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3 Ideen für eine nachhaltige Heckenbepflanzung

In vielen Fällen erfordert es keinen großen Aufwand, den Klimafolgen zu begegnen, sondern rechtzeitige Entscheidungen bei der Planung und Umgestaltung von öffentlichem und privatem Raum. Ein kleiner, aber wichtiger Akzent: Eine grüne Wand. Die grünen (oder im Laufe der Jahreszeiten bunte) Wände sehen nicht nur schön aus, sie bieten auch jede Menge Vorteile gegenüber einer unbewachsenen Hauswand oder der steinernen Sichtschutzwand.

Deswegen müssen wir darüber sprechen

Grüne Wände speichern eine ganze Menge CO₂ und produzieren demgegenüber reichlich Sauerstoff. Sie kühlen die Luft in ihrer Umgebung durch Verdunstung und beschatten Wände.  Dadurch heizen sie sich im Sommer nicht so auf. Sie verbessern das Kleinklima, halten Wind ab und verbessern leicht die Dämmwirkung.  Zudem mindern grüne Wände Lärm und nehmen Schadstoffe aus der Luft auf. Sie fördern die Biodiversität, indem sie Lebensraum und Nahrung für Insekten und Vögel bieten.[1]

Wenn du Pflanzen wählst, deren Früchte du essen kannst, kannst du sogar deinen eigenen Speiseplan damit bereichern.  Der grüne oder bunte Anblick fördert das menschliche Wohlbefinden, entspannt und hebt die Laune. Das gilt für begrünte Hauswände, für Heckenpflanzungen, die regelmäßig beschnitten und in Form gebracht werden, für essbare Hecken wie im „Naschgarten“  beschrieben, für grüne Sichtschutzwände und Abtrennungen zum Beispiel an Terrassen, oder Unterteilungen des Gartens in verschiedene „Räume“.

Soll es eine immergrüne Hecke sein oder lieber nicht?

Heckenpflanzen gibt es in allen Größen, blühend, fruchtend oder einfach grün. Bevor du eine Hecke pflanzt, schau dich um: was gibt es in deiner Umgebung? Wie sehen die Pflanzen aus, wenn sie jung sind und wie, wenn sie altern?

Und dann natürlich die elementaren Fragen:

  • Möchtest du eine freiwachsende Hecke, die viel Platz braucht, die vielleicht aus ganz verschiedenen Pflanzen besteht? Oder möchtest du eine aus lauter gleichen Pflanzen, die man gut beschneiden kann?
  • Wie hoch soll die Hecke werden? Welche Breite soll sie im Laufe der Jahre haben können?
  • Wie dicht soll sie sein? Spielt Sichtschutz für dich vor allem im Sommer eine Rolle, oder möchtest du ihn ganzjährig haben? Eine Buchenhecke kann aus Hainbuche oder Rotbuche bestehen. Die Hainbuche wirft ihre Blätter im Herbst ab, die Rotbuche behält sie bis zum Neuaustrieb im Frühjahr.

3 Ideen für eine Heckenbepflanzung

Die Faustregel ist hierbei: Pflanze nur ein, was auch gut für Mensch & Umwelt ist. Erkundige dich also auf jeden Fall nach dem ökologischen Nutzen. Der ist am höchsten bei vielen heimischen Pflanzen. Diese haben an die hier lebenden Insekten angepasste Blüten und Früchte, die z.B. Vögeln als Nahrung dienen können. Deshalb ist übrigens auch der Kirschlorbeer so verschrien, über den der NABU Bremen sagt, er habe weniger ökologischen Wert als eine Betonmauer.[2]

Auch sonst sehen immergrüne Hecken zwar immer grün aus (meist), aber sie verändern sich wenig im Laufe der Jahreszeiten. Manche sind giftig (Kirschlorbeer, besonders: Eibe), manche vertragen nur sehr vorsichtigen Schnitt oder regenerieren sich schlecht bei Trockenstress (Thuja).

Es lohnt sich also, gut zu überlegen und sich zu erkundigen. Die ersten zwei oder drei Jahre lohnt es sich zudem eventuell, einen Tropfschlauch zur Bewässerung unter die neugepflanzte Hecke zu legen. Danach sollte sie eigentlich soweit eingewachsen sein, dass sie sich selbständig versorgen kann.

Die Sommerhecke

Schöne, schnellwachsende Möglichkeiten für den Sichtschutz bieten Pflanzen, die im Frühjahr langsam aufwachsen, im Sommer ihre volle Pracht entfalten und im Früh- oder Spätwinter wieder abgeschnitten werden. Hier ein paar Beispiele:

  • einfach mal eine Reihe Sonnenblumen pflanzen
  • ein Staudenbeet mit hochwachsenden Gräsern und großen Stauden wie Wasserdost, hohe Astern, Dahlien, Muskatellersalbei, hohen Monarden, Goldrute und anderen Stauden. Insektenfreundlich, pflegeleicht und schön bunt.
  • Rankpflanzen wie Stangenbohnen, Kapuzinerkresse oder sogar Kürbis an einem Gerüst in die Höhe leiten. Blüten genießen und Früchte ernten.
  • eine „Hecke“ aus Grünspargel anlegen, in 2 Reihen Grünspargelpflanzen in ein Beet mit guter Komposterde pflanzen. Nach 3 Jahren kannst du anfangen, im Frühjahr Spargel zu ernten. Ab Ende Juni ist mit der Ernte Schluss. In kurzer Zeit wachsen dann grazile Spargeltriebe bis zu 2 m Höhe, die eine dichte, aber filigrane Hecke bilden. Im Spätherbst werden sie braun, dann schneidet man sie bodennah ab.
  • Topinambur: Die Knollen sind den ganzen Winter über zu beernten und zu essen. Im Sommer wächst schnell ein dichter Busch bis über 2 m Höhe, der im Herbst hübsche gelbe Blüten wie kleine Sonnenblumen hat. Allerdings ist eine Wurzelsperre empfehlenswert.
  • eine Hecke mit Herbsthimbeeren. Die tragen ab Ende August oft bis zum Frost Früchte, dann werden sie bis zum Boden abgeschnitten und im nächsten Jahr geht es wieder von vorne los. Wenn du einige gesunde Ruten (1-2 pro Pflanze) stehen lässt, kannst du auch schon im Frühsommer Himbeeren ernten, dann trägt die Pflanze zweimal. Danach diese Ruten wieder bis zum Boden zurückschneiden. Evtl. ist auch hier eine Wurzelsperre sinnvoll. Im Rasen mäht man aber die auswachsenden Triebe einfach ab.

Vertikalgärten – die Vielfalt in der Höhe

Aber vielleicht möchtest du etwas ganz anderes ausprobieren? Du möchtest gerne flexibler sein in der Gestaltung, nicht ein für allemal festgelegt auf die eine Pflanzenauswahl, die man ohne größeren Aufwand nicht mehr rückgängig machen kann?

In einem Garten, auf einer Terrasse oder vielleicht sogar auf einem Balkon eigenes Obst, Gemüse oder Kräuter wachsen zu lassen, wird zu Recht immer beliebter: regionaler, klimaschonender und leckerer geht nicht. Oder du möchtest mal diese, mal jene Pflanzen in deiner direkten Nachbarschaft haben, mal Erdbeeren, mal Kräuter oder einfach bunte Blumen, aber trotzdem soll deine Bepflanzung einen guten Sicht- oder Lärmschutz bilden? Warum also nicht mit den Beeten die Wände hochgehen?

Pflanzengabione[3] – eine Entdeckung aus dem Münsterland

Zwei Münsterländer aus Oelde sind entsprechend den Wünschen eines Kunden nach einer originellen Wandbegrünung auf diese Idee gekommen. Sie entwickelten ein System, wie man Gabionen vielfältig bepflanzbar machen kann. Eigentlich sind Gabionen ja sehr massiv und nicht besonders inspirierend. Sie heizen sich, wenn sie mit Steinen gefüllt sind, genauso auf wie jede kahle Wand. Oder sie werden mit Plastikstreifen bespannt, die nach einigen Jahren als problematischer Plastikmüll enden.

 Aber wenn man in dem Metallgitter der Gabionen zwischen zwei Matten ein gutes Pflanzsubstrat einbringt, ein Bewässerungssystem integriert und die Matten bepflanzt, entsteht innerhalb weniger Wochen eine grüne Wand. Es gibt diese Pflanzengabionen mit einer individuellen Auswahl an Pflanzen zu kaufen. Du kannst aber auch eigene Pflanzen nutzen und diese durch eine vorgesetzte Matte in das Substrat pflanzen, welches den Pflanzen dauerhaft guten Halt bietet. Nachpflanzen ist kein Problem, Unkraut hat keine Chance. Also der ideale Garten für faule Gärtner? Und für die, die nicht noch mehr Stein und versiegelte Flächen wollen, ein schöner Blickpunkt. Bepflanze sie  mit Kräutern, Erdbeeren oder Salat.  Oder möchtest du es lieber bunt haben?

Mit Hauswürzen, Sedum und anderen trockenresistenten Pflanzen bepflanzt, bekommst du einen senkrechten Steingarten, der kaum bewässert werden muss, aber trotzdem üppig wächst, schön aussieht und für Insekten wie ein Magnet wirkt.

Im Schatten würden sich Farne und Moose sehr gut machen. Die verschiedensten Grüntöne und Blattformen wirken sehr entspannend, selbst wenn man nicht dauernd hinschaut.

Lieber selber machen?

Du möchtest lieber selbst aktiv werden? Du findest Upcycling besser als neu kaufen? Dann ist die  Idee Nummer 2 vielleicht etwas für dich: Bau dir selber ein senkrechtes Beet aus einer oder mehreren alten Paletten und bepflanze deinen Vertikalgarten mit Kräutern, Erdbeeren, Salaten oder verschiedenen Blumen, die z.B. Insekten anlocken. Es gibt dazu im Internet einige Anleitungen, ein paar davon sind unten angeführt, die Menge der Anregungen, Vorschläge und Videos dazu ist aber riesig.

Meist geht es so: Du entfernst 2 der 5 Bretter von der Oberseite. Die übrigen werden zu kleinen Pflanzenkisten. Bei dem Beispiel von Hornbach[4] baust du die  übrigen 3 Brettern mit Holz zu Pflanzkästen um. Die anderen Beispiele[5] [6]empfehlen, Teichfolie oder Ähnliches als Behältnis für Pflanzerde anzutackern. Diese Beete brauchen aber oft eine Halterung an der Wand oder breitere Füße, wenn sie sicher stehen sollen.

Bei der Auswahl der Pflanzen solltest du unbedingt den Standort berücksichtigen. Pflanzen benötigen unterschiedlich viel Sonne oder Schatten und auch verschiedene Wassermengen. Mediterrane Kräuter wie Salbei, Thymian oder Rosmarin mögen viel Sonne, brauchen trotzdem nicht viel Wasser. Basilikum und Erdbeeren mögen auch die volle Sonne. Wenn sie aber viele Früchte bzw. Blätter tragen sollen, brauchen sie eine gute Wasserversorgung. Da lohnt es sich, über eine automatische Bewässerung mit einem Tropfschlauch nachzudenken. Auch die kann man ziemlich leicht selber anlegen.

Salate und Kräuter wie Petersilie, Minze, Schnittlauch oder Kresse kommen mit wenig Sonne aus. Wenn sie einen guten Teil des Tages im Schatten stehen, verdunstet nicht so viel Wasser. Stehen sie in der prallen Sonne, machen sie schnell schlapp. Petersilie und Salat vertragen sich übrigens gar nicht!

Wunderschöne Klettergewächse an Zaun, Hauswand und Schuppen

Falls des keine Hecke zum Nachbarn gibt, sondern nur einen Zaun, dann heißt es kreativ zu werden. Wenn sich im Herbst die mit wildem Wein bewachsenen Wände orange bis weinrot verfärben, ist das ein prächtiges Schauspiel. Wilder Wein ist, wie Efeu und Kletterhortensie, ein Selbstklimmer, der mit Haftfüßchen selbständig die Wände hochklettert. Andere Kletterpflanzen brauchen ein fest verankertes, stabiles Gerüst dafür, das mit einigen Zentimetern Abstand zur Wand (zur Hinterlüftung) angebracht wird. Dazu gehören Rosen, Weinranken oder Blauregen. Lass dich bei der Anschaffung einer solchen Pflanze aber beraten, damit sie dir nicht über den Kopf wächst. Am Anfang sind alle Pflanzen klein, als Laie erkennt man nicht immer, welches Potential in ihnen steckt.

Und JETZT?

Mach das Leben grüner! Alles, was du wachsen lässt, ist ein winziges Bausteinchen zu mehr Klimaschutz. Egal, ob du etwas für die Insekten und Vögel pflanzt oder als Beitrag zu deiner sehr regionalen Ernährung! Es darf aber auch einfach nur schön aussehen, einen Nutzen hat es trotzdem.

Pflanzen sind die effektivsten Solarkraftwerke, indem sie Fotosynthese betreiben. Sie wandeln jeden Sonnenstrahl, der sie erreicht, in Energie um. Damit produzieren sie aus dem Kohlenstoff des CO₂ und Wasser Zuckermoleküle. [7]Sie ernähren sich sozusagen direkt mit Sonnenlicht. Den Sauerstoff brauchen sie nicht, der wird freigesetzt und steht allen Lebewesen kostenlos zur Verfügung. Das funktioniert auch bei indirektem Sonnenlicht und sogar im Schatten, es kommt nur auf die richtigen Pflanzen an.


Quellenangaben

  • [1] Kraut und Rüben, 10/22, S. 48-52
  • [2] https://bremen.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/21750.html
  • [3] https://zauberhaftes-muensterland.de/2022/08/12/pflanzen-gabione-die-gruene-alternative/
  • [4] https://www.hornbach.de/projekte/vertikales-hochbeet-aus-paletten-bauen/
  • [5] http://vertikal-gaertnern.de/2017/06/08/palettenacker/
  • [6] https://www.br.de/radio/bayern1/kraeutergarten-aus-palette-bauen100.html
  • [7] https://www.explainity.de/aktuell/photosynthese/

Ein Kommentar

  1. Ein Hinweis auf die mehrreihige Benjes-Hecke (modifiziert) mit Initialbepflanzung und die Pflicht zur Biotopverbund-Planung überall wäre gut!

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