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Elektro SUV: Warum uns große schwere Autos bei der Verkehrswende nicht helfen werden

Last updated on 19. Februar 2023

SUVs sind die beliebtesten Autos auf Deutschlands Straßen. Jeder vierte Neuwagen ist ein SUV, schätzt das Bundesamt für Kraftfahrt (KBA).  Aber welche ökologischen Auswirkungen hat ein SUV? Was wäre eine bessere Alternative dazu und wie können wir unser Mindset verändern?  

Deswegen müssen wir darüber sprechen 

Das Durchschnittsauto ist laut der DUHWelt seit 1990 um 12,3 cm in die Breite gegangen. Die durchschnittliche Autolänge stieg um 14,5 cm. Die aktuelle Generation eines Audi Q7 misst 5,06 x 1,97 x 1,74 Meter. Mit Seitenspiegeln ist das SUV sogar 2,21 Meter breit. Dass Vorzeige-Öko-Autos auch nicht sparsamer sind, zumindest, wenn es um die Größe geht, zeigt das Tesla Model X, ein Elektro-Van-SUV-Crossover. Es ist 5,05 Meter lang und zwei Meter breit. 

Definition: Die Abkürzung SUV kommt aus dem Englischen und bedeutet „Sport Utility Vehicle“. Ins Deutsche übersetzt bedeutet es „Sport- und Nutzfahrzeug“. 

Woher kommt dieser Trend?

Seit den 1990er Jahren hat das Segment der Sports Utility Vehicles zunächst in den USA Fahrt aufgenommen. Als Begründer gilt der Toyota RAV4. Der Trend zu hochgelegten Karosserien schwappte dann auch nach Europa. Wichtiger als Fähigkeiten im Gelände – viele Modelle bieten Allrad-Antrieb nur gegen Aufpreis – sind ein robuster Auftritt mit ausgestellten Radhäusern, steiler Front und dem typischen erhöhten Einstieg. (Vgl. Lübbehüsen, H., 2015)

Gefühl vs. Wirklichkeit

„Jedes Limit ist für ihn nur eine Etappe“ heißt es in einem Werbespot von Mercedes Benz zur Markteinführung der neuen SUVs im Jahre 2015. In atemberaubenden Bildern bahnt sich Luis Hamilton seinen Weg durch sensationelle Landschaften. Die SUVs jagen durch unberührte Natur, hangeln sich die Bergstraßen hinauf oder erleben im Geröll neue Abenteuer. So vermittelt uns die Werbung das Freiheitsgefühl, welches wir nur durch die Benutzung eines SUVs erlangen werden.

Die Realität sieht jedoch anders aus. Die meisten SUVs fahren durch Städte, die auf diese Größe und Schwere eines Autos nicht ausgelegt sind. Parkhäuser und Parkplätze werden für die Fahrzeuge zu klein. Wo Geländewagen und SUVs halb auf dem Gehweg stehen, weil sie nicht mehr auf die Parkplätze passen, leidet die Lebensqualität und werden Fußgänger behindert. Die Übersichtlichkeit im Verkehr geht verloren und begünstigt dadurch Unfälle. Somit werden zwar unsere Autos immer größer und breiter, unsere Straßen und Parkplätze jedoch nicht.

Werbung suggeriert uns, dass uns diese Autos Freiheit geben. Allerdings sind diese Autos in der Werbung nicht in Städten unterwegs, sondern in der Wüste.

Der Platzhirsch und das Problem mit dem Platz

Öffentlicher Raum steht nur begrenzt zur Verfügung. Expert:innen gehen davon aus, dass über 60 % der freien Flächen innerhalb einer Stadt das Auto einnimmt. Dabei steht ein Auto durchschnittlich 23 Stunden am Tag und blockiert demnach eine Fläche von ca. 10 qm. (Nimrich 2022).

Die Produktion verursacht aufgrund ihrer Ausmaße und Gewichts einen erhöhten Bedarf an natürlichen Ressourcen.  Auch der Energieverbrauch von fossilen Kraftstoffen oder elektrischer Energie ist erheblich größer als bei einem normalen PKW.

Deutsche Umwelthilfe 2021

Wann kann ein E-Auto sinnvoll sein? 

Für eine klimafreundliche Verkehrswende ist mehr nötig. Denn der Platzbedarf großer Fahrzeuge, Flächenverbrauch und die Versiegelung der Landschaft für den Verkehrssektor schaffen Umweltprobleme, die auch durch Elektrofahrzeuge nicht gelöst werden können. (WWF International 2022)  

Am effizientesten fahren kleine E-Autos in der Stadt. Bei Stop-and-go lädt zurückgewonnene Bremsenergie die Batterie nach, damit reichen dann kleine Akkus aus. Allerdings sind hier Rad und ÖPNV klimafreundlicher. Für städtische Fuhrparks mit hohen Fahrleistungen wie z.B. Lieferdienste, Taxi- oder Carsharing-Unternehmen sind E-Autos besonders geeignet. Für Privatpersonen rechnet sich ein E-Auto vor allem bei täglichen Strecken zwischen 50 und 70 km. Für weitere Strecken sollte man die Bahn nutzen oder ein Fahrzeug leihen. (Verkehrsclub Deutschland 2019)  

Im ländlichen Raum sind laut Katja Diehl, Mobilitätsexpertin, 75 Prozent der Fahrten innerorts. 50 Prozent der Fahrten sind unter 10 km und 10 % unter 1 km. (Körber Stiftung, 2022)

75 % der SUVs sind deutlich breiter als ein Golf.  

Elektromobilität und Nachhaltigkeit – Warum brauchen wir eine Verkehrswende?  

Der Verkehrssektor ist der einzige Sektor, in dem die Treibhausgasemissionen in den vergangenen Jahren praktisch unverändert geblieben ist. (Umweltbundesamt, 2020) 

Eine umfassende Verkehrswende kann nur gelingen, wenn neben einem Ausbau von öffentlichem Nah- und Fernverkehr, der Individualverkehr elektrifiziert wird. Dennoch bedeutet dies nicht, dass jede:r lediglich auf einen Elektromotor umsteigen sollte um sich scheinbar „nachhaltig“ zu verhalten. Schon die Fertigung elektrischer Autos ist sehr ressourcenintensiv. Daneben benötigt die Elektromobilität grünen Strom. Jedoch sind die erneuerbaren Energien bisher nicht so stark vertreten, wie sie sein sollten. Je besser die erneuerbaren Energien ausgebaut werden, desto mehr Nachhaltigkeit wird es am Ende für Elektrofahrzeuge geben können. (Prescher 2021) 

Und JETZT? 

Wir sind alle Teil der Verkehrswende und damit kann jede:r auch etwas im Alltag dazu beitragen. 

Das kann die Bundesregierung verändern 

Die Umwelthilfe berichtet unter Bezug auf Angaben der Internationalen Energieagentur (IEA), dass die SUVs die zweitgrößte Quelle für den weltweiten Anstieg an CO₂-Emissionen seit 2010 sind. Wären SUVs im Übrigen ein Land, hätten sie den siebtgrößten Ausstoß an CO₂ in der Welt.  Die Umwelthilfe nimmt daher eine klare Haltung ein und fordert für klimaschädliche SUVs höhere Bepreisungen aufgrund der höheren Umweltbelastung. Unter anderem fordern sie: 

  • eine hohe Zulassungssteuer für die Registrierung von emissionsintensiven Fahrzeugen wie SUVs 
  • keine innerstädtische Parkmöglichkeit bzw. erhöhte Parkgebühren für übergroße Fahrzeuge 
  • eine CO₂ basierte Reform der Kfz-Steuer 
  • Stopp der Entwicklung und Verkauf klimaschädlicher SUVs 
  • Beendigung irreführender Werbeaussagen zu SUVs, die vermitteln, dass Autos ökologisch und sauber seien (Deutsche Umwelthilfe 2021) 

Das kann die Zivilgesellschaft machen 

Vermeide Kurzstrecken mit dem Auto 

Ein Drittel aller Fahrten ist unter 3 Kilometern und die Hälfte unter 5 Kilometern. Entfernungen, für die man mit Fahrrad meist nur 15 Minuten benötigt. Viele Autofahrten sind so kurz, dass wir sie auch zu Fuß oder mit dem Rad bewältigen könnten.  

„Klimafreundliche“ Autofahrt – Wenn es doch ein Neuwagen sein muss   

Tatsächlich sind E-Autos (Leseempfehlung: E-Autos) in der Klimabilanz klimafreundlicher als Verbrenner. Sinnvoll ist der Umstieg aber nur, wenn wir in Zukunft mit kleinen und mittelgroßen Autos fahren und möglichst auf ÖPNV oder Rad umsteigen. Denn dann brauchen wir weniger Rohstoff. Mit einem elektrischen SUV geht die Rechnung nicht auf. Hier eine Studie dazu.  

E-Autos müssen energieeffizient sein, denn auch Ökostrom wächst nicht auf Bäumen. Große, schwere E-SUVs mit riesigen Batterien sind Energiefresser, die Produktion der Batterie und der Karosserie verschlechtert die Umweltbilanz.“

Müller-Görnert 

Der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat 2020 eine Umweltliste mit empfehlenswerten Elektrofahrzeugen veröffentlicht. Nicht alle Elektro-Autos sind gleich gut, vor allem kleinere Autos sind empfehlenswert. Zu der Bestenliste gehören unter anderen: BMW i3, der Smart als Zwei- oder Viersitzer sowie der VW e-Golf. Daneben wurden Elektromodelle von Hyundai, Kia, Nissan, Renault und Toyota aufgeführt. Hier findet ihr die Bestenliste. (VCD 2020)  

Setze dir ein individuelles Tempolimit 

Sei der Bundesregierung voraus und setze dir ein persönliches Tempolimit für Autobahn, Landstraßen und Ortschaften. Hilfreich kann dabei ein Bordcomputer sein, der dir den aktuellen Verbrauch anzeigt. (WWF International 2022) 

Alternativen nutzen 

Laut Umweltbundesamt ist die Verlagerung auf den öffentlichen Personenverkehr sowie Rad- und Fußverkehr unabdingbar für das Erreichen der Klimaschutzziele. Daher mache es dir bereits jetzt zur Gewohnheit auf ÖPNV, Carsharing und Lastenräder umzusteigen. Denn das stellt unsere nachhaltige Zukunft dar! Weiter Alternativen können auch Mitfahrbänke in eurer Umgebung sein. Beispielsweise gibt es in der Gemeinde Rosendahl diese seit 2019 in allen drei Ortsteilen.  

Wer im Zusammenhang mit Autoverkehr von Nachhaltigkeit spricht, muss vor allem von weniger Fahrzeugen reden.

Coesfeld for Future

Literaturverzeichnis 

2 Kommentare

  1. Rainer Kirmse , Altenburg Rainer Kirmse , Altenburg

    Ich fahre Auto, also bin ich!
    So muss es natürlich in meinem
    Gedicht zum Autowahn heißen.😉

    Nicht nur im Verkehr ist weniger mehr,

    WACHSTUMSWAHN

    Man produziert und produziert,
    plündert Ressourcen ungeniert.
    Gewinnmaximierung ist Pflicht,
    die intakte Natur zählt nicht.
    Börsenkurse steh’n im Fokus,
    Umweltschutz in den Lokus.

    Plastikflut und Wegwerftrend,
    man konsumiert permanent.
    Nur unser ständiges Kaufen
    hält das System am Laufen.
    Unser westlicher Lebensstil
    taugt nicht als Menschheitsziel.

    Die Jagd nach ewigem Wachstum
    bringt letztlich den Planeten um.
    Das oberste Gebot der Zeit
    muss heißen Nachhaltigkeit.
    Statt nur nach Profit zu streben,
    im Einklang mit der Natur leben.

    Wir alle stehen in der Pflicht,
    maßvoll leben ist kein Verzicht.
    Teilen und Second Hand der Trend,
    Repair vor Neukauf konsequent.
    Bei allem etwas Enthaltsamkeit,
    nehmen wir uns die Freiheit.

    Rainer Kirmse , Altenburg

    Herzliche Grüße aus Thüringen

  2. Thomas Lösing Thomas Lösing

    Moin Anita,

    Hab mir gerade deinen neuen Blog angehört.
    Eine Ergänzung:
    Der Verbrauch von Elektroautos in der Stadt ist wegen dem geringeren Luftwiderstand viel geringer. Das Rekuperieren wandelt Bremsenergie wieder zurück, aber verliert dabei im Wirkungsgrad einiges an Energie. Dieser Verlust ist bei geringen Geschwindigkeiten nicht so hoch – aber immer noch besser, als gar keine Energie zurück gewinnen.
    Ein weiterer großer Vorteil ist dabei, Elektroautos können mit dem sogenannten „One-Pedal-Driving“ ohne Bremse gefahren werden und bleiben nur durch Rekuperation zum Stehen. Das führt dazu, dass Bremen erst nach 180.000 km gewechselt werden müssen, wenn sparsam gefahren wird.

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