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Stoffwindeln: Überlegst du noch oder stoffwickelst du schon?

Last updated on 26. November 2021

AIO, AI2, AI3/Hybrid…bitte was? Was sich im ersten Moment nach hoher Wissenschaft anhört, ist im Grunde etwas höchst banales. Es geht um Windeln. Genauer gesagt um Stoffwindeln. Doch was steckt dahinter und ist es wirklich so einfach wie alle immer sagen?

Deswegen müssen wir darüber sprechen

Bis ein Kind trocken ist, benötigt es etwa drei Jahre und somit ca. 6.000 Windeln​. Seit der Erfindung der Einwegwindeln werden diese auch überwiegend genutzt.

Jedes Baby produziert so in den ersten Lebensjahren ca. 1.250 kg Abfall. Anders ausgedrückt werden 8,4 Millionen Wegwerfwindeln täglich in Deutschland verwendet und entsorgt. In 10 Tagen sind das ca. 84 Millionen solcher Windeln. Dies entspricht ungefähr der gesamten Einwohnerzahl von Deutschland.

Eine unglaubliche und zugleich alarmierende Zahl. Schätzungen zufolge machen Einwegwindeln etwa 10 % des Restmülls aus. Hinzu kommt der Müll für Einweg-Feuchttücher, die oftmals fälschlicherweise in die Kanalisation entsorgt werden, was zu immens hohen Reinigungskosten führt. Es vergehen bis zu 500 Jahre, bis eine Wegwerfwindel verrottet ist. Es wird also Zeit sich nach einer Alternative umzuschauen…

Was genau sind Stoffwindeln?

Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Arten von Stoffwindeln. Eigentlich sollen sie alle das Gleiche tun – nämlich Ausscheidungen auffangen. Fängt man jedoch einmal an, sich über Stoffwindelsysteme zu informieren, wird man von einer Vielfalt an Möglichkeiten nahezu erschlagen.

Was Stoffwindeln jedoch alle gemeinsam haben, sind folgende Punkte:

  1. den Nässeschutz, der verhindert das Feuchtigkeit nach außen gelangt
  2. die Formgebung, die die Windel am Körper hält
  3. und die Saugeinlage, welche die Ausscheidungen auffängt

Bei der Wahl des Stoffwindelsystems gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, ähnlich wie in einem Baukastensystem. Je nach System sind die Bestandteile schon fertig zusammengesetzt, oder eben nicht. Die „All in one“ Windeln sind beispielsweise Komplettwindeln, die wie eine Einwegwindel gewaschen werden können.

Jedes System bringt allerdings seine Vor- und Nachteile mit sich. Wir wollen hier gar nicht näher auf die unterschiedlichen Stoffwindelarten eingehen, denn das würde den Rahmen sprengen. Falls du dir unsicher bist, welches System für dich das Richtige ist, können wir dir weiter unten noch ein paar Tipps an die Hand geben.

Wie ist die Ökobilanz von Stoffwindeln?

Doch wie steht es nun um die Ökobilanz der Stoffwindel? Lohnt sich der „Aufwand“ wirklich? Und stellen sie die umweltfreundlichere Variante dar?

Um eines vorwegzunehmen: Der Vergleich von Einwegwindeln und Stoffwindeln ist wirklich komplex und kaum zu bewerkstelligen. Das liegt zum größten Teil daran, dass die Ökobilanzen von sehr vielen Faktoren positiv oder negativ beeinflusst werden können und somit verschiedene Ökobilanzen nicht einfach zu vergleichen sind. Die letzte Studie dazu stammt aus dem Jahre 2009. Höchste Zeit für eine Überarbeitung! Wer sich die beiden wichtigsten Studien einmal genauer ansehen möchte kann das hier tun.

Fakt ist jedoch, dass

  1. Stoffwinden erheblich weniger Müll produzieren (siehe oben)
  2. du mit der Stoffvariante die Ökobilanz deiner Windel selbst in der Hand hast. Je nach Stoffwindelsystem, Material, Einsatz von Ökostrom, energieeffizienten Waschmaschinen, Häufigkeit des Waschens, Verzicht auf Trockner etc. fällt die Ökobilanz positiver oder eben negativer aus.

Und nicht zu vergessen: je mehr Kinder die Windeln nutzen umso nachhaltiger sind sie.

Wie hoch sind die Kosten bei Stoffwindeln?

Sind Stoffwindeln günstiger als Einwegwindeln? Genau wie bei der Ökobilanz müssen auch hier wieder einige Faktoren mit in den Vergleich einfließen. Maßgeblich sind, bei der Betrachtung der Kosten, folgende Punkte: Windelkauf, Abfallgebühren, Wasch- und gegebenenfalls Trocknerkosten und der Kauf von Wickelzubehör. Wer sich schon mal einen Grundstock für das Wickeln mit Stoff zugelegt hat, muss sicherlich im ersten Moment schlucken. Denn es kommt eine ganz schöne Summe zusammen. Aber das ist auch verständlich, denn schließlich sollen die Windeln die komplette Wickelzeit überdauern. Das Fazit einer nach unserer Meinung sehr guten und nachvollziehbaren Berechnung kommt zu dem Schluss, dass man mit Stoffwindeln einen drei bis vierstelligen Betrag sparen kann. Wer selbst einmal mit den eigenen Angaben nachrechnen möchte kann das hierüber tun.

Und JETZT?

Liest du noch oder stoffwickelst du schon? Falls du schon eine Weile über das Thema Stoffwindeln nachgedacht hast, aber nicht so recht weißt, wie du die Sache angehen kannst, gibt es einige hilfreiche Tipps:

  • Erkundige dich in deiner Stadt/Gemeinde nach Stoffwindelberatungen. Oft werden diese von der VHS oder Familienbildungsstätten angeboten. Alternativ kannst du auch hier nach speziellen Berater:innen aus deiner Stadt schauen. Diese stellen dir mehrere Varianten vor und können dir sicherlich auch dabei helfen das richtige „System“ für deine persönlichen Bedürfnisse zu finden.
  • Erkundige dich in deiner Stadt nach einem Zuschuss für Stoffwindeln. In einigen Städten und Gemeinden gibt es bereits eine Stoffwindelförderung. Diese kann unterschiedlich geregelt sein. Falls deine Stadt noch nicht dabei ist, kannst du dich hier auf die Suche machen. Dort erhältst du auch ein kostenloses Anschreiben zum Herunterladen für deine Stadt, mit dessen Hilfe du eine Förderung beantragen kannst.
  • Schaue auch mal bei Ebay nach gebrauchten Stoffwindeln. Das klingt im ersten Moment vielleicht abschreckend, aber es gibt immer Personen, die sich nach dem Kauf dann doch anders entscheiden und (fast) neuwertige Stoffwindelpackete günstiger abgeben. Vielleicht gibt es in deinem Freundeskreis auch Personen, die schon mit Stoff wickeln. Fragen lohnt sich immer…

Quellenangaben


Dieser Beitrag wurde sorgfältig recherchiert und geschrieben von: Tanja

2 Kommentare

  1. Ein schöner Artikel! Ich möchte noch hinzufügen, dass Stoffwindeln auch für die Babyhaut deutlich gesünder sind als Wegwerfwindeln. Letztere enthalten u.a. Superabsorber, welche die Schleimhäute zu stark austrocknen. Folge sind oftmals gereizte Haut oder Pilzinfektionen. Lotionen und Duftstoffe können Allergien hervorrufen. Dazu bleibt das Nässefeedback mit Stoffwindeln besser erhalten. Das bedeutet, dass die Kinder nicht verlernen, dass etwas geschieht, wenn sie pinkeln. Bei Wegwerfwindeln geht dieses Bewusstsein verloren. Es ist halt immer trocken – oft eben zu trocken.

    • Hallo Villa Windelbunt,
      danke für die Ergänzungen. Gerade das Argument mit dem Nässefeedback kann ich voll unterstützen. Und der wunde Popo gepaart mit Pilzinfektionen hat sich bei uns deutlich verbessert.
      VG Susanne

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