herstellung

Und JETZT?

JETZT heißt es: Refuse, Reduce, Recycle, ReUse – und Refill! 

Zukünftige Produkte sollten konsequent so gestaltet werden, dass sie vollständig recyclebar sind und somit wieder in den Kreislauf einsteigen können. Dabei sollte das Recycling mindestens auf gleichem oder höherem Niveau möglich sein.

Coesfeld for Future

Der „Plastikatlas“, welchen wir euch hiermit wärmstens ans Herz legen möchten, umreißt das Ausmaß der Plastikkrise und verdeutlicht, dass die wahren Gründe für die Verschmutzung unserer Umwelt mit Plastik nicht ein Problem der Entsorgung oder der Verbraucher:innen sind, sondern dass insbesondere international agierende Unternehmen ihrer großen Verantwortung nicht nachkommen. Die globale Jahresproduktion bei Coca Cola von Einweg-Plastikflaschen liegt bei 88.000.000.000 Flaschen.

Quelle: Plastikatlas 2019.

Dass dieses Umdenken aber stattfindet und auch noch funktioniert, beweist unter anderem der Putzmittelhersteller Frosch. Das Unternehmen hat sich sehr intensiv mit den 5 R`s auseinandergesetzt. Dabei ist laut Frosch deren Standbodenbeutel die erste Verpackung, die vollständig auf die drei Ziele Reduce-Reuse-Recycle einzahlt[10]:

Der Beutel aus Monomaterial (Polyethylen) spart laut dem Unternehmen im Vergleich zu einer Flasche der gleichen Inhaltsmenge bis zu 70 % an Verpackungsmaterial ein (REDUCE). Dank der Nachfüllpackungen kann die Originalflasche immer wieder aufgefüllt werden (REUSE). Die Frosch-Flaschen bestehen dabei laut Hersteller zu 100 % aus Recyclat (Altplastik) aus haushaltsnahen Sammlungen und der Beutel kann komplett wiederverwertet werden – das Plastik bleibt also im Kreislauf (RECYCLE).

Die Gesellschaft muss umdenken! Die Verbraucher:innen müssen Wege finden, möglichst plastikfrei zu konsumieren. Die 5 R’s  stehen dabei für das Vermeiden, Reduzieren, Wiederverwenden, Upcyceln und Recyceln von Verpackungen und anderem Müll.  Bei dem nächsten Einkauf heißt es also: Brauche ich das wirklich? Und wenn ja – gibt es das auch ohne Plastik?

Kleiner Lesetipp: Wie die Gastronomie auf Plastik im To-Go-Bereich verzichten kann, haben wir bereits in unserem Beitrag zum Thema "Nachhaltige Mehrwegverpackung" aufgezeigt.

Quellenangaben

 

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