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ppm: unsere Luft wird stickiger

Last updated on 26. November 2021

„Trotz Corona-Pandemie steigt die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre weiter stark an. Erstmals wurde eine CO2-Konzentration von mehr als 420 ppm gemessen. Das ist der höchste Stand seit Millionen von Jahren.“ So berichteten mehrere Nachrichtendienste im März 2020. Was aber bedeutet ppm und warum ist das so bedenklich?


Warum wir darüber sprechen müssen?

Bedingt durch seine hohe atmosphärische Konzentration ist Kohlendioxid nach Wasserdampf das wichtigste Klimagas. Klimagas ist ein Gas, das zur Schädigung des Klimas beiträgt. Laut dem Umweltbundesamt ist seit Beginn der Industrialisierung die globale Konzentration von Kohlendioxid um gut 44 % gestiegen.

Was bedeutet ppm?

Ppm ist die Abkürzung für „parts per million“. Ein ⁠ppm⁠ entspricht einem Molekül Kohlendioxid pro einer Million Moleküle trockener Luft.

Und wie viel ppm liegt in unserer Atmosphäre?

Die Auswertung von Messungen der atmosphärischen Kohlendioxid-Konzentration an den Messstationen des Umweltbundesamtes Schauinsland (Südschwarzwald) und auf der Zugspitze für das Jahr 2015 hat gezeigt, dass in diesem Jahr die Konzentration an beiden Stationen im Jahresdurchschnitt erstmals über 400 ppm lag.

Zum Vergleich: Die Kohlendioxid-Konzentration aus vorindustrieller Zeit lag bei etwa 280 ppm. Auf Deutschlands höchstem Gipfel sind die Messwerte besonders repräsentativ für die Hintergrundbelastung der Atmosphäre, da die Zugspitze häufig in der unteren freien Troposphäre liegt und somit weitestgehend unbeeinflusst von lokalen Quellen ist. Im Jahr 2019 stieg der Jahresmittelwert auf der Zugspitze auf 411,4 ppm.

Warum ist die Überwachung des Co2-Gehalts sinnvoll?

Wir kennen das: Wir sitzen in einem Raum, vielleicht auch mit mehreren Menschen und irgendwann tritt dieses Gefühl ein, dass man einfach mal die Fenster aufreißen muss. Die Luft fühlt sich „stickig“ an. Unsere Konzentration lässt nach, ein Durchlüften des Raumes scheint irgendwie zu helfen.

Die geltenden gesundheitsbezogenen Lüftungsleitlinien geben vor, dass der CO2-Gehalt in Räumen die Außenkonzentration um nicht mehr als etwa 650 ppm überschreiten sollte. Als Vergleich:

  • Ein menschlicher Atemzug enthält etwa 30.000 ppm
  • Kohlendioxidkonzentrationen von mehr als 20.000 ppm können zu Husten führen
  • Konzentrationen von über 100.000 ppm rufen Bewusstlosigkeit und Zittern hervor
  • Werte von mehr als 250.000 ppm werden zur tödlichen Gefahr, da sich die hohen Konzentrationen im Körper entweder wie Gift verhalten oder den Sauerstoff aus der Blutbahn verdrängen

Was passiert, wenn das weiter ansteigt?

Steigt die Konzentration immer weiter, treten irgendwann nicht lineare Effekte auf. Beispielsweise wenn die Ozeane, die gegenwärtig wegen steigenden CO2-Gehalts fast schon so sauer sind wie zu Zeiten des Sauriersterbens, weniger oder kein Kohlendioxid mehr aus der Luft aufnehmen können – das würde die Zuwachsraten der CO2-Konzentration in der Atomsphäre noch schneller steigen lassen.

Dabei wird es so sein, dass der CO2-Gehalt der Atmosphäre weiter ansteigt, selbst wenn die Emissionen sinken. Dies läge an der sehr langen Verweildauer des Kohlendioxids in der Atmosphäre, sagt das Deutsche Klima Konsortium in einem Statement im Mai 2020. Auch wenn die Ozeane und die Landregionen laut Global Carbon Project derzeit etwas mehr als die Hälfte des von der Menschheit ausgestoßenen CO2 aufnehmen, verweilt der Rest für ungefähr ein Jahrhundert in der Luft. Nur ein vollständiger und dauerhafter Stopp der Emissionen führe zu einer Stabilisierung des CO2-Gehalts und längerfristig zu seiner Verringerung.

In Bezug auf die jahreszeitlichen Schwankungen sei es wichtig zu berücksichtigen, dass der höchste Monatsdurchschnitt der CO2-Konzentration in Deutschland meist im März auftrete, kurz bevor die Pflanzen während der Wachstumsperiode auf der Nordhalbkugel beginnen, große Mengen CO2 zu binden. Auf der globalen Skala liegt der Peak im Mai. Im nördlichen Herbst, Winter und frühen Frühjahr geben Pflanzen und Böden dieses CO2 wieder ab, wodurch die Werte innerhalb der natürlichen Schwankungsbreite wieder ansteigen würden. Um den langfristigen Trend für die Klimaentwicklung zu bestimmen, kann man den Durchschnitt des jeweils gleichen Monats verschiedener Jahre oder verschiedene Jahresdurchschnitte vergleichen, sagt das Konsortium.

Und JETZT?

Wir benötigen also unter anderem CO2-Speicher, damit der CO2-Gehalt der Atmosphäre sinkt. Gerade deshalb ist es wichtig, dass wir einen besonderen Blick auf die natürlichen Co2-Speicher werfen. Bäume, Pflanzen und vor allem Moore sind riesige natürliche Co2 Speicher.

Kleiner Hinweis: Um eine Tonne CO2 aufnehmen zu können, muss die Buche etwa 80 Jahre wachsen. Das heißt: Pro Jahr bindet die Buche 12,5 Kilogramm CO2. Sie müssten also 80 Bäume pflanzen, um jährlich eine Tonne CO2 durch Bäume wieder zu kompensieren. Zu beachten ist, dass Bäume in den ersten Jahren nach Pflanzung eher geringe Biomassevorräte anlegen. Erst mit zunehmendem Alter wird vermehrt CO2 gebunden.

Hierzu hatte Coesfeld for Future im April eine Baumdemo auf der Coesfelder Promenade organisiert, um den Blick auf diese großen, aber sehr stillen Co2 Speicher zu lenken.

Aber neben den Bäumen sind es auch alle anderen Pflanzen, die uns dabei helfen, Co2 zu binden. Moore speichern mehr Kohlendioxid als jedes andere Ökosystem der Welt. Sie bestehen zu 95 Prozent aus Wasser und spielen eine wichtige Rolle im Wasserhaushalt. Sie sind sehr effektive Wasserspeicher, die helfen, Überschwemmungen und Flutkatastrophen zu verhindern. Obwohl Moore nur drei Prozent der Erdoberfläche bedecken, speichern sie rund 30 Prozent des erdgebundenen Kohlenstoffs. Nach Angaben des BUND binden die Moore weltweit doppelt so viel CO2 wie alle Wälder zusammengenommen. 


Quellenangaben

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