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Eine solidarische Landwirtschaft als Gegenentwurf zur konventionellen Landwirtschaft

Last updated on 3. Mai 2023

In unserem Bericht über die planetaren Grenzen haben wir aufgezeigt, dass auch die Landwirtschaft einen Wandel vollziehen muss. Aber wie kann eine Landwirtschaft im Einklang mit Natur und Mensch funktionieren? Wie können wir zurückkehren zu einem wertschätzenden Umgang mit den Landwirt:innen und dem Boden, den diese aufbereiten?

Deswegen müssen wir darüber sprechen

Unser Eingreifen in die Natur hat spürbare Folgen für unsere Erde und unser Leben. Die Klimakrise mit seinen Ursachen und Auswirkungen ist die größte Herausforderung unserer Zeit. Wir müssen verstehen, dass uns nicht mehr viel Zeit bleibt. Wir müssen aktiv dazu beitragen, unser Klima zu schützen und das Miteinander zu verbessern. Die solidarische Landwirtschaft (kurz Solawi) kann hierfür im Landwirtschaftlichen Bereich ein Baustein sein.

Was bedeutet solidarische Landwirtschaft?

Solidarische Landwirtschaft bedeutet, dass sich viele Menschen „Kosten und Ernte“ teilen. Die Mitglieder einer Solawi bilden eine Gemeinschaft und legen die gesamten laufenden Kosten eines landwirtschaftlichen Betriebs in Form von monatlichen Beiträgen auf alle Mitglieder um. Im Sinne der Solidarität zueinander bedeutet das: wer mehr Geld zur Verfügung hat, der gibt mehr, wer weniger hat gibt weniger. Alle gemeinsam tragen das Risiko dieses kleinen Betriebs (inkl. eventueller Ernteausfälle) und die Verantwortung für den eigenen ökologischen Fußabdruck bei der Produktion ihrer Lebensmittel auf unsere Natur. Aber sie teilen auch die Freude an einem gemeinsamen Umweltprojekt und sie teilen solidarisch die Ernte, die im besten Fall sehr vielfältig und reichhaltig ist.

Was sind die Vorteile für die Landwirt:innen?

Für die Landwirt:innen entfällt das Risiko, das die freie Marktwirtschaft mit sich bringt. Es bedarf keiner Vermarktung außerhalb des Betriebs, es braucht keine Werbung und keine Verpackung. Denn die Produzent:innen kennen ihre „Kunden:innen“, die Mitglieder der Solawi und wissen, dass ihre Arbeit wertgeschätzt und fair bezahlt wird.

Das minimiert das finanzielle Risiko großer Ernteausfälle und gibt Planungssicherheit, denn die Mitglieder:innen verpflichten sich jeweils mindestens für ein Erntejahr im Voraus, die Kosten mitzutragen. Die Produzent:innen wiederum können sich ökologischen Anbauformen widmen und die Bodenfruchtbarkeit fördern. Häufig werden in dieser Form der Landwirtschaft wieder alte samenfeste Sorten angebaut, die längst in Vergessenheit geraten waren. Durch aktive Mitarbeit der Konsument:innen, Ernte- und Pflanztage, Feste und Veranstaltungen, entsteht im Laufe der Zeit ein Gemeinschaftsgefühl, welches wiederum die gegenseitige Wertschätzung und Verantwortung füreinander deutlich macht.

Die Lebensmittel verlieren ihren Preis und erhalten so ihren Wert zurück.

Wolfgang Stränz, Buschberghof (erste SoLaWi in Deutschland)

Woher kommt die Solidarische Landwirtschaft?

Die Idee der Solidarischen Landwirtschaft stammt aus Japan und wurde dort Mitte der 70iger Jahre von einer Gruppe engagierter Konsument:innen und Landwirt:innen ins Leben gerufen. Der Auslöser dazu war damals eine Kampagne gegen den Einsatz von mineralischem Dünger und chemischen Pflanzenschutzmitteln. Weiter ging es über die USA und auch quer durch Europa, wo immer mehr dieser Hofgemeinschaften entstanden, zwar in etwas unterschiedlicher Art, aber immer mit einem ähnlichen geistigen Ansatz und auf solidarischer Basis.

Inzwischen gibt es in Deutschland derzeit rund 250 SoLawis und zum Glück kommen immer mehr dazu.

Wie aktuell ist das Thema?

Aktuell – und sicher auch aufgrund der Klimakrise – interessieren sich immer mehr Menschen dafür, woher ihre Nahrungsmittel kommen. Sie möchten, dass ihr Gemüse nachhaltig angebaut wird, dass der Boden, auf dem ihre Nahrung wächst, nicht ausgelaugt wird.

Immer mehr Menschen wollen aktiv das Klima schützen, indem sie sich regional, saisonal und ökologisch versorgen.

Coesfeld for Future

Vielen Menschen ist der Gedanke der Solidarität wichtiger denn je. Denn wir alle müssen der Klimakrise entgegenwirken. Nur gemeinsam können wir zeigen, dass eine ressourcenschonende und nachhaltige Landwirtschaft im Einklang mit der Natur möglich ist. Viele Menschen möchten sich auch solidarisch gegenüber den Landwirt:innen zeigen, die ihre Energie und Arbeitskraft in den Anbau von gutem und gesundem Gemüse und Obst investieren.

Ein guter Grund mal genauer hin zu schauen, was aus zarten Anfängen wachsen kann….

Und was passiert in Coesfeld?

Diese Gedanken haben einige Menschen in Coesfeld dazu angetrieben, den Verein „Solawi Crowdsalat“ zu gründen. In Welte 21 wurde eine Hofstelle gefunden, auf der die Gruppe eine kleinbäuerliche und zukunftsfähige Landwirtschaft starten wird. Welte liegt zwischen Coesfeld und Dülmen. Dort soll Anfang des kommenden Jahres 2022 der Anbau von regionalem, ökologischem und nachhaltigem Gemüse und Obst begonnen werden. Es gibt ein Ehepaar mit großer Expertise, das gemeinsam mit den Hofbesitzern im Rahmen einer GbR den Anbau betreiben wird. Die Mitglieder:innen des Vereins „Solawi Crowdsalat“ unterstützen hierbei die Landwirtschaft solidarisch. Sie übernehmen als Gemeinschaft die Organisation nach der Ernte und unterstützen bei einzelnen Arbeitsanfragen oder konkreten Gemeinschaftsaktionen. Angestoßen wurde dieses Projekt im Übrigen durch Mitglieder von Coesfeld for Future.

Das oberste Ziel der Solawi ist der aktive Klima- und Umweltschutz. Zudem treibt die Vorfreude auf eine bunte Vielfalt an gesundem und knackigem Gemüse die Gruppe an, dieses Projekt bekannt zu machen, denn nur wenn viele dabei sind, kann diese Solidarität erfolgreich und langfristig gelebt werden.

Gleichzeitig wird mit diesem Projekt auch zum Insektenschutz und der Artenvielfalt beigetragen. Anstelle von Monokulturen werden viele verschiedene Pflanzen angebaut, die den unterschiedlichsten Arten Nahrung, Raum und Unterschlupf bieten.

Und Jetzt?

Jetzt heißt es mitmachen! Wer sich mit uns auf diese spannende Reise machen möchte, ist herzlich dazu eingeladen! Melde Dich gerne unter info@crowdsalat.eu. Hier gibt es weitere Informationen dazu. Wir freuen uns auf viele Menschen, die den Klima- und Umweltschutz aktiv voranbringen wollen und dabei noch leckerstes Gemüse genießen möchten.


Quellen


Über unsere Gastautorin:

Monika (Jahrgang ´75), verheiratet und Mutter von 3 Jungs, Mitglied im Vorstand der Solawi Crowdsalat, liebt frisches, regionales und saisonales Gemüse in allen Variationen….

Monikas Meinung:

Nur ein gesunder und fruchtbarer Boden wird uns und die nächsten Generationen gut ernähren können. Wir müssen jetzt anfangen, neue Wege zu gehen. Jeder kleine Schritt in die richtige Richtung ist wertvoll und gemeinsam müssen wir die Klimaziele erreichen. Die Welt ist gerade jetzt voller schwieriger Themen: lasst es uns gemeinsam anpacken!!!

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