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Planetary health diet: 5 Strategien für eine globale Ernährungswende 

Last updated on 26. September 2023

Unsere heutigen Ernährungsgewohnheiten gefährden langfristig unsere Gesundheit und die Umwelt. Wenn wir unseren Planeten erhalten und im Jahr 2050 eine Weltbevölkerung von schätzungsweise 10 Milliarden Menschen gesund ernähren wollen, brauchen wir eine globale Ernährungswende. 

Dabei helfen kann die Planetary health diet (PHD). Sie ist eine Strategie für eine gesunde und nachhaltige Ernährung, mit der die Gesundheit des Menschen und des Planeten geschützt werden kann. Wer jetzt denkt, dass dies nur ein neues Label für „vegane Ernährung“ ist, liegt falsch, denn vegan ist der Ernährungsplan der Planetary Health Diet nicht zwingend, obwohl das im Hinblick auf unseren ökologischen Fußabdruck die beste Lösung wäre. Gemüse spielt bei der Planetary health diet trotzdem eine zentrale Rolle. Aber nicht nur, was wir essen, muss sich ändern, sondern auch, wie es produziert wird. 

Begriffserklärung: Die Planetary Health Diet ist ein wissenschaftlich fundierter Speiseplan, der gleichermaßen die Gesundheit des Menschen wie die des Planeten schützt. Entwickelt wurde er von einem internationalen Team von Wissenschaftlern, der EAT-Lancet Commission. Die erarbeitete Strategie hat nichts mit einer Diät im herkömmlichen Sinne zu tun. Das englische „diet“ heißt übersetzt „Nahrung“. 

Deswegen müssen wir darüber sprechen 

Jeden Tag haben mehr als 820 Millionen Mensch zu wenig zu essen. Dabei isst ein noch größerer Teil der Weltbevölkerung zu viel oder zu ungesund. Insgesamt stellen ungesunde Ernährungsgewohnheiten ein größeres Gesundheits- und Sterblichkeitsrisiko dar als Alkohol-, Drogen- und Tabakkonsum zusammen. Ernährung hat aber nicht nur einen entscheidenden Einfluss auf die individuelle Gesundheit, sondern auch auf unsere Umwelt. Die weltweite Nahrungsmittelproduktion bedroht das Klima und ganze Ökosysteme.

Um alle Menschen dieser Erde bis zum Jahr 2050 nachhaltig und gesund zu ernähren, wird eine grundlegende Veränderung unserer Landwirtschaft und Ernährungsweise nötig sein. Im Januar 2019 wurde ein Report der EAT-Lancet-Kommission veröffentlicht. Die Kommission besteht aus 37 Wissenschaftler:innen aus unterschiedlichen Disziplinen und insgesamt 16 Ländern, darunter Klimaforscher:innen und Ernährungswissenschaftler:innen. Das Ziel der Forscher war es, eine wissenschaftliche Grundlage für einen Wandel des globalen Ernährungssystems zu konzipieren. Das Ergebnis ist u.a. die „Planetary Health Diet“, ein Speiseplan, der die Gesundheit des Menschen und des Planeten gleichermaßen schützen soll. (vgl. Bundeszentrum für Ernährung, 2020) 

Fünf Strategien für die globale Ernährungswende 

  1. Gesündere Ernährung fördern: Der Konsum von Obst und Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen soll ungefähr verdoppelt werden. Der Verzehr von Fleisch und Zucker soll dagegen halbiert werden. Es soll zu einer gesünderen Ernährungsweise ermutigt werden: verbesserte Verfügbarkeit und verbesserter Zugang zu gesunden Nahrungsmitteln. Die Erschwinglichkeit guter Lebensmittel entscheidend. Es müssten sich die durch die Lebensmittelerzeugung verursachten Umweltkosten genauso in den Preisen widerspiegeln wie die Produktionskosten. Höhere Lebensmittelpreise müssen mit einer sozialen Absicherung einhergehen, um sozial benachteiligte Menschen nicht zurückzulassen. 
  2. Qualität und Vielfalt statt Quantität in der Landwirtschaft: Statt wenige Kulturen zu fördern, von denen heute ein Großteil an Tiere verfüttert wird, sollte die globale Agrarpolitik Anreize für Erzeuger schaffen, um nahrhafte, pflanzenbasierte Lebensmittel zu produzieren. 
  3. Landwirtschaft nachhaltig intensivieren: Die Produktion ökologischer Lebensmittel muss nicht nur nachhaltiger, sondern gleichzeitig produktiver werden. Ernteerträge könnten durch die Verwendung von trockenheitsresistenten Pflanzen und optimierter Bewässerung gesteigert werden. Die Bodenqualität könnte durch geeignete Anbaumethoden erhöht werden. 
  4. Strenge Vorgaben für die Nutzung von Land und Meer: Die Nutzung von Land und Meer sollte streng reglementiert werden, um die natürlichen Ökosysteme zu erhalten und gleichzeitig die Lebensmittelversorgung zu sichern. 
  5. Lebensmittelabfälle halbieren: Empfohlen werden Maßnahmen zur Bildung der Verbraucher:innen, z.B. um die Einkaufsgewohnheiten zu ändern oder den Unterschied zwischen MHD und Verbrauchsdatum zu erklären. Auch das Lagern und Zubereiten von Lebensmitteln und die Verwendung von Resten soll verbessert werden. 

      (vgl. Bundeszentrum für Ernährung, 2020) 

      Gibt es auch Kritik an der Planetary Health Diet?

      Der Speiseplan legt eine tägliche Kalorienzufuhr von 2.500 Kalorien zugrunde. Für Menschen mit schwerer körperlicher Arbeit wäre dies bei Weitem zu wenig Energie, für Menschen mit überwiegend sitzender Tätigkeit zu viel. Gleichzeitig steht den Menschen in vielen Ländern dieser Erde bedeutend weniger Kalorien pro Tag zur Verfügung. Daher können die Empfehlungen der „Planetary Health Diet“ nur als Orientierung dienen. 

      Die weltweite Halbierung des Verzehrs von rotem Fleisch würde zum Beispiel für Nordamerika bedeuten, dass nur noch etwa ein Siebtel der heute üblichen Menge verzehrt werden dürfte. Und in afrikanischen Ländern wird heute ein Siebenfaches der empfohlenen Menge an stärkereichen Pflanzen konsumiert. Hier stellt sich die Frage, ob Menschen ihre Ernährungsgewohnheiten so radikal verändern können, dass sie den Vorgaben der „Planetary Health Diet“ entsprechen. 

      Und JETZT? 

      Spätestens jetzt wirst du dich fragen, woraus denn nun so ein Speiseplan aussehen soll. Deswegen hier ein Beispielplan in der praktischen Umsetzung. Täglich können folgende Lebensmittel in der entsprechenden Menge konsumiert werden: 

      • 300 g Gemüse (0-600 g) 
      • 250 g Milchprodukte (Vollmilch oder aus dieser Menge hergestellte Produkte) (0-500) 
      • 232 g Vollkorngetreide (Reis, Weizen, Mais oder andere) 
      • 200 g Obst (100-300 g) 
      • 75 g Hülsenfrüchte (0-100 g) 
      • 50 g Nüsse (0-75 g) 
      • 50 g Stärkehaltiges Gemüse (Kartoffeln, Maniok) (0-100 g) 
      • 40 g Ungesättigte Fette (20-80 g) 
      • 31 g Zucker (alle Süßungsmittel) (0-31 g) 
      • 29 g Geflügel (0-58 g) 
      • 28 g Fisch (0-100 g) 
      • 14 g Rotes Fleisch (Rind, Lamm, Schwein) (0-28 g) 
      • 13 g Eier (0-25 g) 
      • 11,8 g Gesättigte Fette (0-11,8 g) 

      Anmerkung:

      • Hierbei handelt es sich um tägliche Durchschnittswerte. Die Richtwerte sollen bei der Zusammenstellung der Lebensmittel auf dem Teller helfen. Insbesondere die 300-900 g Obst und Gemüse und die geringe Menge an Fleisch sind auffällige Fixpunkte. 
      • Die Werte in Klammern bedeuten, dass hier eine Spannbreite vorgesehen ist, die es erlaubt, die Planetary Health Diet für jeden Menschen flexibel umzusetzen. So ist zum Beispiel eine Interpretation dieses Modells möglich, bei der überhaupt keine tierischen Produkte verzehrt werden, aber auch eine für Flexitarier, die alle zwei Wochen mal ein kleines Steak essen wollen. (vgl. Utopia, Ro.hm, 2023) 

      Extra Tipp: Planetary Health Diet als App 

      Torben Ratzlaff und Eva Wolf haben die „Planeten-Diät“ in ihrer Freizeit in eine kostenlose App umgesetzt: Mit Planeatary kannst du deine Ernährung und ihren Einfluss auf den Planeten auch über längere Zeit nachvollziehen. Ein sehr anschauliches Projekt. 


      Literaturverzeichnis 

      • Autorin: Melanie Kirk-Mechtel, Bonn. (2020, 10. Juni). Planetary Health Diet. BZfE. Abgerufen am 27. März 2023, von https://www.bzfe.de/nachhaltiger-konsum/lagern-kochen-essen-teilen/planetary-health-diet/ 
      • Ernährung | Health For Future. (o. D.). Health for Future. Abgerufen am 28. März 2023, von https://healthforfuture.de/ernaehrung/ 
      • Klöckner, N. (2022, 7. September). Wie gesunde Ernährung aufs Klima wirkt. Greenpeace. Abgerufen am 28. März 2023, von https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/landwirtschaft/anbau/gesunde-ernaehrung-aufs-klima-wirkt 
      • Planetary Health Diet. (o. D.). DGE. Abgerufen am 27. März 2023, von https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/nachhaltige-ernaehrung/planetary-health-diet/ 
      • Planetary Health Diet – der Speiseplan zur Weltrettung? (2021, 1. März). foodwatch. Abgerufen am 27. März 2023, von https://www.foodwatch.org/de/frage-des-monats/2021/planetary-health-diet-der-speiseplan-zur-weltrettung/ 
      • Planetary Health Diet – gut für die Gesundheit. (2022, 6. September). Greenwire Deutschland. Abgerufen am 27. März 2023, von https://greenwire.greenpeace.de/phd_gesundheit 
      • Planetary Health Diet: Diese Ernährung soll die Welt retten | W wie Wissen. (2019, 7. September). Erstes Deutsches Fernsehen (ARD). Abgerufen am 27. März 2023, von https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/w-wie-wissen/ernaehrung-136.html 
      • Rohm, B. (2023, 19. Januar). Für Erde und Gesundheit: Forscher:innen entwickeln den perfekten Ernährungsplan. Utopia.de. Abgerufen am 27. März 2023, von https://utopia.de/fuer-erde-und-gesundheit-forscher-entwickeln-die-perfekte-ernaehrung-123236/ 
      • Zinkant, K. (2022, 14. September). Wie wir uns gesund ernähren – und dabei die Umwelt schützen. Apotheken Umschau. Abgerufen am 27. März 2023, von https://www.apotheken-umschau.de/gesund-bleiben/klima/essen-fuers-klima-planetary-health-diet-888799.html 
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