Last updated on 17. April 2023
Elektro- und Elektronikgeräte sind aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch ihre Lebensdauer ist begrenzt. Ist etwa die Waschmaschine endgültig defekt, so verwandelt sich der unentbehrliche Haushaltshelfer in problematischen Elektroschrott. Andere Geräte landen bereits dann auf dem Müll, wenn sie eigentlich noch funktionstüchtig sind. Gerade Computer oder Produkte der Unterhaltungselektronik werden häufig allein deswegen weggeworfen, weil neue leistungsfähigere Geräte auf den Markt kommen
Deswegen müssen wir darüber sprechen
In Elektronikgeräten werden Rohstoffe wie Gold, Platin und Kupfer aus Ländern wie Indonesien, Südafrika oder Chile verarbeitet. Die Rohstoffe werden dort in Minen abgebaut und aus metallhaltigem Gestein gelöst. Der Rohstoffabbau ist sehr energieintensiv:
Jährlich verursacht der Abbau der wichtigsten Rohstoffe für Elektronikgeräte 23,4 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) – etwa halb so viel, wie in Dänemark in einem gesamten Jahr ausgestoßen werden.
Im Laufe seines Lebens verbraucht ein Smartphone alles in allem etwa 75,3 Kilo an Ressourcen – während es selbst nur etwa 80 Gramm wiegt. Und der Rohstoffabbau ist nur der erste Schritt hin zum fertigen Elektronikgerät. Transport und Fertigung sind keineswegs CO2-neutral.
Und auch am Ende des Produktzyklus, bei der Entsorgung, stellt sich die »CO2-Frage«. Denn es ist viel energiesparender, Metalle aus Altgeräten zurückzugewinnen, anstatt sie in Minen abzubauen. Das liegt vor allem daran, dass die wertvollen Metalle im Elektroschrott höher konzentriert sind als im Gestein.
Weltweit sind es laut Unesco fast 45 Millionen Tonnen Elektroschrott oder sechs Kilogramm pro Person. Im Jahre 2018 wurde nur in Deutschland bereits 853.000 Tonnen Elektro- und Elektronikgeräte entsorgt, das sind rund 10,3 Kilogramm pro Kopf.
Was ist eigentlich „Elektroschrott“?
Die Verbraucherzentrale sagt hierzu:
Bis auf wenige Ausnahmen fallen generell alle Geräte, die Strom – ob aus der Steckdose, dem Telefonkabel oder einer Batterie – für ihre Funktion benötigen, unter das „Elektro- und Elektronikgerätegesetz (ElektroG)“.
Verbraucherzentrale
Dabei sind im Übrigen auch LED-bestückte Leuchtturnschuhe, wie sie beispielsweise von Kindern getragen werden, genauso Elektroschrott wie Omas elektrischer Fernsehsessel! Das gilt auch für folgende Produkte:
• Taschen mit integrierter Beleuchtung
• Nachtspeicheröfen
• E-Bikes
• Elektrisches Spielzeug
• Kleidung oder Schmuck mit LED-Lämpchen
• Uhren
Erkennen kannst du diese Geräte im Übrigen mit einem Siegel, wo eine Mülltonne durchgestrichen ist.
Ist Elektroschrott wirklich Müll?
Elektromüll kann neben Plastikteilen auch wertvolle Edelmetalle wie Gold, Kupfer, Nickel und seltene Materialien wie Indium oder Palladium enthalten. Vor allem in Smartphones stecken teure Bestandteile. Eine Tonne Smartphones birgt heute weitaus mehr Gold als eine Tonne Gold-Erz. 1,46 Milliarden Smartphones wurden im Jahr 2017 verkauft. Jedes Gerät enthält im Schnitt elektrische Komponenten im Wert von rund 100 US-Dollar. Leider finden die meisten Handys nicht den Weg zu einer Recyclinganlage, sondern liegen in Schubladen rum. In Deutschland liegen derzeit etwa 72 Millionen alte oder kaputte Handys in den Haushalten herum.
Unsere knapper werdenden Ressourcen auf der Erde sind ein weiteres Argument dafür, die wertvollen Bestandteile unseres Mülls effektiver aufzubereiten. Einigen Schätzungen zu Folge können zudem Verbesserungen in den Verfahrensabläufen auch dafür sorgen, dass die Wiederverwertung von Elektroschrott sich auch wirtschaftlich durchsetzen kann, sodass weniger Minenabbau notwendig wäre.
Und wohin mit meinem alten Kühlschrank oder dem Laptop?
Elektro- und Elektronikgeräte enthalten also eine Vielzahl von Stoffen und Materialien. Auch deswegen ist es wichtig, dass diese sachgerecht entsorgt werden. Ansonsten kann es aufgrund der zum Teil noch enthaltenen Schadstoffe zu Umweltrisiken kommen. Neben Schadstoffen wie Schwermetallen und FCKW enthalten EAG aber auch eine Reihe von Wertstoffen, die es zurückzugewinnen und somit im Kreislauf zu führen gilt. Denn nur dann können diese recycled werden und somit einen wesentliche Beitrag zur natürlichen Schonung unserer Ressourcen führen. Für die Sammlung von Elektro-Altgeräten müssen Kommunen nach wie vor Sammelstellen (meist Recyclinghöfe) vorhalten. Dort können Sie alle Altgeräte kostenlos abgeben. Auf der Internetseite Kommunalwirtschaft.eu findest du heraus, ob es in deiner Gemeinde einen Wertstoffhof gibt.
Und JETZT?
Am 7. Mai 2021 hat der Bundesrat ein entsprechendes Gesetz gebilligt. Dessen Ziel ist es, das Netz an Rückgabestellen auszuweiten, um die Sammelquote von Elektroschrott und wiederverwendbaren Geräten zu erhöhen. Das Gesetz tritt am 01. Januar 2022 in Kraft und soll nach 5 Jahren evaluiert werden.
87 Prozent der Deutschen befürworten gleichzeitig ein Handypfand, um die Elektroschrott-Berge zu verringern. Eine Rohstoffsteuer zum Einstieg in eine echte Kreislaufwirtschaft finden aber laut einer repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) nur drei Prozent gut.
Recycling ist also enorm wichtig. Knapper werdende Ressourcen auf der Erde sind nur ein Argument dafür, die wertvollen Bestandteile unseres Mülls effektiver aufzubereiten und somit in eine Kreislaufwirtschaft einzutreten. Aber wie wir dir bereits in unserem Komsumpyramide aufgezeigt haben, sollte dein Weg bereits ein anderer sein.
„Berlin Recycling“ hat sich Gedanken über einen besseren Umgang mit Elektrogeräten und deren „Schrott“ gemacht und eine kleine Auflistung erstellt. Diese möchten wir für unseren Beitrag übernehmen.
Hier unsere sieben Tipps gegen übermäßigen Elektroschrott:
Geräte länger nutzen
Am nachhaltigsten ist es oft, einfach die Geräte weiter zu nutzen, die man bereits hat. Mit einer Ausnahme: Alte Haushaltsgeräte verbrauchen oft große Mengen Strom. Sie durch neue, energieeffizientere Geräte zu ersetzen, kann durchaus sinnvoll sein. Den Stromverbrauch zum Beispiel von einer Waschmaschine können Sie einfach berechnen, indem Sie die Wattzahl des Geräts mit der Betriebszeit multiplizieren.
Geräte nachrüsten
Viele Elektrogeräte lassen sich nachrüsten. Das bietet sich an, wenn zum Beispiel ein Computer noch funktioniert, Festplatte und Arbeitsspeicher aber nicht mehr ausreichen. Oder der Akku des Handys sich nicht mehr richtig aufladen lässt, das Telefon an sich aber noch funktioniert. So schonen Sie nicht nur die Umwelt, sondern auch Ihren Geldbeutel.
Elektrogeräte reparieren lassen
Wenn ein Gerät kaputt ist, kann man es unter Umständen noch reparieren. Wie der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. bekannt gibt, lassen sich die wichtigen Komponenten eines Computers so ersetzen, dass sie sich nach zwei Monaten ökologisch amortisiert haben. Ab diesem Moment sparen die Nutzer also Energie. Tipp: Sogenannte Repair Cafes bieten die Möglichkeit an, die defekte Geräte kostenlos von anderen Bürger:innen repariert zu lassen, die Freude am tüfteln und werkeln haben.
Geräte gebraucht kaufen
Lässt sich eine Neuanschaffung doch nicht vermeiden, tut es vielleicht auch ein gebrauchtes Gerät. Viele Online-Shops bieten gebrauchte Geräte an, die generalüberholt sind. Einer davon ist Back Market. Der Online-Shop aus Berlin ist mittlerweile Europas größter Online-Marktplatz für generalüberholte Elektronik. Hier können Sie zum Beispiel ein iPhone 8 gebraucht kaufen und sparen viel Geld gegenüber einer Neuanschaffung.
Bei neuen Geräten auf Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit achten
Manchmal ist ein gebrauchter Computer, Staubsauger oder Wäschetrockner keine Option und ein neuer muss her. Dann ist es nachhaltig, sich für ein reparierbares und, wenn möglich, hochwertiges Gerät zu entscheiden, das möglichst lange hält. Genau wie bei anderen Konsumgütern gibt es auch bei Elektrogeräten Umweltsiegel. Das Umweltzeichen Blauer Engel zertifiziert energieeffiziente und reparierbare Geräte. Das Label TCO Certified zeichnet sozial und ökologisch nachhaltige IT-Produkte aus
Alte funktionierende Geräte verkaufen oder verschenken
Wohin dann mit den alten Geräten? Büroelektronik, Fernseher oder Haushaltsgeräte, die noch funktionieren, finden oft noch dankbare Abnehmer. Sie lassen sich über eBay Kleinanzeigen oder andere Online-Portale verkaufen – und bringen damit noch etwas Geld. Andernfalls kann man sie auch verschenken oder an eine gemeinnütze Organisation spenden.
Kaputte Geräte recyceln
Manchmal hilft alles nichts: Das Gerät ist kaputt und eine Reparatur nicht möglich oder lohnenswert. Dann gilt es, das Handy, den Fernseher oder die alte Waschmaschine zu recyceln.
Quellenangaben
- Elektroschrott: Wo kommt er her – wo geht er hin?
- So viel Elektroschrott produziert jeder Deutsche
- Alte Tonne — Handys zu wertvoll für die Tonne (GermanWatch)
- Internet Umwelt (TechnoScope)
- Elektroschrott vermeiden: 7 Tipps für mehr Umweltschutz und mehr Geld (BerlinRecycling)
- Repair Cafes Deutschlandweit
- Pfandpflicht für Handys (Klimareporter)
- ELEKTROSCHROTT – VERMEIDEN UND VERWERTEN: Das neue Elektro- und Elektronikgerätegesetz