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3 Fragen an … Barbara Heuermann über nachhaltige Buchhandlungen

Last updated on 9. Februar 2022

Barbara Heuermann betreibt gemeinsam mit ihrem Mann und einem Team die Buchhandlung Heuermann, die im nächsten Jahr bereits 100 Jahre alt wird. Buchausstellungen in Schulen und Kitas, Autoren/innenlesungen und fast 1000 Kinder zum Welttag des Buches lassen bei Barbara keine Langeweile aufkommen.


Barbara, hat deiner Meinung nach das Thema Klimawandel & klimaschonendes Leben im Buchbereich zugenommen?

Die oben genannten Themen werden seit einiger Zeit wesentlich umfangreicher bedient. Titel wie „Regenland – Trockenland“ von Michael Engler beschäftigen sich im Bilderbuch mit der Klimaveränderung.  Sachbücher z. B. „Rettet die Erde“ von George Patrick erklären Kindern im Vorschulalter das Thema. Vegetarische und vegane Kochbücher zeigen neue Wege der Ernährung auf. 


Den Klimawandel bewegt Kinder, Jugendliche, Familien und Erwachsene.„Siehst du da drüben, Freund Sancho, dreißig oder vierzig große Riesen? Ich beabsichtige, mit ihnen zu kämpfen und sie zu töten.“

— Barbara Heuermann

Bekannte Wissenschaftsjournalisten und Meteorologen weisen nicht nur in den Medien auf die Veränderungen hin. Ihre Bücher „Zieht euch warm an, es wird heiß“ von Sven Plöger, „Über Leben“ von Dirk Steffens oder „Die Menschheit schafft sich ab“ von Harald Lesch erleben eine große Nachfrage. 

Grundsätzlich unterscheidet sich der Buchhandel vom normalen Handel. Er funktioniert nicht nur durch Angebot und Nachfrage. Die Buchpreisbindung steuert den Buchmarkt optimal. Im Jahr 2019 erschienen rund 70.000 neue Bücher. Die Buchpreisbindung trägt dazu bei, dass das Medium Buch zu erschwinglichen Preisen und jederzeit zur Verfügung steht. 

Eine weitere Möglichkeit, den Buchmarkt vielfältiger zu machen, ist das Selfpublishing. Hier liegen Titel, die nur in kleinen Auflagen benötigt werden, als Datei vor. Erst bei einer Bestellung geht der Titel in den Druck. Der große Vorteil besteht darin, dass nicht unzählige Bücher gedruckt werden, die nicht benötigt werden.  Oft kommt das Selfpublishing bei der Veröffentlichung von wissenschaftlichen Büchern, wie z.B. Dissertationen, zum Einsatz. Das spart Papier und natürlich auch Energiekosten.

Kannst du uns kurz erklären, welchen Weg ein Buch hinter sich hat, bevor es bei euch im Laden steht und an welchen Stellen das Thema Nachhaltigkeit dann interessant ist?

Bestellungen, die bis 17.00 Uhr bei uns eingehen und beim Großhandel vorrätig sind, können am nächsten Tag bei uns in der Buchhandlung abgeholt werden. Dabei werden die Bücher in Kunststoffwannen angeliefert, die bei der nächsten Lieferung mitgenommen werden. In den Wannen sind keine weiteren Füllstoffe. Mit diesem Leergutsystem vermeiden wir jeden Tag erhebliche Mengen an Umverpackungen. Die bestellten Titel kommen aus Erfurt. Die Zustellung erfolgt per LKW. Einen Einfluss auf die Umstellung auf E-Mobilität in der Zustellung haben wir als Buchhandlung nicht.

Die Verlage und Druckereien versuchen immer mehr nachhaltig zu arbeiten. So werden inzwischen viele Bücher ohne Folie ausgeliefert. Die Druckereien versuchen ihre Druckerzeugnisse klimaneutral herzustellen. Einen Hinweis darauf findet der Leser/in meist im Buch.

Einige Verlage, wie z.B. der Loewe Verlag, haben in ihrem Verlagsprogramm nachhaltige Produkte aufgenommen. So werden hier einige Titel unter dem Label Loewe Naturkind veröffentlicht. Mit dem Kauf dieser Produkte werden dann Umweltprojekte unterstützt. 

Siehst du Stellschrauben, die der Verbraucher in der Hand hat beim Thema Bücher und was kann eine Buchhandlung zum Thema Klimaschutz dazu beitragen?

Die Bücherwelt kann mit ihrer vorhandenen Vielfalt wirklich alle Interessen bedienen. Die Leserschaft entscheidet selbst, was ihm/ihr gefällt oder nicht. Ich denke, dass wirklich jede:r etwas zum Klimaschutz beitragen kann.

Wir in der Buchhandlung verzichten auf neue Umverpackungen und verwenden nur bereits gebrauchte Umverpackungen für den Versand. Plastiktüten und Geschenkbändchen sind verschwunden. Mit Schaufenstern, aber auch themenorientierten Büchertischen z. B. in Schulen machen wir auf das Thema aufmerksam.  Die Energieversorgung in der Buchhandlung soll jetzt auf Ökostrom umgestellt werden. 

Wichtig ist mir aber vor allem Kinder für das Lesen und das Entdecken von wunderbaren Geschichten zu begeistern. Wichtig ist, dass alle Kinder unsere Schriftsprache erlernen. So können sie sich informieren, Dinge verstehen und Meinungen bilden. Das gilt auch für den Klimaschutz. 

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